Mülheim. Was ist der Einzelhandelsstandort Innenstadt Mülheim noch wert? Ein großer Händler wird deutlich: „Das kann keiner mehr erwirtschaften.“
Im 51. Jahr seiner Existenz im Mülheimer Forum macht sich ein Einzelhändler große Sorgen, wie zukunftsträchtig sein Geschäft im Einkaufszentrum der Innenstadt noch ist. „Das kann keiner mehr erwirtschaften“, blickt er auf die Jahresabschlüsse der vergangenen Jahre.
Die Rede ist von Edeka Paschmann. Seit der Eröffnung des damaligen City Centers im März 1974 ist das Mülheimer Familienunternehmen am Standort mit einem Lebensmittelgeschäft präsent, seit 1993 im Kellergeschoss. Immer wieder umgebaut und erweitert, hatte Heinz Wilhelm Paschmann (83) als Firmengründer dieser Tage noch betont, wie imageprägend der Standort für das Unternehmen gewesen - und noch immer sei.
Händler im Forum Mülheim: Nebenkosten sind kaum zu erwirtschaften
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Und doch: Paschmann senior, der die Verantwortung für das Familienunternehmen mittlerweile an seinen Sohn Falk übertragen hat, betrachtet den Supermarkt-Betrieb in der City seit Jahren mit Sorge. „Er ist heute nicht mehr rentabel. Heute schreiben wir eine schwache Null, einige Jahre davor war es sehr viel Verlust, auch weil wir sehr teuer umgebaut haben“, so Paschmann.
Mit 13 Millionen Euro sei der Jahresumsatz „gar nicht schlecht“, sagt der 83-Jährige mit Blick auf rund 3500 zahlende Kunden am Tag. Auch die Miete sei in Ordnung, allein die Nebenkosten seien aber „kaum noch zu erwirtschaften“. Weil man als Forum-Mieter auch an der Umlage etwa für Wachdienst, Rolltreppen, Weihnachtsbeleuchtung und Co. beteiligt werde, lägen die Nebenkosten mit rund drei Prozent unvergleichlich hoch und seien mit den geringen Margen im Lebensmittel-Einzelhandel kaum zu bestreiten.
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„Keiner trägt eine Kiste Bier durch die Innenstadt...“
„So ist der Laden gefährdet“, sagt Paschmann auch mit Blick darauf, dass der Mietvertrag ohnehin 2027 auslaufe. Es gibt allerdings für Paschmann noch eine Möglichkeit, durch eine Option den Mietvertrag um mehrere Jahre zu verlängern. Paschmann hofft auf ein Entgegenkommen der Forum-Eigentümer von Commerz Real; auch ein Umbau mit umfassenden Modernisierungen sei nötig - und nicht ohne den Vermieter machbar. Der letztmalige Umbau vor rund zehn Jahren habe 3,5 Millionen Euro verschlungen, so Paschmann senior. In ähnlicher Größenordnung sei auch jetzt zu kalkulieren.
Man ergänze sich im Center ganz gut mit dem Aldi-Discount nebenan. Natürlich aber spüre man die Probleme der Innenstadt, auch die langwierige, von viel Leerstand begleitete Umstrukturierung des Einkaufszentrums zum Forum Medikum bringe Umsatzeinbußen. Dazu die Besonderheiten, die dem Standort inmitten der Innenstadt ohnehin anhaften: keine kostenlosen Parkplätze direkt vor dem Laden, der Trend weg vom fußläufigen Einkauf, eher Klein- als Großeinkäufe. „Keiner trägt eine Kiste Bier oder eine große Packung Waschpulver durch die Innenstadt.“ Hinzu kämen die langwierigen Baustellen rund um das Forum herum, etwa am Dickswall, durch die man schlechter erreichbar sei.
Mieter in Mülheims Forum: „Das Center wird nicht schlecht werden“
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Dass Edeka im Forum eine Zukunft über 2027 hinaus hat, will Paschmann nicht ausschließen, denn die Pläne der neuen Eigentümerschaft, das Center im Dreiklang von Dienstleistung, Handel und Lebensmittel zu entwickeln, seien „gut gemacht: Das Center wird nicht schlecht werden.“
„Das Forum Medikum ist ein guter Ansatz, um den Problemen in den Innenstädten zu begegnen“, sagt auch Falk Paschmann, der vor Jahren von seinem Vater die unternehmerische Verantwortung im Familienbetrieb mit seinen elf Märkten (sieben davon in Mülheim) übernommen hat. Gleichwohl schaut die zweite Paschmann-Generation auch nach links und rechts in der Innenstadt. „Wir machen uns auch Gedanken über die Fläche auf dem alten Postareal“, sagt dieser mit Blick auf das zur Entwicklung anstehende Areal zwischen Forum und Hauptbahnhof. Dort ist die Ansiedlung eines Lebensmittelhandels Thema.
„Wir werden einen Standort, wo wir 50 Jahre tätig sind, nicht einfach aufgeben.“
Für Falk Paschmann ist eines klar, das will er betont wissen: „Wir wollen und werden der Innenstadt als Nahversorger natürlich erhalten bleiben. Wir werden einen Standort, wo wir 50 Jahre tätig sind, nicht einfach aufgeben. Mal abgesehen davon, dass daran ja auch viele Arbeitsplätze hängen, die wir auf jeden Fall erhalten werden. Einen Supermarkt zu betreiben, ist aber dauerhaft nicht ohne Ertrag möglich.“
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