Moers. Seit 14 Jahren gibt es in Moers-Repelen einen Barfußpfad im Jungbornpark. Was dort geboten wird und warum es trotz anfänglicher Pein schön ist.

Ups, ja, das pieckt. Huch, argh, langsam. Halleluja: Da muss man erst die Fuffzich überschreiten, um einmal über Glas zu laufen… Und noch einen Schritt. Ganz bedacht. So langsam gewöhnen sich die nackten Füße an den ungewohnten Untergrund. Das wäre doch gelacht, wenn dieser, sagen wir, sechs Meter gläserner Weg nicht zu überwinden wäre. Es ist ruhig an diesem Mittag auf dem Barfußpfad in Moers-Repelen. Das durchwachsene Wetter lässt die Menschen zögern, sich barfuß übers Gelände zu bewegen.

Allerdings: „Im Mai und jetzt im Juli waren wir gut besucht“, sagt Marlies Stichel, die beim Verein Repelen Aktiv die Beauftragte für den Barfußpfad ist. Im Juni war die Wetterlage auch nicht durchgängig anders als bescheiden. Das wirkt sich auf die Besucherzahlen aus.

Seit Mai 2010 gibt es das Angebot im Jungbornpark in Repelen. Die Idee dazu ist viel älter. Aber vor 14 Jahren konnte der Pfad mithilfe des Landesförderprogramms „Initiative ergreifen“ realisiert werden. Damals wurde ein Fünf-Punkte-Projekt vorgelegt, unter anderem mit Felke-Museum und dem Barfußpfad. Kosten: 400.000 Euro, davon mussten 80.000 Euro selbst aufgebracht werden, durch Spenden. Und die eigene Muskelkraft. Davon hatten sie ganz viel in Repelen – und nun gibt es diesen Parcours, der den Gästen zu Beginn zunächst eine ganz angenehme Empfindung verschafft.

Martin und Birgit Olde lütke Beverborg, Marlies Stichel und Traute Olyschläger-Ohlig (v.l.)
Martin und Birgit Olde lütke Beverborg, Marlies Stichel und Traute Olyschläger-Ohlig (v.l.) © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Der Weg im so genannten Intensivbereich des Pfades beginnt mit einer Etappe Pinienrinde, die ist sanft zu den Füßen. „Hier gewöhnen sich die Füße ans Barfußlaufen“, erklärt Traute Olyschläger-Ohlig vom Verein Repelen Aktiv. Nach wenigen Metern ändert sich das Geläuf, nun gilt es, verschiedene Arten von Baumscheiben zu überwinden, bevor – aua – dreieckig geformte Hölzer den Sohlen ein wenig Pein zufügen. „Das fördert die Durchblutung“, sagt Olyschläger-Ohlig und lächelt. Na, immerhin das. Gut zu wissen. Die Rundhölzer schmiegen sich da schon eher den Füßen an.

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Nachdem die nackten Treter die Etappe mit den Steinen überwunden haben, geht es ab ins Kneipbecken. Herrlich erfrischend. „Kleine Kinder stehen hier und planschen gern auf den Stufen“, sagt Marlies Stichel, die sich um die Pflege des Pfades kümmert. Natürlich ist der Grund des Beckens nicht gefliest, auch hier soll es das Erlebnis des Empfindens geben, das sich auf der besagten Glasstrecke fortsetzt. Wer den Pfad von früher kennt, erinnert sich: Es gab drei leicht unterschiedlich gefärbte Teilbereiche, blau, dunkelblau, grün; mittlerweile hat sich das Glas gemischt. „Es ist abgerundetes, speziell behandeltes Glas“, erklärt Traute Olyschläger-Ohlig.

„Es ist sehr unterschiedlich, wie die Füße reagieren“, hat Marlies Stichel beobachtet. So gebe es Kinder, die da einfach drüber rennen. Zugegeben: Das tut beim Zuhören schon weh. Angenehm ist beim ersten Mal noch anders, aber gesund ist es ja. Und von Besuch zu Besuch tritt die Gewöhnung ein. Dann freuen sich die Füße auf die drei Kieselfelder, hier ist die Korngröße 2,8 bis zum Überkorn mit mehr als 32 Millimetern gegeben. Kurz vor dem Ende eine weitere Herausforderung, bevor man sich mit den Füßen in das Lehmbecken stürzen kann.

Station Holzfähle auf dem Barfußpfad in Moers.
Station Holzfähle auf dem Barfußpfad in Moers. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Man vernachlässigt seine Füße“, sagt denn auch Birgit Olde lüttke Beverborg, die nicht nur im Vorstand des Vereins sitzt, sondern mit ihrem Mann Martin heute eine Runde über den Barfußpfad dreht. „Auf alles guckt man“, sagt sie weiter. Nur eben nicht auf das, was einen Menschen sein ganzes Leben durch die Welt trägt: die Füße.

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Dabei gibt es regelmäßig Empfehlungen für den Pfad. Patientinnen und Patienten mit bestimmten Beschwerden, denen nahegelegt wird, über Holz, Glas und Steine zu laufen. Gerade waren viele Besucherinnen und Besucher von außerhalb da. Aus Bottrop, Mülheim, Dortmund. Die sind im Internet auf das Angebot in Repelen aufmerksam geworden. Im Schnitt bleiben die Besucher ein bis zwei Stunden, für den Eintrittspreis von drei Euro kann man den Parcours mehrfach gehen. Und: Jeder Erwachsene kann ein Kind unter zehn Jahren kostenlos mit durch das Drehkreuz nehmen.

Eine gute Nachricht gibt es beim Füßetrocknen und Schuhe anziehen mit auf den Weg. Der Verein Repelen aktiv verlängert die Zuständigkeit für den Barfußpfad um weitere fünf Jahre. Ursprünglich hatte man sich für 15 Jahre verpflichtet, die laufen im nächsten Jahr aus.

Und zum Schluss geht es ins Lehmbecken.
Und zum Schluss geht es ins Lehmbecken. © FUNKE Foto Services | Volker Herold