Mülheim. Zum 100. der Mülheimer Feuerwehr kamen zahlreiche, namhafte Gäste. Minister Reul drückte in seiner Rede Dankbarkeit, Humor, aber auch Sorgen aus.
40.000 Einsätze pro Jahr - rein rechnerisch sind das im Schnitt 110 am Tag, das rund um die Uhr und ohne Rücksicht darauf, ob es Weihnachten, der Geburtstag des eigenen Kindes oder ein stinknormaler Donnerstag ist. Nicht umsonst genießen Feuerwehrleute etlichen Umfragen zufolge gesellschaftlich ein hohes Ansehen und gelten als besonders vertrauenswürdig. Im Luftschiffhangar am Flughafen feierte die Mülheimer Feuerwehr nun ihren 100. Geburtstag mit Wegbegleitern und etlichen Gästen aus der Stadtgesellschaft.
Auch wenn die hölzerne Luftschiffhalle gigantisch ist, es liegt doch unverkennbar ein gewisser Stolz in der Luft. So ist auch zu Beginn Oberbürgermeister Marc Buchholz voll des Lobes ob der wertvollen Arbeit, die die Feuerwehr Tag für Tag leistet - „und das unter Einsatz ihrer Leben, um uns zu schützen und zu retten“. Als Sohn eines Polizisten wisse er zu gut um die Abstriche, die eine Familie mit Blick auf Dienstzeiten und außerordentliche Einsätze machen müsse, so Buchholz. Ihm persönlich bleibe vor allem das Hochwasser 2021 in Erinnerung, das „glücklicherweise noch vergleichsweise glimpflich ausging“ - und das nicht zuletzt wegen des Einsatzes der Feuerwehrleute.
Mülheimer Feuerwehr: 100 Jahre Geschichte und viele Anekdoten
Während das Blasorchester der Musikschule zum nächsten Redner überleitet, flimmern Video- und Fotoaufnahmen aus vergangenen Tagen über die Leinwand neben der Bühne im Hangar. Die Feuerwehr, wie sie in heute „retro“ anmutenden Einsatzwagen rausfährt. Einsatzkräfte, die sich auf der Wache kameradschaftlich foppen, oder eine adrette junge Frau, die ihren Stöckelschuh auszieht, um mit der hohen Hacke die Scheibe eines Alarmknopfes einzuschlagen.
Auftritt Herbert Reul: Der Innenminister hat es sich nicht nehmen lassen, der Einladung der Mülheimer Feuerwehr zu folgen. „Guten Tach, meine Damen und Herren“, grüßt Reul überraschend locker vom Podium aus und erntet Lachen „Eins muss ich vorweg mal sagen: In der Halle war ich noch nie, das ist der Hammer.“ Er habe vor allem zwei wichtige Nachrichten, die Glückwünsche vorneweg: „100 Jahre, das wird nicht jeder. Ich überlege, das auch zu schaffen.“ Gefolgt von einem herzlichen Dank: „Gut, dass es Sie gibt.“
Minister Reul sieht eine bedenkliche Entwicklung in der Gesellschaft
In unsteten Zeiten wie diesen sei die Feuerwehr bedeutender denn je. „Die aktuelle Entwicklung in der Gesellschaft ist bedenklich, sie bereitet Sorge“, sagt der Minister. Eine der größten Herausforderungen der aktuellen Zeit bestehe darin, das Vertrauen in den Staat zurückzugewinnen. „Alles, was sie tun, hilft dabei, diese Fehlentwicklungen zu stoppen.“ Mit einer Urkunde vom Land würdigt Herbert Reul die Tätigkeit der Feuerwehr und setzt noch einen drauf: Für Feuerwehr-Chef Sven Werner gibt es das Brand- und Katastrophenschutz-Verdienst-Ehrenzeichen in Silber. „Die Gelegenheit musste ich beim Schopfe packen. Sie sind ein Mensch, der sich mit Leib und Seele der Feuerwehr verschrieben hat.“ Oder in anderen Worten: „Das ist Feuerwehr.“
Dass ihn diese Ehre unvermittelt trifft, kann Sven Werner kaum verbergen. „Herr Minister, Sie haben mich durcheinandergebracht“, spricht der Feuerwehr-Chef ins Mikrofon, ehe auch er sich an die zahlreich erschienenen Gäste wendet. Vom ersten Löschcorps 1852 über die offizielle Gründung der Berufsfeuerwehr vor 100 Jahren bis zum heutigen Tage sei eine Menge passiert. Mit Freunde blicke er der Zukunft entgegen. „Ich bin stolz, Chef dieser Feuerwehr im Jubiläumsjahr zu sein.“
Mülheimer Forscher zeigt auf spielerisch-humorvolle Art die Kraft von Feuer
Für einen regelrechten Knall zum Festtag sorgte anschließend Prof. Dr. Ferdi Schüth. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung erläuterte in einer gleichermaßen anschaulichen wie gewitzten Experimentalvorlesung, was Feuer eigentlich genau ist. „Ich habe mich noch nie so sicher bei einem Versuch gefühlt“, scherzt der Forscher. Erst jüngst ist Schüth übrigens vom European Research Council für seine Arbeit ausgezeichnet worden, von der EU gibt es 2,5 Millionen Euro an Fördergeldern.
Die Gäste erfahren durch den Wissenschaftler, warum manche Flammen orange (wegen der Rußpartikel), andere blau (wegen des Gases) brennen, was Weißglut ist (hoch erhitztes, brennendes Metall von bis zu 3000 Grad) und wie man mit einer Socke und einem Feuerlöscher für gekühlte Getränke sorgt (besser nicht zu Hause nachmachen).
Zum großen Finale folgt auf den zunächst noch harmlosen Satz „Halle heißt Halle, weil es hallt“ eine eindringliche Warnung, sich lieber die Ohren zuzuhalten, „gerade für die, die empfindlich sind“. Was aus einer Blechdose mit zwei kleinen Löchern, ein wenig Wasserstoff und einem Feuerzeug dann doch für ein lauter Wumms zu produzieren ist, lässt das Publikum verblüfft zurück. Sicherlich ein Erlebnis, das nachhallt.
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