Mülheim. Mülheims Verwaltung feilt an den Parkstadt-Plänen, das Bürger-Netzwerk untermauert seine Forderungen für Neubauten auf altem Tengelmann-Areal.

Mit einer Plakat-Aktion untermauert das Netzwerk „Parkstadt Mülheim – aber richtig!“ vor dem Schlussspurt der Debatte um die Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Areals noch einmal seine Positionen.

In Speldorf und Broich werde man an frequentierten Orten plakatieren, so Netzwerk-Sprecher Joachim Mahrholdt. Die Initiative versteht sich bekanntlich nicht als radikaler Gegner der Parkstadt, will aber deutlich weniger Bebauung als jene 89.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, die Investor Soravia für das Gelände vorschweben.

„Dieses Megaprojekt passt überhaupt nicht in unsere historisch gewachsenen Stadtteile“

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Das Netzwerk erinnert daran, dass sich seiner Forderung nach einer maßvollen Entwicklung in der Vergangenheit mehr als 4100 Personen über eine Petition angeschlossen hatten.

„Die Menschen sollen wissen, wofür unser Netzwerk eintritt und was seine konkreten Ziele sind“, sagt zur aktuellen Plakat-Aktion Reiner Geßwein, der sich als Broicher in der Bürgerinitiative engagiert. „Es darf nicht sein, dass trotz aller Verzögerungen, die man aus den verschiedensten Gründen im Bebauungsplanverfahren gerade erlebt, weiter an den überdimensionierten Plänen festgehalten wird. Dieses Megaprojekt passt in der vorliegenden Form überhaupt nicht in unsere historisch gewachsenen Stadtteile Speldorf und Broich.“ Geßwein fordert zudem, dass Bürgerinnen und Bürger der überschuldeten Stadt nicht indirekt für Planungen, Verkehrsanbindungen und Infrastrukturen zur Kasse gebeten werden.

Mülheims Parkstadt-Netzwerk stellt sieben Kernforderungen auf

Eine der sieben Kernforderungen, die das Netzwerk auf ihren Plakaten in die Bürgerschaft tragen will: Es will keine Hochhäuser (mehr als acht Geschosse) in der Parkstadt; aktuell sind vier Hochhäuser mit elf, 13 und 15 Geschossen im städtebaulichen Entwurf skizziert. Hochhäuser passten nicht zu dem Häuser-Bestand ringsum, so das Netzwerk. Es fordert eine klimafreundliche Bebauung, „die sowohl städtebaulich als auch architektonisch höchsten Ansprüchen genügt und die Nachbarschaft respektiert“.

Sie solle nicht zu dicht sein, es solle insbesondere auch bezahlbare Wohnungen geben, „die dem tatsächlichen Wohnbedarf der Bevölkerung entsprechen“. Zu dieser Frage will die Stadtverwaltung nach den Ferien bekanntlich ein aktuelles „Handlungskonzept Wohnen“ vorlegen. Das Gutachten soll aufzeigen, welche Neubauten in welcher Größenordnung und Wohnqualität in Mülheim vonnöten sind.

Mülheimer Netzwerk fordert weniger Gewerbe und Verzicht auf Tiefgaragen

Ferner drückt das Netzwerk seine Sorge aus, dass die Nachbarschaft durch übermäßige Gewerbeansiedlungen belastet werden könnte. Es fordert daher eine Reduzierung der Flächen und für Ansiedlungen Wohnverträglichkeit. Weniger Bauvolumen sei auch deshalb sinnvoll, um die Quartiere ringsum nicht überbordend durch zusätzlichen Verkehr zu belasten. Tiefgaragen lehnt das Netzwerk ab. Sie seien klimaschädlich und eine Gefahr für das Grundwasser.

Kritisch beäugt das Netzwerk die Finanzierungsschwierigkeiten, die zuletzt im Soravia-Konzern gar zu Insolvenzverfahren für Tochtergesellschaften geführt hatten. Das Netzwerk mahnt bei der Stadt an, sich ausreichend abzusichern, um keine Bauruinen zu riskieren und nicht an Folgekosten hängen zu bleiben. Schließlich besteht der Anspruch auf eine „umfassende und transparente Bürgerbeteiligung“ vor politischen Beschlüssen. Baudezernent Felix Blasch hatte dies immer wieder zugesichert.

Geschäftsfrau in Mülheim-Broich ist gegen Hochhäuser und hat viele Fragen

Am vergangenen Freitag platzierte auch Geschäftsfrau Sabine Tischler eines der Netzwerk-Plakate an ihrem Geschäft „Wollfühlraum“ an der Kirchstraße in Broich. Tischler ist auch als Anwohnerin der Hermannstraße betroffen von den Parkstadt-Plänen. „Meine Oma hat schon immer gesagt: Man spannt den Regenschirm auf, bevor es regnet“, begründet sie ihre kritische Haltung zum Investitionsprojekt.

Grundsätzlich habe sie nichts gegen den Bau einer Parkstadt, auch nicht gegen Gewerbeansiedlungen dort, sagt Tischler. Die Wucht der angedachten Hochhäuser aber, die Sorge vor sozialen Verwerfungen durch den Zuzug Tausender Menschen oder einem Verkehrskollaps aber ließen sie zweifeln, ob der Stadtteil eine derart dimensionierte Entwicklung vertragen könne. Schon jetzt habe der Verkehr im Viertel stark zugenommen, morgens komme sie mit dem Rad kaum noch aus ihrer Ausfahrt, viel Verkehr weiche auf die kleinen Nebenstraßen aus. Und was bringt die Versiegelung durch Tiefgaragen? Wieder, wie häufig in der Vergangenheit, vollgelaufene Keller und überflutete Gärten? Tischler hat viele Fragen, auf die sie Antworten haben will. Gutachten dazu sind noch unter Verschluss.

Das Netzwerk informiert auf seiner eigenen Website und steht dort für den Austausch parat: parkstadt-muelheim-aber-richtig.de.

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