Mülheim. Seit 1982 gab es bei Karin Cruysen Wäsche, Bademode und andere Kleidung. Beliebt war sie auch für ihre Sprüche. Stammkundinnen trauern um sie.
„Ein hautfarbener BH? - Da springt Ihnen der Mann doch von der Bettkante.“ Für Sprüche wie diese war Geschäftsfrau Karin Cruysen in Mülheim-Saarn jahrelang bekannt und beliebt. „Es war ihre lockere Art, ihre Offenheit und ihre Ehrlichkeit, die die Menschen mochten“, glaubt Jutta Jansen, die seit 38 Jahren in Cruysens Mode- und Dessous-Boutique arbeitet. Anfang Juni ist die Grande Dame nach längerer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben. „Time to say goodbye“-Aufkleber auf den Fensterscheiben erinnern an sie. Gleich daneben aber findet sich auch eine Botschaft, die sie sehr glücklich gemacht hätte, weiß Jansen: Auch über ihren Tod hinaus geht es weiter mit dem Laden!
„Meine Mutter hat sich immer gewünscht, dass ihr Geschäft fortgeführt wird“, so Tochter Anja Cruysen, die mit ihrem Atelier für Raumgestaltung ebenfalls eine Größe in der Saarner Geschäftswelt ist. Dass Jutta Jansen und zwei weitere langjährige Angestellte ihr diesen Wunsch nun mit viel Elan erfüllen wollen, sei „ein großer Trost“. Schon in der Kindheit waren Anja, die nun Inhaberin der Boutique ist, und Jutta, die ab sofort als Geschäftsführerin fungiert, befreundet. „Sie war für meine Mutter wie ein weiteres Kind.“ Da passe es einfach, deren Traum gemeinsam fortzuschreiben.
Karin Cruysen war die erste, die in Mülheim Dessous anbot: „Es gab einen Riesenaufschrei“
Mutig angegangen war Karin Cruysen diesen Traum im März 1982. Damals übernahm die gelernte Friseurin und zweifache Mutter das ehemalige Modegeschäft Menzen. „Sie konnte immer schon gut verkaufen, hatte durch ihren Beruf gelernt, auf Menschen einzugehen, sie zu verschönern. Außerdem trug sie das Gen der Selbstständigkeit in sich“, so Tochter Anja. Die heute 54-Jährige spielte schon früh eine besondere Rolle im Laden. Als junge Raumgestalterin unterstützte sie die Mutter bei der Idee, neben klassischer Kleidung auch hochwertige Dessous ins Programm zu nehmen. „Sie war damit in Saarn die erste ihrer Art und es gab einen Riesenaufschrei.“
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Obwohl schon Mitte der 80er Jahre, wurde die Wäsche in einem extra Raum angeboten. Tochter Anja stattete diesen „mit hellblauen Wolken-Raffrollos“ aus. „Das sah toll aus, aber manche haben trotzdem nur gesagt: Das ist puffig.“ Zum Glück seien Karin Cruysen solche Kommentare gänzlich egal gewesen, „da stand sie drüber.“ Zu Recht, wie sich schnell herausstellte: Neben empörten Menschen gab es nämlich auch glückliche, die das neue Angebot in Saarn feierten.
„Ist das wirklich wahr?!“ - „So eine tolle Frau...“
Vor rund 20 Jahren musste Cruysen ihren Laden dann räumen. Das Gebäude wurde abgerissen, um Platz zu schaffen für den Neubau von „Blumen von der Bey“. Vorübergehend kam sie mit ihrem Betrieb im Hinterhof der Tochter unter, schräg gegenüber des Saarner Marktplatzes. Vor 18 Jahren dann bezog sie die rund 80 Quadratmeter im Haus Düsseldorfer Straße 30, wo der Laden sich heute noch befindet. Und wo nach wie vor Kundinnen reinscheinen, die erst jetzt vom Tod erfahren haben, bestürzt sind. So auch beim Pressetermin: „Ist das wirklich wahr?!“ - „So eine tolle Frau...“
Da ist Traurigkeit, keine Frage. Aber da ist auch Aufbruchstimmung. Neben Wäsche und Bademoden ist der Laden bekannt für Hosen, Blusen, Pullis und Co. Dabei werde es bleiben, „wir bewahren das Erbe meiner Mutter“, sagt Anja Cruysen, und doch befinde man sich aktuell „in einer Findungsphase“. Man werde manches verändern, modernisieren, wolle „auch modische, flippige, jüngere Menschen ansprechen“. Die Kundinnen könnten sich auf Überraschungen freuen, „auf frischen Wind, ein Facelifting“. Schon bald sollen beispielsweise riesige Engelsflügel auf den Scheiben im Eingang kleben, „ganz so wie bei Victoria‘s Secret“, dem weltweit bekannten Wäsche-Hersteller.
Via Instagram und einen monatlichen Flyer wird Anja Cruysen über Neuigkeiten berichten
Via Instagram (cruysen_mode_und_dessous sowie cruysen_trendlovers) und einem monatlichen Flyer werde man Neuigkeiten verbreiten. Die Ideen gingen ihr nie aus, sagt Anja Cruysen - „ich muss eher aufpassen, dass ich nicht zu viele Sachen mache, muss ausloten, was unseren Kunden gefällt“. Denn ein besonderer Treffpunkt für Menschen, die nicht nur einkaufen, sondern auch mal ein Schwätzchen halten und sich wohlfühlen wollen, soll der Laden unbedingt bleiben.
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