Kleve. Wildgehege-Team hat sein Konzept überarbeitet und will Gästen mehr bieten. Dazu zählt auch ein Tier, das Besucher bislang nur selten erblickten.
Das Wildgehege in Reichswalde geht neue Wege: Waren in den vergangenen Jahrzehnten „nur“ einige Wildtiere in dem etwa vier Hektar großen Gelände zu bewundern, setzen die Aktiven des Vereins nun vermehrt auf Bildung. Aber auch beispielsweise kleine Rätsel lassen das Gehege zwischen der Grunewaldstraße und Buchholz an der Grenze zum Stadtteil Materborn zu einem Natur-Erlebnis werden.
Shari Müller, die Sprecherin der ehrenamtlichen Wildgehege-Unterstützer, erläutert, was dahinter steckt und warum man jetzt Info-Schilder und Rätsel-Tafeln (unter anderen zu Tierspuren, Blätterkunde und Vogelarten) rund um das Gehege erblickt: „Wir sind dabei einen Erlebnis-Pfad am Gehege aufzubauen, einen Sinnespfad gibt es bereits. Mehrere Picknickplätze kommen noch dazu“, so die 27-Jährige. Sie ist Ergotherapeutin und investiert wöchentlich mindestens sechs bis sieben Stunden für das Wildgehege. „Der Kontakt mit den Tieren und das Arbeiten an der frischen Luft macht halt Spaß“, ergänzt Müller.
Der Verein setzt jetzt verstärkt auf Bilung und Natur-Erlebnis
„Unser Wildgehege zielt jetzt auch darauf ab, etwas über die Natur und die heimischen Tiere zu lernen. Statt nur Tiere zu zeigen, haben wir uns vorgenommen, dass wir ein bisschen mehr auf Bildung setzen“ Dies ist auch für viele Erwachsene interessant, aber vor allem Kindergärten haben Interesse daran, den Mädchen und Jungen die Tierwelt so ganz anschaulich näher zu bringen.
Das zeigt auch die Besuchergruppe aus zwei Mütter und drei Kindern, die trotz eisiger Temperaturen in dem Waldstück unterwegs sind. Juna (3) aus der Mäusegruppe eines Kindergartens hat sich extra eine Mütze mit Hirsch-Motiven aufgesetzt, Matschhose und Gummistiefel angezogen. „Ich finde die Wildschweine am besten“, sagt das Kindergarten-Kind voller Vorfreude auf dem Weg zum Wildgehege.
Die Zäune mussten komplett erneuert werden
Schon das Jahr 2024 sei für das Gehege ein Auf- und Umbruch gewesen, berichtet die Sprecherin und erwähnt in diesem Zammenhang die komplette Erneuerung des 1000 Meter langen Außenzauns. Aber auch die Innenzäune mussten er ausgetauscht werden. In den 80er Jahren sei das Wildgehege entstanden, sagt Müller über die Historie des unmzäunten Waldes, der dem Land NRW gehöre.
Tamara Müller, die Schwester der Sprecherin, ist die Vorsitzende des Vereins Wildgehege Reichswalde, der 2001 gegründet wurde und mittlerweile rund 250 Mitglieder hat – etwa zehn Leute sind aktive Helfer im Alter zwischen 14 Jahren und Mitte 60 und sorgen unter anderem für das Wohl der zurzeit 33 Tiere. „Füttern und Ausmisten gehören dazu, aber auch die medizinische Versorgung zählt zu den Aufgaben“, beschreibt die Wildgehege-Sprecherin die wichtigsten Aufgaben der Tierfreunde. Aber auch die Wartung der Zäune und Bauten seien regelmäßige Tätigkeiten der Ehrenamtlichen. Hinzu kommt die Organisation besonderer Veranstaltungen Trödelmarkt, ein Sommerfest und vermutlich auch eine besondere Aktion zu Halloween.
„Die Leitkuh heißt Bella und der Hirsch Ömmes.“
Überraschnung kurz nach dem Einzug der Bache ins Gehege
Das Rotwildrudel besteht aus einem Hirsch, der Hirschkuh und sechs weiteren Schmaltieren. Schwarzwild ist ebenfalls in dem Reichswalder Gehege beheimatet: Das es allerdings jetzt drei Wildschweine sind, sei eine kuriose Geschichte erläutert Shari Müller: „Wir hatten eigentlich nur die Bache Pauline gekauft: Dass sie dann kurz später zwei Frischlinge zur Welt gebracht hat, war für uns natürlich ein Glücksfall. Wir haben also quasi drei zum Preis von einem Schwein bekommen“, berichtet die 27-Jährige und lacht. So leben also die mittlerweile fast ausgewachsenen Fixi und Foxi seit ihrer Geburt in Reichswalde.
Die Hirsche haben übrigens nicht alle eigene Namen: „Die Leitkuh heißt Bella und der Hirsch Ömmes“, erläutert Müller. Wie kommt man denn auf den seltsamen Namen Ömmes? Das erklärt die Sprecherin so: „Wir hatten vorher einen Hirsch, der hieß Harry. Und da dieser Name schon vergeben war, haben wir zu dem anderen immer Ömmes gesagt – und die Bezeichnung dann einfach beibehalten...“ Der fünfjährige Rothirsch, ein Kronen-Zwölfender, stehe zurzeit in der Blüte seines Lebens, fügt die Tierfreundin hinzu.
22 Ziegen und Schafe mögen Streicheleinheiten
Die 18 Ziegen sowie vier Schafe (alle übrigens mit Namen versehen) vertragen sich in einem abgetrennten Teil des Wildgeheges einigermaßen, kleinere Streitigkeiten ums Futter mal ausgenommen. Direkt am Außenzaun kann man diese 22 „Bewohner“ des Waldes eigentlich immer sehr gut beobachten, darunter die Kletterkünste der Ziegen bewundern.
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Das kleinste Tier des Reichswalder Wildgehege bekommen Besucher jedoch nur ganz selten zu Gesicht: Eine Wachtel lebt in einer Voliere, versteckt sich aber ganz häufig auch darin so gut, dass der kleine Hahn kaum zu sehen ist. Das weiß auch Sprecherin Shari Müller: „Deshalb haben wir eine Bank am Wachtelstall aufgestellt, damit die Besucher sich Zeit nahmen können, die Wachtel vielleicht doch zu entdecken. Man muss ein bisschen Ruhe mitbringen, denn Wachteln sind sehr schreckhaft und eben Tarntiere.“ Ursprünglich hatte der Wachtelhahn noch zwei Wachtel-Damen an seiner Seite, die aber eingegangen sind, berichtet Shari Müller: „Seitdem er alleine ist, ist er richtig zutraulich geworden: Er krabbelt sogar ins Hosenbein.“