Moers. Die Moerser Erich und Erich lebten zwei Jahre auf der Straße. Wo sie ihre Nächte verbrachten – und wie sie es aus der Obdachlosigkeit schafften.

  • Zwei Jahre obdachlos auf den Straßen von Moers: Dieses Schicksal vereint die Freunde Erich und Erich.
  • Das gleichnamige Duo hat sich ganz bewusst gegen einen Schlafplatz in einer Notunterkunft entschieden.
  • So haben es die Moerser aus der Obdachlosigkeit geschafft.

Erich und Erich eint mehr als nur der gemeinsame Vorname. Zwei Jahre lang lebten die beiden Männer zusammen auf den Straßen von Moers, verbrachten Tage und Nächte gemeinsam, an heißen Sommer- und an kalten Wintertagen. 2018 war es, als sie da „eben so reingerutscht“ sind in ihre neue Lebenssituation. Der „kleine Erich“, ein 66-jähriger Repelener, arbeitete lange Zeit erst als Bergmann, dann auf dem Bau, bevor er seinen Job verlor. Zuhause in Duisburg hatte er nicht enden wollenden Ärger mit seinem Nachbarn, einem feierfreudigen Zuhälter, wie er es darstellt. Vermieter und Polizei waren machtlos, sodass er eines Tages Rucksack, Pflegeprodukte, Fahrrad und Isomatte schnappte und seine Wohnung zurückließ. Und es in Kauf nahm, seine warme Dusche für eine 1,5-Liter-Wasserflasche auf dem Aldi-Parkplatz einzutauschen.

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Beim „großen Erich“ war die Lage etwas anders: Der 61-Jährige arbeitete im Lager eines großen Onlineversandhändlers und erlitt einen Burnout. „Ich habe mir keine Hilfe geholt, ich war zu spät dran“, sagt der Kapellener heute über seine Seelenkrise, die ihn letzlich in die Obdachlosigkeit führte.

Wohnungslose in Moers bepöbelt: „Sofort steht der Obdachlose unter Verdacht“

Klar, anfangs haben sich die Erichs schon mal unwohl gefühlt auf der Straße. Besonders in der Nacht hatten sie Sorge vor Angriffen, Diebstahl und Schikane durch Jugendliche. Aber diese Sorge verflog; „Wir hatten viele Freunde, dann braucht man keine Angst zu haben. Irgendwer ist immer wach.“ Zusätzlich half ihnen der Alkohol dabei, Körper und Geist zur Ruhe zu bringen. „Vom Bier kann man besser schlafen.“ Genächtigt haben die Wohnungslosen häufig im Rosengarten nahe dem Schlosspark. „Das war unsere Sommerresidenz, da haben wir gelebt wie die Made im Speck“, erinnert sich der kleine Erich. Wenn die katholische Kirchengemeinde den Grill angeschmissen hat, hat der Pfarrer sie mit Würstchen und Getränken versorgt. Und trocken war‘s auch: „Unter einem Strauch konnten wir mit acht Mann liegen. Selbst wenn es zwei Stunden geregnet hat, kam kein Tropfen durch.“

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Eine Notschlafstelle kam für Erich und Erich nie in Frage: „Wenn man einmal da war, ist man gleich abgestempelt bei der Wohnungssuche. Dann lieber obdachlos.“ Trotz Grillfesten und trockenem Schlafplatz war auf der Straße nicht alles „rosig“. Der kleine Erich berichtet etwa von einer Szene an der Bushaltestelle am Königlichen Hof. Dort wurden er und einige Freunde wegen eines Haufens von wild entladenem Unrat massiv beschimpft und angepöbelt – ohne dass hinterfragt wurde, ob der Hausmüll und die alten Nachttischlampen überhaupt von der Gruppe ohne festen Wohnsitz stammen. „Sobald irgendwas in der Nähe passiert ist, steht sofort der Obdachlose unter Verdacht“, beklagt der große Erich.

Moerser schafften es aus der Obdachlosigkeit: „Wir wollten nicht das bleiben, was wir waren“

Nach zwei Jahren folgte der Sinneswandel. „Wir wollten uns verändern. Wollten nicht das bleiben, was wir waren“, sagen die Freunde unisono. Der kleine Erich fand nach langer Suche endlich eine Wohnung in Moers und arbeitete seither drei Jahre lang ehrenamtlich für die katholische Kirche. Als Aufsicht sorgte er dafür, dass sich nachts kein Unbefugter am Kerzengeld bedient oder das Gotteshaus vermüllt. Sein namensgleicher Weggefährte fand mit Unterstützung der Caritas eine feste Bleibe. Er bleibt dem Wohlfahrtsverband als Mitarbeiter erhalten – und hilft heute anderen Menschen dabei, eine Räumungsklage zu verhindern. „Es gibt überall Menschen, die einem helfen wollen“, ist der Ur-Moerser überzeugt. „Man muss sie nur annehmen.“

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