Kreis Wesel. 58 Seiten dick ist der Entwurf für das Abfallwirtschaftskonzept Kreis Wesel. Er benennt fast jeden Aspekt. Weitere Ideen kommen aus den Kommunen.
In seinem Abfallwirtschaftskonzept schreibt der Kreis Wesel für die Jahre 2022 bis 2026 fest, wie die Abfallentsorgung organisiert wird, formuliert Ziele in der Müllvermeidung und seine Pläne in diesem Bereich. Dazu ist er gesetzlich verpflichtet. Gebilligt wurde der umfangreiche Entwurf bereits im letzten Jahr, der Kreistag beschloss seinerzeit zudem, die Städte und Gemeinden dazu anzuhören. Jetzt liegen die Ergebnisse vor: Alpen, Dinslaken, Hamminkeln, Kamp-Lintfort, Hünxe, Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Schermbeck, Sonsbeck, Wesel und Xanten haben sich dazu geäußert.
Ein Problem, das die Kommunen umtreibt, ist der Sperrmüllklau, wie Kamp-Lintfort anmerkt: Die für das Recycling lohnenden Elektrogroßgeräte stehen kaum an der Straße, schon werden sie von gut organisierten Gruppen gestohlen. Laut Kreisverwaltung ließe sich das nur durch einen „Fullservice“ lösen: Die Geräte müssten im Haushalt abgeholt werden. Der Verwertungserlös könnte das rechtfertigen – die Verwaltung will das mit den Kommunen diskutieren. Kreisweit bietet das Wertstoffmobil eine Alternative zur Straßensammlung.
Wasserstofftankstelle am Asdonkshof gewünscht
Dinslaken und Rheinberg wünschen sich die Produktion von „grünem Wasserstoff“ (H2) am Standort Asdonkshof, die es den Städten und Gemeinden ermöglichen würde, ihren Verpflichtungen nach dem „Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge“ besser nachzukommen. Müllfahrzeuge und Busse könnten dort tanken. Die Verwaltung will den Hinweis berücksichtigen und nimmt die Prüfung einer zentralen Versorgungseinrichtung am Asdonkshof in das Konzept auf – die zentrale Tankstelle wäre kostengünstiger als viele kleine Anlagen vor Ort.
Einen rechtsrheinischen Wertstoffhof, wie ihn Hamminkeln, Hünxe und Schermbeck gern sähen, lehnt Dinslaken ab, die Stadt hat einen eigenen. Die Verwaltung weist darauf hin, dass die Nutzer eines solchen Wertstoffhofs auch für die Kosten aufkommen müssten – die würden nicht kreisweit auf die Gebührenzahler umgelegt. Das gleiche gilt für einen gewünschten Umschlagplatz für Bioabfälle, den die Verwaltung für nicht sinnvoll weil zu kostspielig hält.
Sperrmüll künftig besser sortieren
Rheinberg legt Wert darauf, die Wiederverwertung von Sperrmüll zu stärken, dafür müssten die Stoffe aber besser sortiert werden. Funktionstaugliche Geräte sollten am Wertstoffhof abgegeben werden, so die Verwaltung. Das Abfallwirtschaftskonzept wird um den Punkt „Modernisierung und Optimierung der Sperrmüllsammlung“ erweitert. Wesel schlägt vor, gebrauchsfähige Gegenstände an Dritte weiter zu geben.
Helmut Czichy, zuständiges Vorstandsmitglied der Kreisverwaltung, berichtete von Gebrauchtwarenkaufhäusern in München und Hamburg. Kostendeckend sei das nicht, obwohl in München rund 200 Kunden täglich kommen. Es sei eine politische Frage, wie viel Geld man bereit sei zuzuschießen. Auch könne man darüber nachdenken, ins Recycling von Elektrogeräten einzusteigen, dieser Bereich wird derzeit von großen Privatfirmen besetzt.
Aus Moers, Neukirchen-Vluyn, Xanten und Alpen kommt Zustimmung zum Entwurf des Abfallwirtschaftskonzeptes. Der Ausschuss für Bauen und Abfallwirtschaft stimmte der Abwägungsvorlage der Verwaltung bei einer Enthaltung zu.
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