Mülheim/Wien. In Wien hat Investor Soravia gebaut, was es in Mülheims Parkstadt auch geben soll: ein Gebäude, das seine Raumtemperatur selbst reguliert.
An seinem Heimatstandort Wien hat der österreichische Projektentwickler Soravia jüngst einen Bau fertiggestellt und an seinen neuen Eigentümer übergeben, den es so auch in Mülheims Parkstadt geben soll. Das Gebäude ist nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards konzipiert, das Versprechen: Es kommt komplett ohne Heizung und Kühlung aus. Der Bau ist so konzipiert, dass er selbst für eine optimale Temperatur- und Luftregulierung sorgt.
Anfang Juni in der Seestadt Aspern vor den Toren Wiens, wo bis in die 2030er-Jahre hinein eine komplett neue Stadt mit hochwertigem Wohnraum für mehr als 25.000 Menschen und über 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen soll. Prof. Dr. Florian Kainz steht in der Sonne und schwärmt von der „termingerechten Fertigstellung unserer einzigartigen Präsenzstätte“. Kainz ist gleichsam Vertreter der neuen Eigentümerschaft von einem der drei hier emporgewachsenen Bürogebäude des Robin-Projektes von Soravia und des ersten Nutzers der Immobilie, einem Verbund der Privatuniversität Schloss Seeburg, der Hochschule für angewandtes Management, der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport sowie des Internationalen Fußball Instituts.
Hochschulen als erste Mieter: „Keine Energie verschwenden“
Der Hochschul-Hub für die vier Bildungseinrichtungen will zum Start des Wintersemesters Mitte September bis zu 750 Studierenden, Lehrenden und Forschenden auf rund 2500 Quadratmetern im 22. Wiener Gemeindebezirk modernsten Raum für Bildung, Forschung, Administration und Freizeitgestaltung bieten.
Maßgeschneidert sei das Gebäude für den Hochschulbetrieb, lobt Kainz die abgestimmte Planung mit Soravia. Er stellt insbesondere auch die Bedeutung heraus, die der nachhaltige Bau für die Ansiedlung der Hochschulen gespielt hat. „Wir sind sehr stolz, mit unserem neuen, von der Natur inspirierten und außerordentlich energieeffizienten Standort einen Beitrag für klimafreundliche Stadtentwicklung zu leisten“, so der Geschäftsführer der Privatuni Schloss Seeburg. Man habe exakt nach einem solchen Standort Ausschau gehalten. Er entspreche dem eigenen ideologischen Ansinnen, in Verantwortung für die nächste Generation zu handeln und eine Immobilie zu beziehen, die „keine Energie verschwendet“.
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Entwickler Soravia schafft in Wiener „Seestadt“ Exempel für nachhaltiges Bauen
Genau dieses Versprechen gibt Bauherrin Soravia, die in Kooperation mit der 2226 GmbH aus dem österreichischen Lustenau insgesamt drei Gebäude im Projekt „Robin Seestadt“ errichten lässt. Noch in diesem Sommer soll das Ensemble komplett sein in seiner Grundstruktur. Künftige Nutzer sollen im Innern hohe Flexibilität bei der Aufteilung haben.
Der Clou dabei: Mit einem von 2226 entwickelten Konzept benötigen die Robin-Gebäude weder Heizung noch Kühlung im systembedingten Betrieb. Möglich macht dies eine Kombination aus 80 Zentimeter starken Ziegelwänden und dreifach verglasten Holzfenstern. Eine Photovoltaikanlage und modernste Sensortechnologie, die Lüftungsflügel mit einer Messung im 90-Sekunden-Takt automatisch steuert, sorgen für die Temperatur- und Luftregulierung. Lediglich der Hörsaal ist mit zusätzlicher Lüftung ausgestattet - wegen der hohen Besucherfrequenz bei Veranstaltungen. Auch für die Gastronomiefläche nebenan ist eigene Energietechnik nötig, weil in der Gastronomie Eingangstüren immer wieder offenstehen.
Software-Steuerung garantiert Temperaturen zwischen 22 und 26 Grad in Robin-Bauten
Überall sonst im Gebäude öffnen und schließen Fensterflügel selbstständig, um Wärme, Kälte und frische Luft zu managen. Im strengen Winter wie im Hochsommer soll so eine Innentemperatur von 22 bis 26 Grad garantiert sein. Sollte doch mal eine übermäßige Zahl an Tropennächten das System überfordern, könne eine PV-betriebene Wärmepumpe für die Bauteil-Aktivierung zur entsprechenden Kühlung zugeschaltet werden, so Soravia-Projektleiterin Kristina Hripchenko bei einem Besichtigungstermin vor Ort. Die tiefen Fensterlaibungen sorgten im Sommer dafür, dass sich die Räume nicht so stark aufheizen. Auch unterstütze die thermische Trägheit in der massiven Bauweise den Prozess, Sommerwärme in den Herbst hinein zu transportieren, um dann wiederum für wohltemperierte Innenräume zu sorgen. Im Winter soll es allein schon reichen, mit der ausgestrahlten Wärme der Menschen im Gebäude, von Computern und künstlichem Licht die Raumtemperatur bei mindestens 22 Grad Celsius zu halten. „Die Kombination aus Baumasse und Software macht Robin aus. Das ist der ganze Zauber dahinter“, so Hripchenko.
Das ausgeklügelte System, in Lustenau vom Pionier-Unternehmen „2226“ seit zehn Jahren in der Praxiserprobung und Weiterentwicklung, kommt ohne CO₂-Ausstoß beim Heizen und Kühlen aus. Insgesamt wird für die Robin-Gebäude mit einer Reduzierung des CO₂-Ausstoßes um 40 Prozent gegenüber konventionell errichteten Gebäuden gerechnet.
Robin-Bau in Mülheims Parkstadt: Warum Soravia noch abwartet
Nicht nur die Nachhaltigkeit, die in den goldzertifizierten Gebäuden nach ÖGNB-Standard stecke, lasse eine gute Vermarktung solcher Robin-Immobilien in Aussicht stehen, so Lorenz Tragatschnig, der als Projektleiter Soravias Parkstadt-Planungen in Mülheim verantwortet, mit Blick auf die zunehmende Bedeutung des ESG-Nachhaltigkeitsreportings für Firmen. Versprochen wird Nutzern von Robin-Gebäuden zudem eine erhebliche Reduzierung von Betriebskosten, weil eben keine Heizenergie vonnöten sei und der Verzicht auf wuchtige Energietechnik auch Wartungskosten gering halte, so Projektleiterin Hripchenko. Die Baukosten für ein Gebäude nach Robin-Konzept lägen auch nicht höher als bei herkömmlichen Bauten. Banken hätten sich „darum gerissen, das Projekt in der Seestadt zu finanzieren“.
Auch in Mülheims Parkstadt will Soravia einen Robin-Bau als Büroimmobilie realisieren. Geplant ist weiter ein Standort direkt angrenzend zur alten Tengelmann-Zufahrt an der Ulmenallee. In derartigen Projekten sieht Projektplaner Kurzacz-Dörflinger einen Fingerzeig für die Zukunft. Wenn das Robin-Ensemble in der Seestadt Aspern mit Leben gefüllt und als Wohlfühlraum erlebbar sei, habe es das Zeug dazu, „Menschen zum Umdenken zu bewegen“. Möglich seien solche Gebäude ohne Heizung und Lüftung, das zeigten Projekte andernorts, schließlich auch im Wohnungsbau - wenn Menschen sich denn so disziplinierten, die große Terrassentür auch geschlossen zu halten.
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