Schermbeck. . Der Bürgermeister verabschiedete die 75-Jährige in den Ruhestand. Sohn Helge, Schwiegertochter Philine und Dr. Katja Thiehoff übernehmen.

Nicht nur für Bürgermeister Mike Rexforth ist Dr. Hille Ammenwerth „eine wichtige Persönlichkeit“ – hunderte Schermbecker haben von den medizinischen Kenntnissen der Fachärztin für Allgemeinmedizin, die jetzt mit 75 Jahren in den Ruhestand geht, profitiert. „Die Menschen sind ihnen dankbar. Ich habe sehr hohen Respekt vor dem Beruf des Landarztes“, lobt der Bürgermeister.

Hille Ammenwerth fällt der Abschied vom aktiven Berufsleben als Landärztin nicht leicht. „Ja, es hat Tränen gegeben. Und auch viele Umarmungen“, sagt die 75-Jährige. Man merkt nach wenigen Sätzen, dass für sie ihr Beruf mehr war als nur ein Job: „Ich bin jeden Tag mit Freude in die Praxis gegangen – auch wenn ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe.“

Der Liebe wegen von Hamburg nach Schermbeck

Es war am 1. Oktober 1976, als sie nach Schermbeck kam. „Der Liebe wegen“, erklärt die Ärztin, die von Hamburg aus der Bitte ihres späteren Mannes Wilhelm folgte, in seiner Praxis mitzuarbeiten.

Jahre später waren die beiden nicht nur beruflich verbunden, Hille heiratete in die Arztfamilie ein, denn schon ihr Schwiegervater Geerhard war Arzt in Schermbeck. Auch künftig bleibt die Praxis an der Burgstraße im Ortskern in Familienhand: Ihr Sohn Helge, ihre Schwiegertochter Philine und Dr. Katja Thiehoff übernehmen.

Und auch für die ferne Zukunft könnte die ärztliche Versorgung in Schermbeck in der Familie bleiben, wie ein Gespräch von Hille Ammenwert kürzlich mit ihrer elfjährigen Enkeltocher Charlotte vermuten lässt: „Als ich sie mal gefragt habe ,Was willst du eigentlich mal werden?’ sagte sie spontan: ,Natürlich, Ärztin – wie Du!’

41 Jahre lang hat Hille Ammenwerth sich in Schermbeck um alles gekümmert, was ihren Patienten fehlte. Sie wohnte im selben Gebäude, in dem auch die Praxis war. „In den ersten 30 Jahren war man immer mit einem Ohr an der Haustürklingel oder am Telefon. Die Leute kamen einfach zu uns: Da standen die Herzinfarkte dann morgens vor der Tür.“

Heilung der Patienten bereitet ein Glücksgefühl

Im Laufe der Jahrzehnte hätten sich die Krankheitsbilder allerdings verändert, bilanziert die 75-Jährige: „Heute gibt es viel häufiger psychische Probleme.“ Abgenommen hätten dagegen – zumindest unter ihren Patienten – die Alkoholerkrankungen.

„Es gibt ja auch kaum noch den klassischen Frühshoppen“, nennt Ammenwerth eine naheliegende Ursache. Und bei manchen ihrer vielen Patienten habe sie durchaus „auf die Lebensführung erzieherischen Einfluss“ genommen.

Sie sagt rückblickend, ihre Patienten seien ihr ans Herz gewachsen. In dieser Zeit entstanden wertvolle Freundschaften, großes gegenseitiges Vertrauen – ja sogar echte Zuneigungen, so die scheidende Landärztin.

Dann sagt sie einen Satz, der viel über ihre Berufseinstellung verrät: „Es gibt Weniges, das dem Zufriedenheitsgefühl – manchmal sogar Glücksgefühl – eines verantwortungsvollen Arztes so nahekommt, wie dankbare Blicke eines geheilten Patienten.“

Ein langer gemeinsamer und gewonnener Weg im Kampf gegen eine böse Erkrankung zeige ihr immer wieder die Sinnhaftigkeit ihres Lebens. Aus dem engagierten, hoch qualifizierten Team der Gemeinschaftspraxis habe sie immer viel Kraft schöpfen können.

Garten, Küche und Ausflüge in die Hohe Mark

Wie geht es im Ruhestand weiter mit Hille Ammenwerth? „Neuerdings fange ich an zu backen vor lauter Langeweile“, erzählt sie. Im Garten und in der Küche wird die scheidende Ärztin öfter anzutreffen sein. Und wo noch? Mit ihrem Lebenspartner erkundet sie jetzt Umgebung von Schermbeck. „Es gibt hier nämlich ganz tolle Ecken, wie die Hohe Mark – die ist echt ein Traum“, schwärmt Ammenwerth.