Kreis Wesel. Wasser auf den Böden, immer wieder Regen: Die Bauern im Kreis Wesel kämpften mit Pilzbefall im Getreide und Fäulnis in Rüben und Kartoffeln.

Derzeit wird der letzte Mais geerntet, bleiben noch die Zuckerrüben vom Erntejahr 2024 übrig. Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, bringt es auf den Punkt: „Die Ernte ist verregnet.“ Nach den Jahren der ungewöhnlichen Hitze und Dürre war 2024 das genaue Gegenteil, es regnete beinahe ununterbrochen. Extreme, die in der Landwirtschaft Folgen haben.

Klaus Theobold, Ackerbauberater der Landwirtschaftskammer, zuständig für die Kreise Wesel und Kleve, gibt einen Überblick. „Die Getreideernte ist schlecht gelaufen, der Ertrag ist im Schnitt deutlich schlechter als in den vergangenen Jahren.“ Der Herbst 2023 sei so nass gewesen, wie schon ewig nicht mehr, sagt er. Weil die Äcker teils unter Wasser standen, konnten die Bauern nur sehr spät und unter schlechten Bedingungen säen und das besserte sich lange nicht.

Doch hier gab es nicht nur Verlierer, es kam auf die Lage an. „In Niederungslagen ist das Wasser wochenlang nicht abgeflossen, das sind keine Bedingungen für einen Spitzenertrag.“ Gewinner in dieser Lage war, wer sandigen, wasserdurchlässigen Boden hat. „In Ecken, die sonst regelmäßig vertrocknen, konnte in diesem Jahr überdurchschnittlich gedroschen werden“, so Theobold. Im Schnitt habe das die Verluste aber nicht ausgleichen können. Tiefgründige Lehmböden, die normalerweise sehr fruchtbar sind, haben nur sechs bis sieben Tonnen Weizen pro Hektar erbracht, in guten Jahren können es zehn und mehr werden.

Wegen der Nässe hatten die Bauern mit Pilzbefall im Getreide zu kämpfen.
Wegen der Nässe hatten die Bauern mit Pilzbefall im Getreide zu kämpfen. © dpa | Thomas Warnack

Johannes Leuchtenberg führt ein weiteres Problem an: Die Feuchtigkeit hat alle möglichen Pilzarten im Getreide mit sich gebracht. Im Juni, so Johannes Leuchtenberg, habe die Sonne gefehlt, die nötig ist, um Körner zu bilden. Stattdessen war es kühl, und wie 2024 üblich, nass.

Der Raps ist in diesem Jahr gut gediehen

Überrascht waren die Landwirte über den Raps, der das feuchte Wetter nicht übel genommen hat. Zwar gebe es am Niederrhein nur wenige Flächen, aber die Pflanzen gediehen gut, sagt Klaus Theobold. Aus ihnen wird Rapsöl gepresst, der Presskuchen dann ans Vieh verfüttert. Und auch bei der Grasernte gab es nichts zu klagen, „das Gras ist super gewachsen“, sagt Leuchtenberg. Eine Folge ist, dass in diesem Jahr die Grassilage ungewöhnlich gut ist, dafür aber das Heu schlecht. Warum ergibt gutes Gras kein gutes Heu? „Das Gras muss auf der Wiese für mehrere Tage trocknen“, erläutert der Neukirchen-Vluyner. Erst dann kann es als Heu eingefahren werden, bloß: Es gab kaum mehrere Tage hintereinander trockenes Wetter. „Mindestens einen Schauer hat jedes Heu abbekommen, darunter leidet sofort die Qualität.“

„Mindestens einen Schauer hat jedes Heu abbekommen, darunter leidet sofort die Qualität.“

Johannes Leuchtenberg
Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel

Wo der Mais gut in den Boden gekommen ist und nicht permanent „nasse Füße“ hatte, gedieh er gut. Allerdings konnte er erst spät in diesem Jahr gesät werden, entsprechend hat sich die Ernte nach hinten verschoben. Dennoch sind die Bauern an diesem Punkt zufrieden, „der Silomais in diesem Jahr ist gut“, urteilt Leuchtenberg. Fürs Vieh wird es im Winter also genügend Futter geben, schwieriger werden es Pferdehalter haben. Sie sind auf Heu für ihre Tiere angewiesen.

Rüben reagieren empfindlich auf Strukturstörungen im Boden, erläutert Theobold, es war ihnen zu nass. Daher ist Fäulnis ein Problem, wie auch bei den Kartoffeln. Die Bauern erwarten in diesem Jahr etwa 30 bis 40 Tonnen Rüben pro Hektar, die Hälfte eines normalen Jahres. Und: Um Zucker zu produzieren, benötigen die Rüben Sonne. Viel davon gab es nicht, zwar war der September freundlich, doch das war zu wenig und zu spät. Daher ist in diesem Jahr ihr Zuckergehalt ungewöhnlich gering. Die Rübenkampagne geht noch bis in den November hinein, die Ernte der gesamten Region wird nach Kalkar-Appeldorn in die Zuckerfabrik geliefert.

Alles in allem also kein gutes Erntejahr 2024, es war schlicht zu nass. Auch für Obst und Gemüse keine guten Voraussetzungen. Inzwischen ist mit Ausnahme der Rüben die Ernte fast eingefahren, das Erntedankfest gefeiert.