Goch. Die Stadt Goch führt aktiv Gespräch mit Ärzten, um die medizinische Situation zu verbessern. Dann soll das MVZ an den Start gehen.

Für das neue kommunale Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Goch steht die Stadtverwaltung kurz vor dem erfolgreichen Vertragsabschluss mit zwei Hausärzten. Dies teilte Gaby Theissen mit, die bei den Wirtschaftsbetrieben der Stadt Goch beschäftigt und maßgeblich an der Umsetzung des Ärztezentrums beteiligt ist.

In Goch fehlen sieben Hausärzte

Gaby Theissen berichtete im Gesundheitsausschuss des Kreises über den aktuellen Stand der Umsetzung. Sie wies darauf hin, dass es in Goch derzeit sieben freie Hausarztsitze gebe und auch der Kassensitz der verstorbenen Kinderärztin unbesetzt sei. Von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) gebe es keine Unterstützung. „Goch hat derzeit keinen Kinderarzt“, fasste Theissen die missliche Lage zusammen. Gemeinsam mit Bürgermeister Ulrich Knickrehm und Kämmerin Bettina Gansen versucht sie, das MVZ auf die Beine zu stellen. 

Kloster in Goch
Das ehemalige Tertiarinnenkloster am Klosterplatz in Goch. © NRZ | Johannes Kruck

Für den Aufbau des MVZs hat sich die Stadt Goch einen externen Berater besorgt, der unter anderem einen Wirtschaftsplan erstellt hat. Als Standort wurde das ehemalige Tertiarinnenkloster in der Innenstadt ausgesucht. Das Gebäude wird gerade umgebaut und soll im Erdgeschoss bereits zum 1. Januar 2025 bezugsfertig sein. Im zweiten oder dritten Quartal 2025 folge dann der Rest. Es stünden im Erd- und Obergeschoss jeweils 200 Quadratmeter zur Verfügung. Man könne zwei Ärzte pro Etage unterbringen, so Theissen. Im Dachgeschoss gebe es noch Sozialräume.

„Da rollt sonst eine Katastrophe auf uns zu.“

Gaby Theissen ist sich sicher, dass die Kommunen aktiv werden müssen.

Goch bemüht sich um neue Ärzte

Mit zwei Hausärzten stehe man kurz vor Vertragsabschluss. Man habe auch mit einer jungen Ärztin gesprochen, die stundenweise arbeiten wolle, aber nur, wenn eine weitere Ärztin hinzukomme. Außerdem sei man mit zwei Kinderärztinnen aus der Ukraine und der Türkei im Gespräch. Die Formalitäten für die Anerkennung der Diplome seien jedoch enorm. Es würde zwei bis drei Jahre dauern, bis der Papierkram erledigt sei: „Darauf können wir eigentlich nicht warten“, so Theissen. 

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Sie betonte, wie wichtig es sei, dass sich die Kommunen um die ärztliche Versorgung kümmern: „Da rollt sonst eine Katastrophe auf uns zu“, ist ihr Fazit.

KKLE möchte nicht aktiv werden

Bevor sich Goch entschlossen habe, ein kommunales MVZ zu gründen – übrigens das erste im Kreis Kleve – habe man Gespräche mit den katholischen Karl-Leisner-Einrichtungen geführt. Diese winkten jedoch ab und wollten nicht in das Segment der haus- und kinderärztlichen Versorgung einsteigen. „Schon nach zwei Gesprächen stellte sich heraus: Wir müssen selbst aktiv werden“; so Theissen.

Inzwischen gibt es in Goch einen Runden Tisch mit Haus- und Fachärzten, denn man will nicht in Konkurrenz zu den bestehenden Ärzten treten. „Wir werden auch nicht als Konkurrenz wahrgenommen“, so Theissen. Problematisch könnte allerdings die Suche nach Medizinischen Fachangestellten werden. Denn diese seien sehr begehrt und rar gesät. Hier trete man schnell in Konkurrenz zu den Praxen vor Ort.

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Vorteile für Ärzte

Ein Medizinisches Versorgungszentrum hat für junge Ärzte einige Vorteile. Sie trügen kein unternehmerisches Risiko, sondern seien Angestellte der Stadt. Durch das Angestelltenverhältnis falle viel Bürokratie weg. So müsse man sich bei Krankheit oder Urlaub nicht um eine Vertretung kümmern. In NRW gebe es bisher nur drei kommunale MVZ. In Bayern und Baden-Württemberg seien es dagegen schon Hunderte.