Lissabon/Mülheim/Essen. Das Rhein-Ruhr-Zentrum wird „Shopping Resort“ für Einkauf, Freizeit, Gastronomie. In Lissabon gibt es das schon. Was Gäste dort erwartet.
Ein Tag im Center, und der Hund kommt mit. Im Schmuckgeschäft, im Sportshop oder in der Espresso-Bar sind Vierbeiner willkommen. Austoben können sie sich im Hundepark mit Trainingsparcours unter freiem Himmel. „Bei uns in Portugal gehören Hunde zur Familie“, sagt Pedro Pereira, Centermanager des UBBO vor den Türen Lissabons, „also dürfen sie mit ins Center.“
Nicht alle, aber viele der rund 280 Shops erlauben den Zutritt auf Pfoten, darunter Primark. Es gibt klare Regeln: Restaurants oder Spielplätze sind tabu. Der Hund muss über eine App registriert werden, inklusive Impf- und Versicherungsnachweis, und im Center ein Erkennungshalstuch tragen. Dann kann der hundefreundliche Bummel im „Shopping Resort“ beginnen.
Rhein-Ruhr-Zentrum Mülheim soll „Shopping Resort“ werden, wie das UBBO
Ein Besuch im UBBO ist aufschlussreich für alle, die einen Blick in die Zukunft des Rhein-Ruhr-Zentrums werfen möchten. Das - laut Eigentümern - größte Einkaufszentrum Portugals, das ursprünglich „Dolce Vita Tejo“ hieß, wurde 2015 von der Eurofund-Gruppe erworben und in den folgenden Jahren umgestaltet. Sie kaufte 2023, mit einem anderen Finanzpartner, auch das Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ).
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Das Konzept „Shopping Resort“, das Eurofund verfolgt, wurde erstmals 2012 im Puerto Venecia Zaragoza umgesetzt. Als zweites Center folgte das UBBO. Mit dem Erwerb des RRZ an der Stadtgrenze Mülheim/Essen tastet sich das Unternehmen erstmals nach Deutschland vor. Die Idee: Gäste sollen im Center nicht nur einkaufen, sondern alltägliche Erledigungen machen und viel Freizeit verbringen. „Unsere Umbauarbeiten des RRZ zielen darauf ab, dass die Menschen jeden Tag einen Grund haben werden, das Center zu besuchen“, erklärt Neven Grzeta, CEO Germany bei Eurofund..
„Frühstücksfrage“ am Wochenende: Freizeitangebote für die ganze Familie
Der Manager spricht gerne von der „Frühstücksfrage“ am Küchentisch einer Familie am Wochenende: „Was machen wir heute?“ Im Idealfall, aus Betreibersicht, fahren alle gemeinsam zum Center, um dort den Tag zu gestalten.
Ankunftsbereich im UBBO ist ein riesiger überdachter Platz, der früher eine leere, triste Fläche war. Dort wurde eine 120 Quadratmeter große LED-Leinwand installiert und eine große Kletterwand. Hier, auf dem zentralen Platz, finden laut Centermanagement jährlich 50 bis 60 Events statt. Es gab schon Comedy- und Quiz-Abende, einen Feuerwehr-Wettkampf, Tanz-Contests, eine Eislaufbahn und vieles mehr. Anfangs hätten sie dafür bezahlen müssen, berichtet Centermanager Pedro Pereira, „mittlerweile erhalten wir Geld von Veranstaltern, damit Events bei uns stattfinden können“.
Trampolin-Park, Virtual Reality, Spielstadt für bis zu 1000 Kinder
Das UBBO liegt in Amadora, einer großen Vorstadt Lissabons, direkt an der Autobahn - wie das RRZ nahe der A40. Die vermietbare Gesamtfläche beträgt 105.000 Quadratmeter, davon rund 10.000 Quadratmeter für verschiedenste Freizeitangebote. Es gibt unter anderem einen Trampolinpark, einen Raum für VI-Spiele (Virtual Reality) und ein spektakuläres Angebot für Kinder, erdacht in Mexiko: „Kidzania“. Dahinter verbirgt sich eine Stadt im Kleinformat, in der Kinder Erwachsene spielen können - von der Zahnarztpraxis über Feuerwache, Supermarkt, Fernsehstudio bis zur Pizzeria. Bis zu 1000 Kids können hier gleichzeitig herumwuseln.
Ebenfalls unter dem Dach des UBBO befindet sich ein Privatkrankenhaus, 15.000 Quadratmeter groß, mit 60 Betten, Notaufnahme und Intensivstation. Es gibt eine eigene Polizeistation, ein Wasch- und Pflegecenter für Autos, ein Fitnessstudio, einen Coworking-Space für mobiles Arbeiten, ein Modeoutlet, vier Spielplätze, Tattoo-Studios. Das UCI-Kino mit neun Sälen ist komplett mit verstellbaren Leder-Luxussesseln („Reclining Seats“) ausgestattet, wie sie auch für das Cinemaxx im RRZ geplant sind. Tickets kosten 11 Euro, für 14 Euro kann man sich auf Lounge-Betten ablegen.
Besucherzahlen nach Umbau stetig gestiegen, kaum Leerstand
Die Besucherzahlen im UBBO sind, nach einem Corona-Knick, stetig gestiegen. 2017 kamen demnach jährlich rund 15,4 Millionen Gäste, 2023 wurden 20,4 Millionen gezählt. Leerstand gibt es dort kaum: Nach Aussage von Andreas Gillen, CEO Iberia bei Eurofund, seien etwa 98 Prozent der Ladenflächen belegt. Ein „kleiner strategischer Leerstand“ sei nötig für Neuvermietungen oder Umgestaltungen. Der Gastro-Bereich ist laut Eigentümer vollständig belegt.
„Bei uns gehören Hunde zur Familie, also dürfen sie mit ins Center. “
Das Durchschnittsalter der Besucherinnen und Besucher liege in der mittleren Altersgruppe, 35 bis 44 Jahre, berichtet das Centermanagement. Tendenziell seien es mehr Frauen als Männer.
Hohe Decken, Doppelfassaden auch im Rhein-Ruhr-Zentrum geplant
Das RRZ soll und kann keine Kopie des UBBO werden, stellen die Eigentümer klar. Das Konzept „Shopping Resort“ muss erstmals an deutsche Gegebenheiten angepasst werden. Doch einige zentrale Elemente sollen übertragen werden. Etwa die Innenarchitektur: Das UBBO hat auffällig hohe Decken, charakteristisch für die Geschäftseingänge sind Doppelfassaden, auf denen sich die Mieter mit ihren Marken präsentieren.
Einen ähnlichen Look soll auch das Rhein-Ruhr-Zentrum bekommen. Alle Decken sollen entfernt und dafür Holzpaneele angebracht werden. Das Center soll im Inneren deutlich höher und großzügiger wirken. Zum neuen „Herzen“ des RRZ, ähnlich dem zentralen Platz im UBBO, könnte die jetzige Food Lounge werden, wo sich auch das Cinemaxx befindet.
Rhein-Ruhr-Zentrum: Name soll bleiben - „nicht negativ behaftet“
Dem UBBO wurde im Zuge des Umbaus ein neuer Name gegeben. „Dolce Vita Tejo“, wie das Center früher hieß, sei „eine veraltete Marke“, steht in einer Präsentation von Eurofund. „Sie repräsentierte eindeutig die Vergangenheit und war die Essenz eines uninspirierten Einkaufszentrums.“
Auch der Name Rhein-Ruhr-Zentrum hat eine lange Tradition - seit Eröffnung des Centers auf einem ehemaligen Zechengelände im Frühjahr 1973. Eine Umbenennung sei jedoch nicht geplant, heißt es auf Anfrage bei Eurofund. „Der Name ,Rhein-Ruhr-Zentrum‘ ist nicht negativ behaftet“, meint Neven Grzeta, CEO Germany bei Eurofund.
Eurofund will weitere Einkaufszentren in Deutschland übernehmen
Der Erwerb des RRZ - durch ein Joint Venture von Eurofund mit Signal Capital Partners - ist das erste Engagement des Unternehmens in Deutschland. Eurofund ist jetzt mit acht Centern in fünf europäischen Ländern aktiv und auf Expansionskurs. „Wir arbeiten an weiteren Akquisen in Deutschland“, bestätigt Manager Neven Grzeta. Welche bestehenden Einkaufszentren Eurofund konkret im Blick hat, dazu äußert er sich nicht, sagt nur: „Sie müssen Potenzial haben. Wir nutzen gute Gelegenheiten, springen aber nicht auf alles an.“
Mit insgesamt rund 50 Millionen Euro wurde das UBBO umgestaltet. In den Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums wollen Eurofund und Partner rund 180 Millionen investieren, so der jetzige Stand. Vor allem wollen sie deutlich machen, dass die Umgestaltung Jahre dauert. „Wir verstehen, dass die Öffentlichkeit ungeduldig ist“, erklärt Grzeta, „doch solche Dinge brauchen Zeit.“ In Portugal, ergänzt Andreas Gillen, habe es vier Jahre gedauert, um das Projekt zum Erfolg zu führen.
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