Mülheim. Im internen Richtungsstreit der Mülheimer SPD nimmt einer seinen Hut: der Sohn von Alt-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Die Gründe.

In der Mülheimer SPD geht ausgerechnet im harten Wahljahr 2025 eine Dynastie zu Ende, die die Partei über Jahrzehnte geprägt hat: Daniel Mühlenfeld, Sohn der Alt-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, wird zur Kommunalwahl 2025 nicht mehr für den Rat der Stadt kandidieren. Am Wochenende hatte der 46-Jährige dies in der Etatklausur der Ratsfraktion erklärt. Geräuschlos, wie geplant, als interne Ankündigung dürfte das nicht bleiben.

Denn die Gründe, aus denen sich der politikerfahrene Experte etwa in Fragen der Energie, Umwelt und Verkehr zurückzieht, verweisen auf eine weiterhin gespaltene SPD, die den Hader um den intern zu Fall gebrachten OB Ulrich Scholten noch immer nicht überwunden hat. Es geht dabei im Kern um die Personalie Filip Fischer und einen „neuen Stil der SPD“, den Mühlenfeld als „schaumschlägerische Politik“ bezeichnet, die dazu diene, den politischen Gegner als unfähig zu dokumentieren.

Mühlenfeld hat auch zum Bruch der Mülheimer SPD beigetragen

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Umstritten war aber auch Mühlenfeld, spätestens als er mit Parteigenossen wie dem Ex-Fraktionschef Dieter Spliethoff (ausgetreten), Claus Schindler (Fraktionsgeschäftsführer), Frank Mendack (Kämmerer) und Ulrich Ernst (ehemaliger Bildungsdezernent SPD) zumindest den sichtbaren Teil einer Gruppe bildete, die an dem Sturz Scholtens 2020 beteiligt waren. Innerhalb der Partei führte die Attacke auf den eigenen OB zur Zerreißprobe. Und extern zu einem dramatischen Stimmverlust im September 2020, als die SPD nur noch drittstärkste Kraft im Rat wurde.

Mühlenfeld bekleidete danach zwar weiterhin einen Sitz im Rat sowie in verschiedenen Gremien wie dem Umwelt- und Mobilitätsausschuss. Doch an der Spitze der Fraktion sah man den Sohn von Alt-OB Dagmar Mühlenfeld offenbar mehrheitlich nicht mehr. Und auch nicht als künftigen Chef, wie sich inzwischen herauskristallisiert hat: Filip Fischer soll nach der Kommunalwahl Margarete Wietelmann beerben und die Führung der Ratsfraktion übernehmen.

Kritik am neuen Stil der Mülheimer SPD: Zu viel werde skandalisiert

Dies war wohl der entscheidende Tropfen, der für Mühlenfelds Entscheidung sorgte: „Die im Herbst getroffene Personalentscheidung halte ich für eine Katastrophe“, teilte Mühlenfeld im Kreis einiger Genossen mit. Denn Fischer halte er für einen „Ehrgeizling“, der in der noch laufenden Wahlperiode „mit dem Gestus der besserwisserischen Vorwurfshaltung“ Schaden angerichtet und die SPD-Fraktion in eine politische Isolation geführt habe. Ohne Ehrgeiz war allerdings auch Mühlenfeld nicht: 2013 bewarb er sich um die Bundestagskandidatur, „auch um damals wieder in die Partei hineinzukommen“, sagt er heute gegenüber der Redaktion. Klare erhielt 86 Stimmen, Daniel Mühlenfeld nur 28.

Mühlenfeld sieht noch mehr im Argen: „Wenn es immer darum gehen muss, die Entscheidung des Mitbewerbers zu skandalisieren, bereite ich der Politikwahrnehmung der Öffentlichkeit den Boden, alles sei ein Riesenskandal, und auch den Menschen, die sagen, die etablierten Parteien sind nicht mehr unsere. Dieser Stil ist nicht der meine.“ Ein Großteil des Unterbezirksvorstands und der Fraktion seien aber wohl anderer Ansicht.

An seiner Entscheidung sei daher nicht mehr zu rütteln, auch wenn es Stimmen gebe, die ihn als „Gegengewicht“ zum neuen SPD-Trend in der Fraktion halten wollten. Mühlenfeld winkt ab: „Ich habe in den letzten drei Jahren so viel Kreide gefressen, dass ich inzwischen eine Staublunge habe. Auch dieses ständigen Verbiegens und Verstellens bin ich überdrüssig: Ich halte es nicht mehr aus, um des lieben Friedens willen offensichtliche Idiotie nicht mehr Idiotie nennen zu dürfen.“

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