Kreis Kleve. Die deutschen Behörden sollten Karnevalszüge jetzt nicht kaputt regulieren. Sonst gibt es bald keine Großveranstaltungen mehr.

Dass die Kommunen im Kreis Kleve in Absprache mit den Veranstaltern und der Polizei über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für die anstehenden Karnevalsumzüge nachdenken, ist verständlich. Niemand möchte sich nach den Anschlägen von Aschaffenburg und München vorwerfen lassen, nicht alles getan zu haben.

Kein Karneval im Hochsicherheitstrakt

Und doch sollte jedem klar sein, dass es eine hundertprozentige Sicherheit bei Großveranstaltungen nicht geben kann. Wer einen Karnevalsumzug besucht, geht ein gewisses Risiko ein, für das er selbst verantwortlich ist. Wir können am Ende des Tages nicht alles absichern und die Anforderungen immer höher schrauben. Niemand möchte einen Karnevalsumzug in einem Hochsicherheitstrakt feiern.

Andreas Gebbink, Redaktionsleiter der NRZ-Kreisredaktion Kleve
Andreas Gebbink, Redaktionsleiter der NRZ-Kreisredaktion Kleve © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

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Sicherheitsauflagen nicht überziehen

Wichtig ist, dass Großveranstaltungen überhaupt noch durchgeführt werden können. Nach der Love-Parade-Katastrophe in Duisburg wurden die Sicherheitskonzepte bereits enorm verschärft. Das geht so weit, dass viele Veranstaltungen gar nicht mehr stattfinden, weil man die Auflagen nicht mehr erfüllen kann. Karnevalsvereine sind heute kaum noch in der Lage, ein Sicherheitskonzept zu erstellen. Ohne Hilfe der öffentlichen Verwaltungen geht es oft gar nicht mehr.

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