Mülheim. Die neue Rettungswache in Styrum soll Hilfsfristen verkürzen und Mülheim sicherer machen. Lücke im Süden der Stadt besteht weiter.
Seit wenigen Tagen blinkt an der Augustastraße in Styrum Blaulicht. Die ersten Einsätze werden gefahren. Rettungswagen und Sanitäter der Johanniter rücken aus, um Menschen in medizinischen Notlagen zu helfen. Mülheim hat endlich eine dritte Rettungswache.
Zur offiziellen Eröffnung am Donnerstag hebt sich eines der breiten Rolltore für Menschen, die verschiedenste Bereiche der Stadt repräsentieren: Feuerwehr, Verwaltung, Politik, Polizei, Hilfsorganisationen, Kirchen. Die Gäste nehmen an Biertischgarnituren Platz, Hände werden geschüttelt, Reden gehalten, sogar ein Segen erteilt, durch Pfarrer Guido Möller, Leiter der Notfallseelsorge, und Feuerwehrseelsorger Rolf Preiss-Kirtz. Es riecht nach warmem Essen und frischem Holz.
Neue Mülheimer Rettungswache ist aus Holz gebaut
Das Gebäude an der Augusta-, Ecke Gustavstraße sei bis auf das Fundament komplett aus Holz gebaut, betont das städtische Wohnungsunternehmen SWB, Eigentümer des Areals. Das Flachdach wurde begrünt und mit einer Photovoltaikanlage versehen. Eine Gas-Hybrid-Heizung wurde installiert, eine Kombination aus Luftwärmepumpe und Gasheizung. Auf mehr als 750 qm wird hier Tag und Nacht gearbeitet, zumindest gewacht. Früher standen an dieser Stelle im Stadtteil Styrum marode Gebäude, die übergangsweise als Flüchtlingsunterkünfte genutzt wurden. Sie wurden abgerissen.
Insgesamt drei Rettungswagen sind hier stationiert, davon zwei Fahrzeuge der Johanniter und ein Reservefahrzeug der Mülheimer Feuerwehr. Einer der Wagen ist rund um die Uhr besetzt, ein weiteres Johanniter-Team hält sich täglich von acht bis 20 Uhr bereit. Tagsüber sind vier bis sechs Einsatzkräfte im Dienst, nachts zwei oder drei. Bislang starteten Rettungswagen der Johanniter von deren Wache an den Denkhauser Höfen in Dümpten. Die neue Rettungswache sei günstiger gelegen, meint Dennis Bohnen vom Regionalverband der Johanniter. „Im einen oder anderen Notfall sind wir jetzt wohl etwas schneller.“
Dritte und auch vierte Rettungswache für die Stadt seit 2021 beschlossen
Die Einrichtung der dritten - und perspektivisch auch einer vierten - Rettungswache in Mülheim, neben den Feuerwachen in Broich und Heißen, ist notwendig auf Basis des Brandschutzbedarfsplanes. Die politische Entscheidung traf der Stadtrat im Juli 2021 einstimmig. Daran erinnerte Mülheims OB Marc Buchholz nun anlässlich der Eröffnungsfeier. Die Wache erhöhe das Sicherheitsniveau für die Menschen in Mülheim. „Das neue Gebäude“, so Buchholz, „steht an der richtigen Stelle der Stadt.“ Überall in Mülheim sollten Patientinnen und Patienten nach einem Notruf innerhalb von sechs bis acht Minuten erreicht werden können, sagte Feuerwehrchef Sven Werner später.
Für die Umsetzung des Bauvorhabens war SWB zuständig, die nun stolz darauf ist, das Gebäude zwei Monate schneller fertiggestellt zu haben - in nur 16 statt der veranschlagten 18 Monate. Selbstverständlich habe man Vorgaben der Feuerwehr umgesetzt, erklärte SWB-Geschäftsführer Oliver Ahrweiler am Donnerstag bei der symbolischen Schlüsselübergabe an Stadt und Feuerwehr. So wurde in der Fahrzeughalle ein Schlauchsystem installiert, das Abgase ableitet. Eine Notstromversorgung soll garantieren, dass die Styrumer Rettungswache auch im Katastrophenfall einsatzfähig bleibt. Eine Rutschstange führt direkt vom ersten Stock ins Erdgeschoss. Alarmiert und gesteuert wird die Wache über die Leitstelle der Feuerwehr.
Schlafräume, Küche und Dachterrasse in neuer Mülheimer Rettungswache
Im Obergeschoss des neuen Gebäudes gibt es Schlafräume für insgesamt sechs Personen, eine Küche, Gemeinschaftsräume und eine Dachterrasse. Sven Werner, Leiter der Feuerwehr Mülheim, erinnert daran, dass Rettungskräfte bei ihrer täglichen Arbeit auch Schreckliches verkraften müssen. „Es ist wichtig, sich nach belastenden Einsätzen in der Wache erholen zu können.“
Die Stadt Mülheim mietet die neue Rettungswache von der SWB an. Der Fall sei jedoch komplett anders gelagert als bei der Feuerwache in Broich, an die sich die Stadt mit umstrittenen Mietzahlungen in Millionenhöhe gebunden hat, erklärt Stadtkämmerer Frank Mendack auf Anfrage. Im Gegensatz zum Brandschutz würden die Kosten für Rettungseinsätze komplett von den Krankenkassen getragen, so Mendack. Alle Aufwendungen für Personal, Fahrzeuge, Immobilien etc. würden entsprechend umgelegt und erstattet, allerdings erst rückwirkend.
Suche nach Standort im Mülheimer Süden geht weiter
Immer noch gesucht wird nach einem Standort für eine zusätzliche, vierte Rettungswache im Süden Mülheims. Bereits vor drei Jahren hatte der Stadtrat auch hierfür grünes Licht gegeben. Während über das nördliche Areal an der Augustastraße rasch Einigkeit erzielt wurde, wurden in südlichen Stadtteilen schon mehrere Grundstücke in Betracht gezogen und wieder verworfen. Weiterhin ist nur ein Rettungswagen des Roten Kreuzes am ehemaligen Saarner Kirmesplatz stationiert.
Zum aktuellen Stand sagt OB Marc Buchholz auf Anfrage, die Stadt habe einen Grundstückseigentümer gefunden und sei in „finalen Gesprächen“. Er hoffe, noch in diesem Jahr eine Aussage zum neuen Standort machen zu können. Die notwendige Wache im Süden soll, wenn sie denn kommt, auch den Brandschutz für die Mülheimer Bevölkerung verbessern. Dort soll auch ein neuer Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr stationiert werden.
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