Moers. David ist in Pflegefamilien aufgewachsen. Jetzt ist er Sänger der Nachwuchs-Band „Crimson Bloom“. Und tritt bald in Moers auf. Was er erlebt hat.

Als David neun war, kam er in seine heutige Pflegefamilie. Monatelang wussten sein kleiner Bruder und er nicht, wo – und vor allem bei wem – sie ankommen werden. So eine ungewisse Zeit ist vor allem in jungen Jahren, wenn auch kurz, besonders schwer. Nun ist David 19. Seit zehn Jahren ein festes Mitglied seiner Pflegefamilie. Und seit einem Jahr festes Mitglied der Newcomer-Band „Crimson Bloom“.

Von der Pflegefamilie auf die Bühne – bald in Moers

Aus gesundheitlichen Gründen musste Davids leibliche Mutter die schwere Entscheidung treffen, das Sorgerecht für ihn und seinen kleinen Bruder abzugeben. „Und das bewundere ich sehr, dass sie selber gesagt hat, dass sie nicht auf uns aufpassen kann.“ Von dort an wurden die zwei in verschiedensten Familien untergebracht. Das Jugendamt fand einfach keinen passenden Platz auf Dauer für sie. Diese unklare Zwischenzeit, in der sie nicht wussten, wo sie im nächsten Monat wohnen würden, sei immer komisch gewesen.

Einmal sind sie für mehrere Monate in eine Familie gekommen – haben sich gebunden – und wurden kurz danach aus der Familie gerissen. Für eine kurze Zeit sind sie zurück zu ihrer Mutter gegangen. Leider ging es ihr doch nicht besser und sie konnten nicht lange bleiben. Zurück in die Pflegefamilie. Insgesamt waren sie rund ein Jahr dort, in der Eifel. „Da bindet man sich übel doll“, erzählt David. Doch es funktionierte nicht.

„Crimson Bloom“ kommt bald nach Moers. V.l.n.r. Paul, David, Mirko und Levi.
„Crimson Bloom“ kommt bald nach Moers. V.l.n.r. Paul, David, Mirko und Levi. © Crimson Bloom | Crimson Bloom

„Dabei hat mich die Musik begleitet“ – in der Ungewissheit. Schon immer habe David Phasen gehabt, in denen er sich an internationalen Künstlern orientierte. Der allererste: Justin Bieber. Er war auch der Grund, wieso David Gitarre lernte. Der Gesang kam erst später. Musik habe er vor allem gehört und als Inspiration für andere Lebensbereiche genutzt. Das mit dem Singen war zufällig. Während eines Frankreich-Ausflugs sang David vor mehreren Personen das erste Mal. Damals war er 14. Seitdem singt David regelmäßig. Professionellen Gesangsunterricht habe er noch nie genommen.

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„Clash of the Bands“: Newcomer performen in Moers

Glück im Unglück: Direkt nachdem es mit der Pflegefamilie an der Eifel nicht klappte, haben David und sein Bruder ihre heutige Pflegefamilie in Krefeld gefunden. Seitdem leben sie unter einem Dach, essen an einem Tisch, und sind eine Familie. Auch jetzt, wo David sein FSJ auf einem Bauernhof macht, mit wenig Empfang, telefonieren sie regelmäßig. Seine „Pflegeeltern“ sind für David einfach seine Eltern. Auch zu seiner leiblichen Mutter hat er ab und zu noch Kontakt.

Pflegekinder in Not

Deutschlandweit fehlen rund 4000 Pflegefamilien, wie der MDR berichtet. Vor allem fehle es an Familien in der Bereitschaftspflege, also Familien, die Kinder auch kurzfristig aufnehmen können. Seit 2019 sinkt bereits die Zahl aktiver Pflegefamilien in Deutschland, während die Anzahl an bedürftigen Pflegekindern steigt.

In Moers schafft der Pflegekinderdienst vom Jugendamt für etwa 110 Kinder neue Perspektiven. Nähere Infos dazu unter www.moers.de/rathaus-politik/rathaus/dienstleistungen/pflegekindpflegefamilie.

Seine Vergangenheit ist noch kein Thema in der Bandmusik. „Im Moment beschäftigt mich dieser Aspekt vom Leben nicht so viel, aber manchmal kommt es hoch.“ Und dann sind seine drei Bandkollegen da. Mirko, Paul und Levi. Alle kurz vor ihren Zwanzigern. Und alle interessieren sich seit Jahren für die Musik. Mirko spielt seit 12 Jahren Schlagzeug. Sein Vater hat sogar einen Proberaum, in dem die vier üben können. Levi spielt Gitarre seitdem er acht ist – und unterstützt David mit Backgroundgesang. Und Paul ist der Bassist der Gruppe. Seitdem er sechs ist, spielt er Gitarre, doch irgendwann wechselte er zum Bass. Vielleicht durch den Einfluss seines Opas, der auch viel Bass spielte. „Am Anfang war es sehr viel Band, inzwischen sind wir sehr gut miteinander befreundet“, sagt David. Seit einem Jahr sind die vier als „Crimson Bloom“ tätig und spielen vor allem Indie-Rock und Metal-Rock.

„Crimson Bloom“ ist nicht nur eine Band. Heute sind die vier auch enge Freunde.
„Crimson Bloom“ ist nicht nur eine Band. Heute sind die vier auch enge Freunde. © Crimson Bloom | Crimson Bloom

„Clash of Bands“ in Moers

„Crimson Bloom“ tritt am Freitag, 12. Oktober, beim Newcomer-Bandwettbewerb „Clash of Bands“ im Bollwerk 107 auf. Ab 20 Uhr treten hier vier Bands mit einem jeweils 20-minütigen Auftritt gegeneinander an. Die Gewinner haben die Wahl zwischen einer professionellen Aufnahme im Tonstudio oder einem Foto- und Videoshooting. Sowohl eine Jury als auch das Publikum entscheiden, wer den Wettbewerb gewinnt. Der „Clash of Bands“ will so die regionale Musikszene am Niederrhein stärken und junge Künstlerinnen und Künstler vernetzen. Neben „Crimson Bloom“ tritt die Moerser Metal-Band „Crash Pilots“, die Punkband „Dumm & Unfreundlich“ aus Oberhausen und „Miss Madison“ aus Mönchgladbach mit einem Indie-Rock-Sound an.

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