Mülheim. Der Ansturm auf Mülheims „Juni“ ist riesig. Diese Popularität aber zieht noch immer nicht ausreichend Sponsoren an – zum Leidwesen vieler Kinder.

Der absolute Renner an Mülheims Junior-Uni Ruhr (Juni) war jüngst der Kurs „Gravitation und Magnetismus“ – auf gerade einmal zehn Plätze kamen 134 Anmeldungen. Gerade bei Kindern zwischen sieben und elf Jahren ist die 2019 eröffnete Bildungseinrichtung beliebt. Und zwar auch in den Stadtteilen, die immer wieder gern als problematisch bezeichnet werden. Denn dorthin knüpft die Juni ganz bewusst seit längerem Kontakte. Die Not der Kinder und Jugendlichen ist dort manchmal groß – aber eben auch ihr Wissensdurst.

Gut 140 Kurse für unterschiedliche Altersgruppen mit insgesamt 1250 Plätzen hat die Juni aktuell im Programm. Das sind viermal so viele wie 2021. Die allermeisten sind schnell ausgebucht, doch es gibt auch Angebote für eher ungewöhnliche Interessen, da bleibt auch mal ein Platz frei. Laut Geschäftsleiterin Anke Hötzel drängen vor allem Grundschüler an die Juni. „Und es sind vor allem die Mint-Kurse, die nachgefragt sind“, also jene aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Experimente und kleine Forschungsaufgaben sprechen die Jungen und Mädchen an. „Da ist die Nachfrage wirklich massiv.“ Und so werden auch immer wieder erwartungsfrohe Nachwuchs-Studis enttäuscht; sie landen auf der Warteliste. Die Auswertung derselben zeigt: Bei der Anmeldung zum zweiten Quartal kamen 900 Studis zum Zuge – zum Teil auch mehrfach–, aber man hätte ohne Probleme 5000 zusätzliche Plätze vergeben können.

Mülheims Juni hat „nicht genug Geld, um die Dozenten auch mehrfach zu bezahlen“

Ausreichend Räume gebe es dafür im Gebäude an der Gewerbeallee, sagt die 40-jährige Geschäftsleiterin, und man könne diese theoretisch auch viel häufiger belegen. „Doch das geht nicht, weil wir nicht genug Geld zur Verfügung haben, um die Dozenten auch mehrfach zu bezahlen.“ Und dann gebe es ja auch noch „das Personal, das beim Raumwechsel hilft, sauber macht und Material rein- und rausbringt“. Auch diese Leute möchten verständlicherweise fair entlohnt werden.

Im Schnitt besuchen acht bis zehn Kinder die Kurse. Würde man die Teilnehmerzahl anheben, könnte man etwas mehr einnehmen. „Doch das wollen wir nicht. Nur im kleineren Kreis können wir die Teilnehmer gut begleiten.“ Man könnte alternativ auch mehr Geld verlangen. „Eine Unterrichtsstunde kostet rund 100 Euro – die Studis zahlen nur 2 Euro.“ Damit deckt man die Materialkosten für die im Schnitt zehn Kinder ab, „die verbleibenden 80 Euro aber müssen woanders herkommen“. Man wolle trotzdem nicht mehr nehmen: Nur so können auch Kinder aus sozial schwächeren Familien eine spannende Zeit an der Hochschule erleben.

2023 überstiegen die Ausgaben der Juni die Einnahmen um 42.000 Euro

2023 überstiegen die Ausgaben der Juni die Einnahmen um 42.000 Euro. Glücklicherweise, sagt Hötzel, habe man im Jahr zuvor „einen Puffer“ aufbauen können. Doch immer wieder stelle sich die Frage: Woher bekommen wir diesmal ausreichend Finanzmittel? „Wir haben Phasen, da ist echt hart, da wissen wir nicht, wie wir die laufenden Kosten decken können.“ Für manches Angebot, mit dem man vielleicht gut werben kann, findet man einfacher Sponsoren. Doch Unattraktives wie Verwaltungskosten oder die monatliche Miete, „also unsere Basisfinanzierung“, wolle kaum einer übernehmen. „Und in Förderprogrammen sind solche Posten oft ausgenommen.“

Anke Hötzel (r.), Geschäftsleiterin der Junior-Uni Ruhr, und Dagmar Mühlenfeld, ehemals Mülheims Oberbürgermeisterin und heute ehrenamtliche Geschäftsfüherin der Juni, hoffen darauf, dass sich langfristig Sponsoren für die Kinder-Uni finden lassen.
Anke Hötzel (r.), Geschäftsleiterin der Junior-Uni Ruhr, und Dagmar Mühlenfeld, ehemals Mülheims Oberbürgermeisterin und heute ehrenamtliche Geschäftsfüherin der Juni, hoffen darauf, dass sich langfristig Sponsoren für die Kinder-Uni finden lassen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Hötzels Team versucht fortwährend, staatliche Töpfe anzuzapfen oder anderswo Spenden einzutreiben – und freut sich auch über Zusagen kleinerer Beträge. „Hätten wir 150.000 bis 200.000 Euro mehr im Jahr, dann würden wir alles hinbekommen. Dann könnten wir das Gebäude optimal ausnutzen und viele der nun enttäuschten Kinder versorgen.“ Hötzel sieht in einem Investment in die Juni ganz klar auch ein Investment in die Gesellschaft und die Zukunft der Kinder: „Wo sonst kann man wertungsfrei, ohne Noten lernen? Wo sonst kann man sich so frei entfalten? Bei uns kann jeder feststellen, ob ein Thema etwas für ihn ist oder nicht. Man bekommt Ideen, was man nach der Schule machen kann und bricht Studium oder Ausbildung dann vielleicht nicht so schnell ab.“

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