Mülheim. Ein Mülheimer Händler erklärt per Aushang, Wähler und Sympathisanten der Grünen seien nicht willkommen. Eine Kundin: „Ich war total schockiert!“
Ein neuer Hochdruckreiniger soll‘s sein - „am besten gehe ich in den Fachhandel“, denkt Christina Rupp sich und sucht „Kärcher Schlicht“ an der Ruhrorter Straße auf. Dort angekommen weicht die 70-Jährige allerdings an der Türe zurück. Ein Schreiben mit unerwartetem Inhalt hängt prominent im Eingang. „Sympathisanten und Wähler der ‚Grünen‘ möchten wir in unserer Werkstatt nicht bedienen. Diese Menschen sind schuld am Untergang des Mittelstandes! Wir danken für Ihr Verständnis.“
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„Ich war total schockiert“, berichtet Christina Rupp. Sie fotografiert den Aushang und betritt den Laden. „Auch wenn ich eigentlich nicht erwünscht war“, erinnert sie sich zurück. Ein Mitarbeiter, schildert sie, kam auf sie zu. „‘Was kann ich für Sie tun‘ hat er mich ganz freundlich gefragt. Und ich habe gesagt: ‚Gar nichts‘“. Vollkommen verdattert sei der Verkäufer gewesen - „bis ich ihm erklärt habe, dass ich mich von dem Aushang angesprochen fühle.“ Rupp verlässt den Laden.
Mülheimerin wendet sich an die Grünen
„Das passt nicht in mein Demokratie-Verständnis“, sagt die 70-Järhige. „Ich bin kein Partei-Mitglied, aber das ist ganz klar Diskriminierung.“ Mittlerweile liegt der Vorfall etwa einen Monat zurück. Er beschäftigt Christina Rupp, sodass sie sich per Mail an die Mülheimer Grünen wendet und die Situation schildert.
„Wir dürfen als liberale Gesellschaft nicht akzeptieren, dass Bürgerinnen und Bürger aufgrund ihrer politischen Haltung ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Man kann unterschiedlicher Meinung sein und man kann auch miteinander diskutieren, dazu sind wir immer bereit“, erklärt der Grünen-Kreisvorstand auf Nachfrage. „Aber wer so ein Schreiben aushängt, disqualifiziert sich für den demokratischen Diskurs. Mit diesem Aushang wird klar deutlich, dass die Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft in immer schärferen Tönen und Ausprägungen vorangetrieben wird.“
Mülheimer Grüne wollten Händler Möglichkeit zur Reaktion geben
Man habe die Firma Schlicht kontaktiert, „um ihnen Gelegenheit zur Erklärung zu geben“. Eine Antwort habe es nicht gegeben. Und auch eine Anfrage dieser Redaktion bleibt unbeantwortet, es werde keine öffentliche Stellungnahme geben. „Wir haben bisher nicht den Weg in die Öffentlichkeit gesucht, da wir der Firma Schlicht zuvor gerne Gelegenheit zur Erklärung gegeben hätten“, so der Grünen-Kreisvorstand. Mit dem Konzern Kärcher stehe man aber im Austausch.
Eine Sprecherin des Milliarden-Konzerns mit Hauptsitz im baden-württembergischen Winnenden erklärt, dass man den Handelspartner sofort kontaktiert und angewiesen habe, den Zettel abzunehmen. „Dafür steht Kärcher nicht, wir verurteilen das. Sollten wir Gefühle verletzt haben, tut uns das sehr leid.“
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