Mülheim. Mit einem Balkonkraftwerk soll man Strom bald kostenlos ernten können. Ein Jahr lang haben wir den Selbstversuch in Mülheim gewagt. Unser Fazit.
Wäre doch jeder Tag so gewesen wie der 8. Juni 2024: 605 Watt pro Stunde strömten da am Mittag von meinem Gartenhausdach in den Wechselrichter und versorgten den Haushalt. 4,42 Kilowatt Sonnenstrom erntete das Balkonkraftwerk insgesamt. Schon um 6 Uhr kitzelten die ersten Sonnenstrahlen 13 Watt aus den Paneelen und sendeten gegen 21.05 Uhr ihren Abschiedsgruß mit 12 Watt. Leider war nicht jeder Tag so ertragreich. Gelohnt hat es sich aber schon.
Vielleicht liegt es nur an meiner Erwartung: Mit 400 Kilowattstunden im Jahr hatte ich vorsichtig kalkuliert, denn 2024 hatte sich im Frühjahr schon verregnet angekündigt. Denn im April lag ich erst bei rund 153,76 Kilowattstunden. Das aber änderte sich schlagartig.
Trotz durchwachsenem Mülheimer Sommer viel Strom geerntet
Schon im Mai ging die Ernte hoch auf 78,24 und blieb von da an bis Juli etwa gleich. Erst der August zeigte mit 71,62 Kilowattstunden an, dass der Scheitelpunkt für Sonnenenergie erreicht war. Immerhin rang der wechselhafte September der Sonne noch 48,81 Kw/h ab.
In Summe schenkte die Natur 516,65 Kilowattstunden. Das sind etwa neun Prozent dessen, was unser Haushalt im Jahr inklusive E-Auto verbraucht. Oder in blanker Münze gerechnet: 175 Euro der gesamten Stromkosten sparte das BKW im Jahr, da wir rund 34 Cent pro Kilowattstunde zahlen.
Balkonkraftwerk: Ab wann sich die Investition „gelohnt“ hat
Doch natürlich ist der Strom nicht „umsonst“, denn die Anlage mit Montageprofilen hat im September 2023 noch rund 600 Euro gekostet. Oder besser gesagt: „noch nicht umsonst“. Denn bliebe es bei den Erträgen, hätten sich die Investitionskosten nach nur dreieinhalb Jahren eingespielt.
Wer weniger Cent für seinen Strom zahlt, hat die Kosten zwar erst später amortisiert. Doch am Ende profitiert auch er, denn die Panels sollen gut 20 Jahre halten. Allenfalls müsste der Wechselrichter nach zehn Jahren getauscht werden - der kostet derzeit noch 150 Euro.
Voraussetzung ist jedoch dabei, dass man den Strom auch dann nutzen kann, wenn er fließt. Ansonsten wandert der überflüssige Strom ins Stromnetz. Wer dagegen tagsüber nicht zuhause ist, kann zumindest seine Grundlast damit abdecken, sie kann je nach Haushaltsgröße zwischen 300 und 400 Watt betragen.
Sparen Strom, aber sind BKW auch ökologisch vertretbar?
Doch sind Balkonkraftwerke auch ökologisch vertretbar? Zumindest seine Energiekosten in der Herstellung, im Transport und in der Entsorgung soll das BKW laut Umweltbundesamt in bereits zwei Jahren eingefahren haben. Auch in der CO2-Bilanz schneidet es mit 30 bis 60 Gramm indirektem CO2 pro Kilowattstunde Strom gegenüber dem üblichen Strommix (ca. 480 Gramm pro Kw/h) sehr ordentlich ab.
Eine Schattenseite gibt es jedoch: Was passiert mit ausgedienten Panels? Sie können nicht unbedenkliche Stoffe wie Blei oder Cadmium enthalten und müssen daher auf dem Wertstoffhof entsorgt werden. Ein Teil der Panels werden verbrannt. Laut Umweltbundesamt liegt die Quote beim Recycling von alten PV-Modulen dennoch bei etwa 92 Prozent.
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