Oberhausen. Manche Christdemokraten hofften auf ein besseres Ergebnis. Parteichefin rechnet mit einem langen Wahlabend. Ausgang im Wahlkreis noch offen.
Als um 18 Uhr die erste Prognose auf der Leinwand erscheint und der Balken für die CDU unterhalb der 30-Prozent-Marke bleibt, bricht bei der CDU zwar Applaus los, aber Jubel kommt erst später auf. Als Kanzlerkandidat Friedrich Merz vor die Kameras tritt und betont, dass die CDU eindeutig als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgegangen ist, scheint doch der überwiegende Teil der Christdemokraten den Stellenwert des Wahlerfolgs realisiert zu haben.
CDU-Parteichefin ist bei der Bewertung der Ergebnisse noch sehr vorsichtig
Bundestagskandidatin Simone-Tatjana Stehr bleibt aber in der Bewertung des Ergebnisses zu dieser Stunde noch recht vorsichtig. „Noch haben wir es mit Prognosen zu tun, da kann sich noch einiges bewegen“, sagte sie im Gespräch mit der Redaktion. Das gelte auch für das Resultat im Wahlkreis, für den Meinungsforschungsinstitute durchaus Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt hatten. Es sei eine enorme Aufholjagd gelungen, erklärte Stehr vor den versammelten Christdemokraten. Zu dem Zeitpunkt der Auszählung lag die CDU bei den Zweitstimmen nur 70 Stimmen hinter der SPD. Bei den Erststimmen kam sie auf etwa 26 Prozent, Konkurrent Vöpel auf 31 Prozent. „Es gab Bundestagswahlen, da lagen wir am Ende 16 Prozent hinter den Sozialdemokraten“, betonte Stehr. Sie dankte dem gesamten Wahlkampfteam, das zu dem Erfolg beigetragen habe.
Ein Ergebnis dieses Abends stellt die Oberhausener CDU-Chefin indes deutlich heraus, nämlich die hohe Wahlbeteiligung. Gerade in den vergangenen Wochen habe sie es auch im Wahlkampf erlebt, dass das Interesse an Politik gestiegen sei. Das halte sie in diesen Zeiten für ein sehr gutes Zeichen.
Gespräche drehen sich um mögliche Regierungskoalitionen

Wie auch schon zur vergangenen Bundestagswahl hatten sich die Christdemokraten im Vereinslokal der Sportfreunde Königshardt versammelt. Damals gab es nun für Jubel so gar keinen Anlass. Eine TV-Moderatorin sprach seinerzeit davon, dass die CDU „das schlechteste Ergebnis der Union in der Geschichte der Bundesrepublik“ eingefahren habe. Da sieht die Lage doch dieses Mal um einiges anders aus.
Bei Bier, Wein, Cola und anderen kühlen Getränken diskutieren an diesem Abend die etwa 100 Besucher unter anderem darüber, wie sich wohl eine tragfähige Regierung bilden lässt oder auch welche Kompromisse man eingehen kann und muss. Derweil erscheinen immer wieder neue Berechnungen auf der Leinwand, die das BSW und die FDP mal im Bundestag, mal an der 5-Prozent-Hürde gescheitert sehen. Ob die beiden Parteien den Einzug schaffen, hat nun mal wesentliche Auswirkungen auf die Sitzverteilung im Parlament.
Hier und da heißt es auch, mit dem Ergebnis werde, vielleicht mit Ausnahme der AfD, keine Partei so richtig glücklich sein. Andere Stimmen wiederum heben die hohe Wahlbeteiligung hervor und es nun darauf ankomme, den Wählerwillen zu respektieren.
An den Wahlständen drehte es sich neben Migration auch um Wirtschaft und die Baustellen in Oberhausen

Der Wahlkampf der zurückliegenden Wochen war durchaus herausfordernd, wie beispielsweise CDU-Fraktionsvize Dennis Osmann oder auch Ratsvertreter Robert Babic zu verstehen geben. Gewisse Sorge habe bestanden, dass die Stimmung kippen könnte, als Merz es zur Verschärfung des Asylrechts auf Stimmen der AfD ankommen ließ. Mit seinem Verhalten gefährde er die Brandmauer, musste sich der gebürtige Sauerländer auch Kritik aus den eigenen Reihen gefallen lassen.
Doch an den Wahlständen habe man kaum Unmut zu hören bekommen, meinte beispielsweise Fraktionsgeschäftsführer Tobias Henrix. Sicherlich habe das Thema Migration eine große Rolle gespielt, aber längst nicht ausschließlich. „Man hatte es meist mit der gesamten Bandbreite an Themen zu tun, Wirtschaft stand im Vordergrund. Vor allem aber bewegt die Menschen die Vielzahl der Baustellen in Oberhausen.“
16-Jährige erzählen vom Haustürwahlkampf in Oberhausen
Zur Wahlparty hatten sich auch die beiden 16-jährigen Daris und Justus gesellt, die ebenfalls ganz gebannt auf die ersten Zahlen warteten. Auch wenn sie noch nicht wählten durften, „haben wir Haustürwahlkampf geführt“, erzählen die zwei und sprechen über ganz gegensätzliche Erfahrungen: „Bei den einen waren wir sehr willkommen, die anderen haben uns überhaupt nicht haben wollen“.

Damit die Gäste den langen Wahlabend durchstehen, war ein reichhaltiges Büfett mit kalten und warmen Speisen vorbereitet. Kinder, denen langweilig werden konnte, waren auf eine Kiste mit Kostümen gestoßen. Ein Wahlkampf in Karnevalszeiten, den hatte es bislang auch nicht gegeben.
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