Mülheim. Das Ziel von Ruhrbania: Mülheims Innenstadt an die Ruhr heranwachsen lassen. Jetzt ist ausgemacht, wer auf zwei weiteren Grundstücken bauen soll.
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass der Mülheimer Wohnungsbau auf dem geräumten Areal der alten Stadtbücherei und ringsum den ersten Spatenstich setzte, um das zweite Ruhrbania-Hochbauprojekt in Gang zu setzen. Weiter nördlich kam Ruhrbania bis heute nicht. Jetzt steht eine wichtige Weichenstellung bevor. Ein Investor ist ausgemacht.
Der Stadtrat soll Anfang Juli den Weg freimachen für den Verkauf der Baufelder 3 und 4 von Ruhrbania, gelegen zwischen dem alten Viadukt der Rheinischen Bahn (heute Radschnellweg mit Hochpromenade) und der Konrad-Adenauer-Brücke. Mitte 2022 hatte die Stadt sich per Vorkaufsrecht auch das AOK-Grundstück gesichert, um die Ruhrbania-Baufelder gänzlich in eigenen Händen zu halten und eine Entwicklung zu forcieren.
9300 Quadratmeter direkt an Mülheims Ruhr gilt es zu entwickeln
Nun sollen die Grundstücke, die zusammen 9300 Quadratmeter groß sind, an eine Investorin veräußert werden, die schon länger hinter vorgehaltener Hand als Partnerin der Stadt für die Ruhrbania-Fortsetzung gehandelt wurde. Es ist absolut keine Unbekannte, es ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWB. Sie soll die Grundstücke möglichst zum 1. Juli 2026 übernehmen. Eine Gutachterin hat dafür einen Kaufpreis von 3,9 Millionen Euro ermittelt.
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Bis Sommer 2026 muss aber noch einiges geschehen. Denn die Stadt will der SWB ein geräumtes Feld hinterlassen. Dafür sollen die Flächen zunächst an die alte Ruhrbania-Gesellschaft übertragen werden, die zwischenzeitlich umfirmiert worden ist in eine Flächenentwicklungsgesellschaft. Die städtische Tochter soll den Abriss der drei dort befindlichen Bürogebäude in Auftrag geben: AOK-Haus, Gesundheitsamt und altes Arbeitsamt (heute Frühförderzentrum) sollen der Abrissbirne zum Opfer fallen. Auch soll die Gesellschaft aus den Verkaufserlösen die Weiterführung der Ruhrpromenade finanzieren.
Drei alte Bürogebäude an Mülheims Ruhr sollen fallen
Immobiliendezernent und Kämmerer Frank Mendack rechnet hierfür mit einem Buchverlust für das städtische Anlagevermögen in Höhe von rund einer Million Euro. Weil dieser Wert früher noch weitaus höher lag, war die Ruhrbania-Fortentwicklung lange Zeit blockiert. Es wäre für die Stadt mit Nothaushalten zu kostspielig gewesen.
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Nun soll es möglich werden. Mendack wird dafür aber auch bis Ende 2025 den Umzug der dort untergebrachten städtischen Dienststellen zu organisieren haben. Wie er im Gespräch mit dieser Redaktion erläuterte, muss das nicht zwingend mit umfassend neuen Mietbelastungen einhergehen. Noch in diesem Sommer will die Stadtverwaltung ein erstes Homeoffice-Konzept erarbeitet haben. Der Kämmerer rechnet damit, dass einiger Raumbedarf entfallen wird. Am Ende werde man schauen müssen, ob und wie viel Fläche neu anzumieten sei.
Stadt Mülheim plant mit Dienststellen an der Konrad-Adenauer-Brücke
Mendack spricht da ohnehin von einer „Übergangsphase“. Im Auge hat die Stadt, sich später womöglich in einem SWB-Neubau auf Baufeld 4 einzumieten. Dort, so Mendack, könnten auch noch weitere Dienststellen einziehen. Ziel sei es, die quer über die Innenstadt verteilten Dienststellen möglichst zusammenzuziehen.
Infrage käme dafür wie gesagt Baufeld 4, das direkt an der Konrad-Adenauer-Brücke liegt. Bau- und Planungsdezernent Felix Blasch betonte dieser Tage, dass der seit Sommer 2007 gültige Bebauungsplan für die Ruhrbania-Baufelder 3 und 4 unangetastet bleiben solle. Bedeutet: Auf Baufeld 4 wäre ein bis zu zehn Stockwerke hoher Bau für Gewerbe und/oder Büros möglich. Wohnungsbau ist an der Stelle wegen der Lärmproblematik an der viel befahrenen Brücke, aber auch der Nähe zum Industriegebiet der Friedrich-Wilhelms-Hütte nicht zulässig.
Vielleicht bald doch noch mehr Ruhrbania-Gastronomie in Mülheim?
Der Bebauungsplan ist noch Ausfluss aus dem städtebaulichen Wettbewerb für Ruhrbania, den das Düsseldorfer Architekturbüro Rhode Kellermann Wawrowsky (RKW) seinerzeit für sich entschieden hatte. Der Bebauungsplan legt verhältnismäßig großzügige Baufenster fest, in denen laut Blasch Gebäude flexibel angeordnet werden können. Auf Baufeld 3 seien viergeschossige Bauten plus Staffelgeschoss möglich. Wohnungen könnten hier nur in den Obergeschossen entstehen. Die Erdgeschosse könnten Gewerbe, Büros oder Gastronomie beherbergen. Auch kirchliche, soziale oder andere Einrichtungen könnten dort Platz finden.
Die SWB hat laut Sprecherin Christina Heine bereits erste Ideen für eine Bebauung, will aber erst einmal den Ratsbeschluss zum Ankauf der Baufelder abwarten, bevor sie sich dazu äußert. Ohnehin müsse man noch in die „Feinplanung“ gehen. „Wir freuen uns natürlich, dass man uns zutraut, dieses Stück Stadtentwicklung auf dem besonderen Grundstück umzusetzen“, so Heine.
„Wir freuen uns natürlich, dass man uns zutraut, dieses Stück Stadtentwicklung auf dem besonderen Grundstück umzusetzen.“
Mülheims Gestaltungsbeirat soll ein Wörtchen mitreden
Es werde noch viele Gespräche und Abstimmungen mit der SWB geben, so Dezernent Blasch. Selbst will die Stadt auch noch ihre Prüfung zu einem Ende bringen für eine neue Rampe zum Radschnellweg, die auf dem Baufeld 3 womöglich Baugrenzen noch leicht verschieben wird. In jedem Fall werde auch der städtische Gestaltungsbeirat in dem Projekt ein Wörtchen mitreden, wenn „vielleicht Mitte 2025 die Planung durch“ sei, so Blasch.
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