Hamminkeln. Auch auf den Äckern von Familie Schäfer hat das Regenwetter Folgen – und nicht nur gute. Wie die Prognose für die Kartoffelernte ausfällt.

Die Reihen von Kartoffelpflanzen, durch die Hermann Schäfer und sein Sohn Henrik Schäfer auf ihrem Feld in Hamminkeln gehen, wirken ungewohnt gelb. Die Verfärbung ist ein Anzeichen für eine Infektion, die die Pflanze plagt und die sich auf die kommende Ernte auswirken wird. Auslöser für das Problem sind der Regen und die vergleichsweise niedrigen Temperaturen, die in diesem Frühjahr und Sommer vorherrschen. Die Hamminkelner Landwirte rechnen mit Einbußen von 20 bis 30 Prozent bei der diesjährigen Kartoffelernte.

„Die Krautfäule hat die Kartoffel zur früheren Abreife gebracht“, beschreibt Hermann Schäfer die aktuelle Lage. Krautfäule wird durch einen feuchtigkeitsliebenden Pilz namens Phytophthora infestans verursacht und genau der macht den Kartoffelpflanzen auf den Äckern in Hamminkeln zu schaffen. Denn das unbeständige und feuchte Wetter begünstigt die Ausbreitung von Sporen und Pilzen. „Wir hatten einfach keine wirklichen Trockenperioden zwischen den Niederschlägen. Weil es für diese Jahreszeit so feucht ist, wachsen die Kartoffeln jetzt nicht mehr so stark, wie sie es eigentlich sollten“, erklärt der Landwirt.

Frühkartoffeln, Kürbisse und Co.

Henrik Schäfer, vermutet, dass die Kartoffeln noch zwei oder drei Wochen weiterwachsen werden. Dann müssen die Knollen noch für etwa drei Wochen ohne Laub im Boden bleiben, damit sie richtig „schalenfest“ werden. Nur dann können sie sauber gebürstet, verpackt und weiter verarbeitet werden. „Frühkartoffeln ernten wir schon seit Mai“, ergänzt Hermann Schäfer. „Die werden unter Vlies und Folie angebaut und reifen so schneller.“ Die Frühkartoffeln können nur eine Woche gelagert werden und deshalb wird bei Schäfers zweimal die Woche gerodet und frisch verkauft. Die restlichen Kartoffeln werden zu sogenannter „Lagerware“. Richtig gekühlt ist sie ein Jahr lang lagerbar. „Wir ernten die Kartoffeln und stellen sie kalt“, erklärt Henrik Schäfer. „Dadurch werden die Stoffwechselprozesse in der Frucht heruntergefahren.“

Auf dem Hof Schäfer

Außerdem hält die Familie Schäfer Wiesenhühner in Freilandhaltung und Legehennen in Bodenhaltung mit geschütztem Auslauf. Mithilfe ihrer 35 Mitarbeiter bestellen sie die Felder, versorgen die Hühner, verkaufen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf Wochenmärkten und betreiben einen Hofladen mit breitem Sortiment. „Alles, was wir anbauen, vermarkten wir auch selber“, sagt Hermann Schäfer.

Auch für die Kürbisernte ist die Nässe nicht optimal. Hier befeuert sie die Bildung von Mehltau. Auch dabei handelt es sich um eine Pilzerkrankung. Außerdem anfällig sind Erdbeeren. Mehr Sorgen als Regen macht den Landwirten im Hinblick auf die Beeren die Aussicht auf mögliche Hagelschauer. „Hagel wäre das schlimmste“, sagt Hermann Schäfer. „Bei den Erdbeeren im Freiland würde der kleinste Hagelschauer schon große Schäden anrichten.“ Sicherheitshalber werden 60 Prozent der Erdbeeren auf seinen Feldern in Folientunneln gezogen. Aus Erfahrungen mit Hagelschauern, die für große Ernteeinbußen gesorgt hatten.

Henrik Schäfer ist zufrieden: Der Grünkohl kommt mit den etwas kühleren und feuchteren Bedingungen besser zurecht als die Kartoffel.
Henrik Schäfer ist zufrieden: Der Grünkohl kommt mit den etwas kühleren und feuchteren Bedingungen besser zurecht als die Kartoffel. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Der Grünkohl fühlt sich wohl

Im Herbst vergangenen Jahres haben Schäfers keinen Winterweizen anbauen können, weil das Feld schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr befahrbar war. Darin sieht Hermann Schäfer das bisher größte Problem in diesem Jahr. Durch die feuchten Böden könnten nicht alle Felder bestellt werden. Stattdessen haben sie, als der Grund wieder fester war, Sommerweizen gepflanzt. „Sommerweizen hat grundsätzlich weniger Ertrag“, merkt Henrik Schäfer an. Doch nicht für alle Feldfrüchte ist das nasse Wetter unbedingt ein Nachteil. Neben Kartoffeln, Kürbissen, Getreide und Erdbeeren pflanzen Schäfers auch Grün- und Rosenkohl, Salat und Mais auf ihren Feldern an. Dem Grünkohl kommt das Wetter beispielsweise zugute.

Ein Vorteil des Regens für die Landwirte ist ganz klar, dass sie deutlich weniger bewässern müssen. „Wir sparen dadurch Energiekosten, denn Pumpen und so weiter müssen ja auch betrieben werden und es geht für die ständige Bewässerung Unmengen an Arbeitszeit drauf“, betont der Junglandwirt.

„Wir wollen eigentlich nicht aufs Wetter schimpfen“

Bei den Kartoffeln sei es, was die Probleme angeht, ein Ausnahmejahr. „Diese Probleme haben alle. Es gibt keinen Landwirt, der in diesem Jahr keine Krautfäule hat“, stellt Hermann Schäfer klar. „Manche Sorten werden absolute Totalausfälle haben.“ Ein solches Ausnahmejahr gäbe es in Zyklen immer mal wieder, aber dieses Jahr sei, wie er sagt, „sehr extrem“. Dennoch sei das aktuelle Wetter wesentlich angenehmer als ein Dürresommer. Der sei für Landwirte ein wahres Trauerspiel. „Eigentlich haben wir keinen Grund, zu jammern“, sagt er. „Wir sind immer noch gut aufgestellt.“ Jetzt seien zumindest die Grundwasserspeicher wieder gut gefüllt und darüber seien sie sehr froh. „Irgendetwas ist doch immer. Wir wollen eigentlich nicht aufs Wetter schimpfen“, sagt Henrik Schäfer.

„Irgendetwas ist doch immer. Wir wollen eigentlich nicht aufs Wetter schimpfen.“

Henrik Schäfer