Kleve. Die Stadt Kleve sucht nach einer Lösung für den Drogencontainer am Bahnhof. Von den Sozialverbänden gebe es bislang keine Unterstützung
Kleves Kämmerer Klaus Keysers hat am Montag weitere Gespräche mit sozialen Trägern geführt, um eine Lösung für den Drogencontainer zu finden. Drei mögliche Standorte werden nun näher untersucht. Die Gespräche mit den Sozialträgern seien enttäuschend verlaufen. Bisher habe es von keiner Seite Hinweise gegeben, wie es besser gemacht werden könne. Auch wolle sich kein Sozialträger in dieser Sache engagieren.
Herr Keysers bestätigt, dass ein Großteil der Nutzer mit dem Zug anreist und die meisten Junkies auch nicht aus Kleve kommen. Auf Anregung der Mitarbeiter der Caritas, die den Spritzenautomaten befüllen, sollte der Container ganz abgebaut werden. Es sollte eine Art Wartehäuschen zur Verfügung gestellt werden.
So berichteten wir am Dienstag, 27. August 2024:
Man muss kein Drogenexperte sein, um es zu riechen: Hier wird ordentlich gekifft. Am Klever Drogencontainer wird schon morgens konsumiert und es werden nicht nur Spritzen gezogen. Vor Ort zeigte sich am Montagmorgen, dass sich hier zudem nicht nur hilfsbedürftige Drogenabhängige aufhalten, sondern auch putzmuntere Typen mit schwarzer Lederjacke, dunkler Hose und dunkler Sonnenbrille: Im Film könnte man sich den idealtypischen Drogendealer nicht besser vorstellen. Shakes hands und Give me five!
Ist der Container so zulässig?
Die NRZ hakte noch einmal bei der Stadt und bei der Polizei nach, inwiefern der Drogencontainer überhaupt an dieser Stelle stehen darf. Denn mit der Einführung des Cannabisgesetzes im Juli gelten auch strenge Regeln hinsichtlich der Abstände zu Kindereinrichtungen. Der Klever Container steht unmittelbar neben dem Kleoland, ein beliebter Indoor-Spielplatz für Kleinkinder.
Die Kreis Klever Polizeibehörde erklärt, dass laut Cannabisgesetz das Kiffen in Sichtweite einer Kinder- und Jugendeinrichtung nicht erlaubt ist. Im Paragrafen 5 des Cannabisgesetzes ist zu lesen, dass eine Sichtweite bei einem Abstand von mehr als 100 Metern von dem Eingangsbereich nicht mehr gegeben ist. Da sich der Eingangsbereich des Kleolands nicht in unmittelbarer Nähe befindet, scheint der Konsum am Drogencontainer noch zulässig zu sein.
Junkies und Drogendealer
Auch zeige die Erfahrung, dass das Kleoland keine Schwierigkeiten wegen des Drogencontainers habe. Junkies und Drogendealer halten sich an der rückwärtigen Seite des Kleolandes auf und würden nicht vor dem Eingangsbereich gehen.
Die Stadt Kleve sieht es ähnlich. Auch wenn man den Container grundsätzlich an anderer Stelle unterbringen möchte, weil hier bald die Radstation eröffnet und perspektivisch auch das Konrad-Adenauer-Gymnasium an den Start geht.
So haben wir am Freitag, 23. August, berichtet:
Der Drogencontainer am Klever Bahnhof hat in den vergangenen Wochen für mächtig Ärger gesorgt. Zwei Messerstechereien haben vor Augen geführt, dass sich die Kientel an diesem Container deutlich gewandelt hat. Nachdem Bürgermeister Wolfgang Gebing im NRZ-Gespräch über Alternativen nachgedacht hat, meldet sich jetzt auch Max Knippert zu Wort, der im Stadtrat als sachkundiger Bürger für die Offenen Klever aktiv ist.
Es fehle der Handlungswille
Gegenüber der NRZ schreibt er, dass sich die Diskussion um den Drogencontainer im Kreis drehe. „Keiner der Verantwortlichen stellt sich konsequent der Problematik, in der der menschenunwürdige Container zu einem abscheulichen Sinnbild für Handlungsunwillen seitens Politik und Verwaltung steht.“ Er schreibt weiter: „Die gesellschaftliche Realität, das Junkies (Junk = englisch für Müll) in jeder Stadt zuhause sind mag verstören aber Junkies sind kein Müll sondern Drogenkranke. In diesem Container, ohne Türe befindet sich ein toilettenähnlicher Behälter im offenen Raum, der seit Jahren ‚Randvoll’ ist und eine Spülung scheint es zu keinem Zeitpunkt gegeben zu haben…“
Der Container sei keine angemessene Lösung, so Knippert. Er schätzt die Zahl der Schwerstabhängigen, die den Container nutzen auf etwa 300. Die Stadt Kleve selbst gibt an, nicht zu wissen, wie viele Menschen die Örtlichkeit aufsuchen.
150 Menschen sollen am Tag vor Ort sein
Max Knippert hat sich den Container vor Ort angesehen und mit Personen gesprochen, die den Container nutzen. Er berichtet, dass nach Aussagen der Besucher etwa 150 Personen pro Tag den Container nutzen. Dies sei eine besorgniserregende Entwicklung. Die Mitarbeiter der Caritas, die den Spritzenautomaten befüllen, würden von einem Anstieg der Spritzen um gut 50 Prozent sprechen.
„Wollen wir gar Tote in Kauf nehmen oder den Bahnbeschäftigten zumuten, täglich auf den Gleisen durch menschliche Exkremente und Erbrochenes zu waten?“
„Kleve ist kein Einzelfall, auch wenn die Grenznähe sicherlich eine Konzentration der Drogenproblematik mit sich bringt. Die Verkürzung, wie es der jüngste NRZ-Artikel mit Bürgermeister Gebing wieder zeigt, Drogenabhängige als Bettler und Nervensägen zu bezeichnen, ist individuell verständlich, bringt uns aber einer Lösung oder Milderung der Situation nicht näher“, so Knippert.
Für die Offene Klever habe er im Sozialausschuss am 22. Februar 2024 einen Prüfantrag „Drogenkonsumraum als Gesundheits-, Überlebens- und Ausstiegshilfe für Drogenabhängige“ gestellt, der das ehemalige „Cafe Hope“‘ am Regenbogen dahingehend untersuchen sollte, ob dieser Ort ein Drogenkonsumraum (DKR) sein könnte um die Situation in Kleve zu entschärfen. Dieser Ort geht auf Eltern zurück die für ihr Drogenabhängigen Kinder einen Verein und einen Ort geschaffen hatten. Der Antrag wurde allerdings abgelehnt. Auch, weil Anwohner in unmittelbarer Nähe nicht damit einverstanden sind.
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Bahnbeschäftigte müssen durch Kot gehen
Die Verantwortlichen in Kleve könnten aber nicht die Augen vor der Situation verschließen, so Knippert. „Die Diskussion auf die Standortfrage zu reduzieren, ändert überhaupt nichts an der Situation oder wird sie gar ‚verbessern‘, denn sie wird sich, wie gesagt, zunehmend verschärfen. Wollen wir gar Tote in Kauf nehmen oder den Bahnbeschäftigten zumuten, täglich auf den Gleisen durch menschliche Exkremente und Erbrochenes zu waten?“
Knippert sieht sowohl die Stadt Kleve als auch den Kreis Kleve in der Verantwortung etwas zu tun. Die Spritzen und der dazu notwendige Personalaufwand würden von Kreis Kleve finanziert, die Stadt stelle den Container samt Toiletten zur Verfügung und sei für die Säuberung des Umfeldes zuständig.