Mülheim. Weil der Bedarf an radiologischen Untersuchungen stark gestiegen ist, expandiert eine Mülheimer Praxis. Dabei setzen sie auf Künstliche Intelligenz.

Radiologische Untersuchungen sind nicht mehr wegzudenken aus der modernen Medizin. Die Verfahren werden immer genauer, der Bedarf an Untersuchungen, die bildgebende Verfahren wie MRT und CT nutzen, steigt auch in Mülheim. Um der Nachfrage gerecht zu werden, erweitert eine Radiologie-Praxis jetzt ihre Räumlichkeiten an prominenter Stelle. Auch die Wartezeiten der Patienten sollen somit kürzer werden.

Wie stark die radiologischen Leistungen im ambulanten Bereich in Mülheim in den vergangenen Jahren gestiegen sind, zeigen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV): Wurden 2019 in Mülheim insgesamt rund 33.300 radiologische Leistungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung abgerechnet, so waren es 2021 etwa 40.300 und 2023 gut 43.900. Innerhalb von etwa fünf Jahren verzeichnet die KV eine Zunahme von 10.000 ambulanten radiologischen Leistungen. Hinzu kommen privatärztliche Untersuchungen.

Zahl der gesamten ambulanten Behandlungsfälle steige kontinuierlich, so die KV

Grundsätzlich seien Terminbedarf und Inanspruchnahme bei radiologischen Praxen hoch – wie nahezu überall im fachärztlichen Bereich, ordnet die KV ein. Die Zahl der ambulanten Behandlungsfälle steige kontinuierlich und liege inzwischen in Nordrhein bei über 72 Millionen im Jahr. Auch die radiologischen Leistungen in Mülheim folgten diesem Trend, heißt es. 

Mit dem Effekt, dass Patientinnen und Patienten mitunter lange Wartezeiten für einen Termin oder weite Anfahrtswege zu Praxen mit offenen Zeitfenstern für Untersuchungen in Kauf nehmen müssen. Zwar könne die KV keine generelle Aussage zu Wartezeiten auf einen Facharzttermin speziell in der Radiologie in Mülheim machen, denn hier spielten viele unterschiedliche Faktoren hinein, wie Größe der Praxen, jahreszeitliche Schwankungen, individuelles Beschwerdebild des Patienten/der Patientin sowie Erkrankungsfälle innerhalb der Praxisteams. Doch eine höhere Nachfrage an Terminen werde registriert.

Radiologische Praxis in Mülheim untersucht an sechs Tagen in der Woche bis 22 Uhr abends

Um den stetig steigenden Bedarf an Untersuchungen abzudecken und gleichzeitig die Wartezeit ihrer Patienten so kurz wie möglich zu halten, bietet die radiologische Gemeinschaftspraxis „Radiologie MH“ mit Sitz an der Schulstraße nach Aussage von Professor Philipp Heusch bereits jetzt Termine an sechs Tagen in der Woche bis abends um 22 Uhr an.

Zwei 1,5 Tesla starke Magnetresonanztomografen (MRT) werden in die neuen Praxisräume der radiologischen Gemeinschaftspraxis am Standort Lilienthalstraße am Flughafen Essen-Mülheim gehoben.
Zwei 1,5 Tesla starke Magnetresonanztomografen (MRT) werden in die neuen Praxisräume der radiologischen Gemeinschaftspraxis am Standort Lilienthalstraße am Flughafen Essen-Mülheim gehoben. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ein neuer Standort der Praxis neben jenem im Ärztehaus am Evangelischen Krankenhaus und einem weiteren in Essen entsteht deshalb zurzeit im neuen Büro- und Gewerbekomplex am Flughafen Essen-Mülheim. In diesen Tagen werden die neuen Praxisräume in dem Komplex an der Lilienthalstraße, in dem weitere Arztpraxen angesiedelt werden sollen, aufwändig ausgerüstet. Alleine zwei Magnetresonanztomografen (MRT), jeweils 4,5 Tonnen schwer, sowie ein Computertomograf (CT) sind kürzlich per Spezialtransport angeliefert, mit einem Kran behutsam direkt vor das Gebäude gehoben und von Fachleuten installiert worden. „Die Geräte müssen angeschlossen und kalibriert werden, schließlich wird das Magnetfeld hochgefahren. Bis alles fertig ist, dauert es knapp zwei Wochen“, sagt Torben Klemm vom Hersteller Siemens Healthineers.

Neue Radiologie in Mülheim wird eingerichtet und ausgestattet

Jetzt, nachdem die beiden MRT soeben durch die große, hohe doppelflügelige Tür geschoben worden und in ihren Kammern positioniert worden sind, erkennt man noch die kupfernen Verblendungen an Wänden und Türen, die künftig die Geräte gegen äußere Störfaktoren abschirmen sollen.

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Mitte August will die „Radiologie MH“, nach eigenen Angaben die größte radiologische Praxis in Mülheim, am neuen Standort auf rund 700 Quadratmetern starten, kündigt Heusch an. Vorab stehe noch die Einarbeitung des Personals an, die Schulung an den neuen Geräten mit ihrer Software. „In der Einführungswoche werden wir jede Untersuchung einmal durchspielen, um diese als Referenz zu haben“, schildert der Facharzt das Vorgehen. Seit längerem habe die Praxis sich bereits um entsprechendes Personal bemüht: „Wir haben frühzeitig eingestellt und niemanden mehr gehen lassen“, sagt Heusch angesichts der auch im medizinischen Bereich zunehmend angespannten Personallage. Auch zwei neue Ärzte verstärkten künftig das Team.

Künstliche Intelligenz unterstützt Radiologen in neuer Mülheimer Praxis

Aktuell sind in Mülheim nach Aussage der KV zehn Radiologen ambulant tätig – vier niedergelassene und sechs angestellte Ärzte. Krankenhausärzte, die ambulant radiologische Leistungen anbieten, gebe es derzeit in der Stadt nicht, so die KV. „Laut Auskunft unserer Fachabteilung war es vor gut fünf Jahren noch eine ambulante Radiologen-Stelle weniger – die radiologischen Kapazitäten haben sich also zuletzt leicht erhöht“, heißt es bei der KV. 

Ein Mitarbeiter von Siemens Healthineers installiert im neuen Standort der Gemeinschaftspraxis für Radiologie an der Lilienthalstraße in Mülheim einen Computertomografen (CT).
Ein Mitarbeiter von Siemens Healthineers installiert im neuen Standort der Gemeinschaftspraxis für Radiologie an der Lilienthalstraße in Mülheim einen Computertomografen (CT). © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Durch den zusätzlichen Standort dürfte sich diese Statistik ein weiteres Mal verändern – nicht zuletzt zugunsten der Patientinnen und Patienten. Ausgebaut werden sollen dort künftig auch radiologische Untersuchungen des Herzens, die dann auch für gesetzlich versicherte Patienten zugelassen seien, sagt Philipp Heusch über die neuen medizinischen Möglichkeiten. „Dadurch können künftig invasive Katheterdiagnostiken reduziert und durch eine nicht-invasive Methode ersetzt werden. Mit den neuen Auflösungen in der Bildgebung erkennt man insgesamt deutlich mehr.“

Nicht nur hierbei spiele die Künstliche Intelligenz (KI) mittlerweile eine große Rolle. „Die KI stellt keinen Befund, aber hilft zum Beispiel, die Untersuchungszeit zu reduzieren, da die Sequenzen deutlich beschleunigt werden“, erklärt der Mediziner. Dass der Faktor Zeit ein entscheidender ist, dürfte jeder wissen, der schon einmal im MRT liegen musste. Und auch für die Radiologen sei die Zeitspanne der Untersuchung entscheidend: „Die Bilder, die zum Ende einer längeren Untersuchung entstehen, sind in der Regel die schlechteren, weil der Patient dann unruhig wird“, verdeutlicht der Radiologie den Vorteil von kürzeren Untersuchungen und nennt ein Beispiel: Dauerte es bislang etwa zehn Minuten, um eine bildgebende Diagnostik von einem Knie zu erstellen, seien es mit den neuen, KI-integrierenden Geräten, nur noch circa vier Minuten.

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