Uedem/Kreis Kleve. Bernd Hesseling baut seit über 20 Jahren Kürbisse in Uedem an. Der Regen hat in diesem Jahr Schaden angerichtet. Worauf sich Halloween-Fans einstellen müssen.

Mal leuchten sie in Knallorange, dann in Grün oder Gelb-Weiß. Schon auf dem Parkplatz des Bauernmarktes Lindchen in Uedem ist das Fruchtgemüse in Reih und Glied sortiert. Es ist Kürbiszeit! Während sich eine ältere Dame in rotem Anorak durch die Kiste mit den kleinen bunten Zierkürbissen wühlt, schaut sich ein anderer Herr mit Brille die orangefarbene Pracht vor dem Ladeneingang an. Ein Bild, das sich Senior-Chef Bernd Hesseling im Herbst täglich zeigt. Auch, wenn der 62-Jährige an einer solch üppigen Kürbisernte im Frühjahr noch so seine Zweifel hatte.

Vor etwa 20 Jahren hat der Bauer damit begonnen, das heute so beliebte Herbstgemüse anzubauen. „In Beetform haben wir uns ausprobiert“, erinnert er sich. Dann kam der Kürbis-Hype – heute wachsen auf einer rund 200 Hektar großen Anbaufläche des Uedemers und zwei Geschäftskollegen rund 30 verschiedene Sorten des Gemüses. Und das brauche es auch: „Die Kunden kaufen den Kürbis ja nicht nur zum Essen im Herbst, schon früh fängt es an, dass sie Zierkürbisse als Dekorationsartikel nutzen. Später im Oktober kommt für viele dann noch der Höhepunkt: Halloween“, erklärt der niederrheinische Landwirt, bevor er in sein Auto steigt. Es geht zu den Feldern.

Halloween am Niederrhein: Wachstum des Halloween-Kürbisses „nicht so üppig“

Der Himmel ist grau und der Mutterboden matschig – noch am frühen Morgen hat es viel Regen gegeben. Hell leuchten die Kürbisse der Sorte Rudolf in Orange und Grün auf seinem Feld. „Ein Ölkürbis“, wie Hesseling erklärt. „Und auch den kann man essen, man kann jeden Kürbis essen, nicht nur den Hokkaido oder den Butternut“, sagt er und zeigt auf die Kürbisse, die mit grünen Blättern bedeckt sind.

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Über Probleme redet der 62-Jährige nur äußerst ungern. „Ich möchte nicht klagen, sondern gerne Lösungen finden“. Doch Lösungen wofür? „Das Wetter hat uns dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht“. Bereits im Mai sollten die Kürbisse gesät werden. „In der Zeit hat es aber ununterbrochen Regen gegeben. Es gab keine Phase, in der der Boden entsprechend trocken war. Im Frühjahr waren die Böden außerdem zu kalt.“

Bernd Hesseling ist Senior-Chef des Bauernmarktes Lindchen in Uedem. Vor etwa 20 Jahren fing er an, Kürbisse anzubauen – damals noch in „Beetform“.
Bernd Hesseling ist Senior-Chef des Bauernmarktes Lindchen in Uedem. Vor etwa 20 Jahren fing er an, Kürbisse anzubauen – damals noch in „Beetform“. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

So habe man zwischen den Regenphasen versucht, das Gemüse zu sähen. „Unser Halloween-Kürbis konnte das gar nicht ertragen, deswegen war das Wachstum auch nicht so üppig“, sagt Hesseling und schaut auf den matschigen Acker. Gerade noch hat sich der Mehltau auf den Blättern der Kürbisse breit gemacht. „Wenn die Tage kürzer werden, kommt der Mehltau, das ist aber für mich ein Zeichen für Reife und für den Herbst“, stellt er klar.

Erntezeit in NRW: Landwirtschaftskammer zieht Bilanz

Dass sich die Kartoffelsaison in diesem Jahr als herausfordernd für die landwirtschaftlichen Betriebe in Nordrhein-Westfalen erwiesen hat, bestätigt auch Jan-Malte Wichern, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW, auf Rückfrage unserer Redaktion. „Aufgrund der anhaltenden Niederschläge im Frühjahr war bereits die Auspflanzung der Kartoffeln schwierig.“ Die anhaltenden Niederschläge im Sommer in Kombination mit warmen Temperaturen hätten das Pflanzenwachstum dann begünstigt, sodass die Pflanzen die verspätete Aussaat aufholen konnten und die Ernte nun zum gewöhnlichen Zeitpunkt stattfinde.

„Gleichzeitig haben diese Witterungsbedingungen auch die Krautfäule begünstigt.“ Die Krautfäule habe zum Teil schon ungewöhnlich früh zum Auflauefn der Kartoffeln die Bestände befallen. Hier gebe es laut Wichern jedoch große regionale Unterschiede. „Wir stellen insgesamt eine große Bandbreite bei den Kartoffelerträgen fest, von guten Erträgen bis hin zu Totalausfällen.“

„Bei der Kürbisernte gehen wir aktuell von durchschnittlichen Erträgen und Qualitäten aus. Wie bei den Kartoffeln konnte auch die Kürbis-Auspflanzung aufgrund der nassen Witterung erst verspätet stattfinden.“ Die Apfelernte am Niederrhein sei in diesem Jahr ebenfalls durchschnittlich. „Dies liegt vor allem daran, dass der Niederrhein von den Nachtfrösten im April weitestgehend verschont geblieben ist. Die Ernte befindet sich in den letzten Zügen.“

Insgesamt unterdurchschnittlich sei in diesem Jahr insgesamt die Getreideernte in NRW gewesen, „sowohl im Ertrag als auch bei den Qualitäten.“ Bei Zuckerrüben gehe die Landwirtschaftskammer aktuell von durchschnittlichen Erträgen aus. Profitieren von der feuchten und warmen Witterung konnte der Mais. Dieser habe sich „überwiegend gut entwickelt und gute Silomaiserträge erzielt. Die Körnermaisernte steht noch aus.“

„Die Kürbisse, die wir dann im Juni gesät haben, sind gut gewachsen“

Ganz schwarzmalen will er aber nicht: „Die Kürbisse, die wir dann im Juni gesät haben, sind gut gewachsen. Aber man merkt, dass wir mit der Aussaat einen Monat zu spät dran waren.“ Viele Sorten hätten sich zwar noch „gefangen“, bei dem Halloween-Kürbis merke man jetzt aber Einbußen. „Die Ernte fällt diesmal etwas knapper aus.“ So sollten sich die großen Halloween-Fans, die zum Ende des Monats einen Kürbis schnitzen wollen, auf erhöhte Preise einstellen. „Es kann sein, dass der Preis für den Halloween-Kürbis in diesem Jahr steigt“.

Mit einem anderen Auge blickt Hesseling jedoch auf die diesjährige Kartoffelernte. „Die größte Herausforderung in diesem Jahr war definitiv die Kartoffel“. Die ersten Frühjahrskartoffeln, beispielsweise die Sorte Annabelle, seien mit Kraut- und Knollenfäule infiziert gewesen. Ein Produkt der Witterungsbedingungen. „Die Krautfälle hat extreme Schäden verursacht, bei der Ernte im Frühjahr hat es Totalausfälle oder nur die Hälfte der sonstigen Ernte gegeben.“ Die Ernte der Herbstkartoffel hingegen sei in diesem Jahr durchschnittlich.

Landwirte am Niederrhein in Sorge: „Wir Bauern gehen immer volles Risiko“

„Vorher hat es drei total trockene Sommer gegeben, in diesem Jahr mussten wir mit vielen Niederschlägen kämpfen.“ Ein Grund für Existenzsorgen? Für Hesseling jedenfalls nicht. Das sehe bei befreundeten Betrieben in der Umgebung jedoch anders aus. „Wir Bauern gehen ja immer volles Risiko, wir müssen die Wetterextreme beachten. Für uns ist das Wetter jeden Tag wichtig. Und dabei stehen wir unter enormem Druck“, sagt er. Dann steigt der 62-Jährige wieder ins Auto. An Grünkohl- und Kartoffelfeldern geht es zurück zum Hofladen.

In großen Kisten türmen sich Äpfel, Birnen und Kürbisse aufeinander. „Wir haben doch alles, was wir brauchen“, sagt Hesseling und zeigt auf die Gemüse- und Obstkisten. Nur einen Wunsch hätte er mit Blick auf das kommende Erntedankfest noch: „Die Menschen müssen wieder mehr Wertschätzung für das Essen entwickeln. Und sich ihr Gemüse vielleicht lieber beim Bauern ihres Vertrauens holen“, erklärt der 62-Jährige zwinkernd. Auf das nächste Jahr schaut der Senior-Chef des Bauernmarkts Lindchen – wie soll es anders sein – vor allem mit Optimismus: „Neues Jahr, neues Glück“, sagt der Geschäftsmann.