Schermbeck. Trotz Kritik beschloss der Ausschuss die Verkehrssituation im Ortskern Schermbeck probeweise zu ändern. Auch eine Arztpraxis äußerte Vorbehalte.

Dass das Verkehrs- und Mobilitätskonzept der Gemeinde Schermbeck umstritten ist, weiß auch Rainer Gardemann. Der CDU-Fraktionschef und Vorsitzende des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses versuchte daher gleich zu Beginn der Sitzung, die auch rund 20 Einwohner besuchten, die Wogen zu glätten: „Wir beschließen hier kein Konzept. Wie gucken uns an, wie die Probe läuft.“ Im Vorfeld der Sitzung waren drei kritische Schreiben bei der Verwaltung eingegangen - eines der Schermbecker Werbegemeinschaft, ein weiteres von der Hausarzt-Praxis Ammenwerth und ein drittes von einem betroffenen Anwohner.

Mittelstraße in Schermbeck soll entlastet werden

Eine „Nord-Süd-Netztrennung“ bei gleichzeitiger Öffnung von Marellenkämpe, Eschenstraße und Pastoratsweg wird demnächst für vier Monate bei dem Verkehrsversuch erprobt. Damit dies umgesetzt werden könne, raten die Verkehrsplaner unter anderem zu einer Öffnung von Wegebeziehungen, die sich als Straßenraum eignen. Sie sehen eine Entlastung des Kapellenweges vom Mehrverkehr und eine Verteilung des Verkehrs auf mehrere Straßen analog zur Marellenkämpe als Einrichtungsstraße.

Ein begleitender Gehweg sei notwendig und das Radfahren solle in Gegenrichtung zugelassen werden. Denkbare Straßenabschnitte seinen Ahornstraße, Eschenstraße und Pastoratsweg. Eine Prüfung der örtlichen Gegebenheiten sei jedoch noch notwendig.

Verkehrsplaner geht von „Chaostagen“ am Angang aus

Trotz der Vorbehalte beschloss der Ausschuss letztlich einstimmig die „Erprobung des Verkehrsführungsszenarios“, allerdings mit einer Änderungen: Statt wie von der Verwaltung vorgeschlagen für sechs Monate möchte die Politik den Verkehrsversuch „nur“ vier Monate laufen lassen. Zu der Frage, ob das dann überhaupt Aussagekraft habe, äußerte sich Verkehrsplaner Hans-Rainer Runge im Ausschuss: „In den ersten zwei, drei Tagen wird ein bisschen Chaos herrschen, nach ein bis zwei Wochen haben wir bereits ein normales Niveau, weil sich dann die Verkehrsteilnehmer in ihrem Verhalten auf die Neuerungen eingestellt haben.“ Laut dem Experten müsse man „alle zwei, drei Wochen noch mal nachschärfen“, erst nach vier Wochen könne man mit den Erhebungen anfangen – und nach vier Monaten sei man in der Lage diese zu bewerten.

Christdemokrat Günther Beck betonte zudem, dass der CDU wichtig sei, alle Rad- und Fußwege auch durchlässig zu gestalten, weil ja Ziel des Konzepts sei, die Verkehrsteilnehmer zu animieren vom Auto auf das Rad umzusteigen oder zu Fuß zu gehen. Beck appellierte, auch an Kinderwagen und Lastenräder zu denken – zudem solle der Verkehrsversuch „mit dem Ende der Sommerferien abschlossen sein.“

Grünen-Fraktionsvorsitzende Ulrike Trick fragte nach, ob die Kreispolizei auch nach der Änderung der Verkehrsführung Kontrollen zugesagt habe um die Neuerungen auch durchzusetzen. Dies sei jetzt noch zu früh diese Frage zu stellen, entgegnete die Verwaltung.

Arztpraxis befürchtet Probleme für ihre Patienten

In der Einwohnerfragestunde meldeten sich gleich drei von rund 20 Zuschauern – unter anderen ein Anwohner der Ahornstraße, der von „massiven Bedenken der Anwohnerschaft“ sprach. Und auch Arzt Helge Ammenwerth von der gleichnamigen Praxis ergriff das Wort: „Ich habe schon dreimal dem Bürgermeister einen Brief geschrieben, er möge bitte bei allen Planungen uns mit berücksichtigen“, so der Mediziner, der ergänzte, dies sei für seine Praxis an der Burgstraße besonders wichtig. „Jede Änderung der Verkehrsführung betrifft uns, weil die Patienten dann schlechter zu uns kommen“. Die Erreichbarkeit sei jetzt schon teilweise schwierig, bei einer eingeschränkten Befahrbarkeit der Mittelstraße befürchtet der Arzt weitere Probleme: „Ich kann mit der Praxis nicht einfach umziehen!“

Diese Straßenführung im Ortskern soll demnächst für vier Monate getestet werden.
Diese Straßenführung im Ortskern soll demnächst für vier Monate getestet werden. © Unbekannt | Runge IVP / JK