Kleve. Der Nabu hat in der Spoy ein Modelprojekt für mehr Artenvielfalt ins Leben gerufen. Was das für übelriechende Algen bedeutet.

Noch sind sie kleine und eher unscheinbare grüne Tupfer auf der Wasserfläche des nördlichen Wendehammers im Klever Spoykanal. Doch wenn alles so läuft, wie sich Ines Plagemann und Lena Wiest von der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein in Kleve-Rindern das vorstellen, könnten hier schon bald kleine Biotope neuen Lebensraum bieten für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Das Pilotprojekt „Mehr Leben für den Spoykanal“ ist zu Monatsbeginn gestartet.

Dafür verankerten die beiden Naturschutzreferentinnen mit Genehmigung der Stadt Kleve zehn ökologische Inseln im Wasser – jede von ihnen einen Quadratmeter groß. „Da der Spoykanal ein künstliches Gewässer ist und seine Ufer mit Spundwänden gesäumt sind, fehlt es überall an natürlicher Ufervegetation“, erklärt Lena Wiest. Es gebe daher nur wenig Möglichkeiten größere Renaturierungsmaßnahmen anzustoßen. „Mit unserem Projekt wollen wir durch das Ausbringen von ‚Schwimmenden Inseln‘, die mit heimischen Gewässerpflanzen bestückt sind, ein wenig Natur zur Verbesserung der Gewässerökologie in einem kleinen Bereich des Spoykanals erreichen“, sagt sie.

Die übel riechenden Algen werden bleiben

Des Problems mit der Algenbildung, so stellen die beiden Referentinnen klar, werde man auf diese Weise aber wohl nicht Herr werden. Dafür seien die Inseln mit insgesamt zehn Quadratmetern Fläche zu klein. Bekanntlich ist die Bildung übelriechender Algenteppiche besonders in den Sommermonaten eine unangenehme Begleiterscheinung im Spoykanal und im weiteren Verlauf des Flusses auch im Kermisdahl. Dennoch, so Wiest, seien die schwimmenden Inseln eine Möglichkeit dazu einen Beitrag zu leisten. „Wir sehen es als kleinen Baustein in einem größeren Bild.“ Mit dem Projekt sollen Struktur und Ökologie des künstlichen Gewässers nachhaltig verbessert, Lebensraum und Schutz für Kleinlebewesen geschaffen werden. „Die Inseln bieten außerdem zusätzlichen Schatten für den Fluss“, so Wiest. Dies könne einem übermäßigen Algenwachstum dann durchaus entgegenwirken.

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Vor allem aber steht hinter dem Projekt die Idee für mehr Biodiversität zu sorgen. Dafür wurden die kleinen Inseln mit verschiedenen heimischen Wasserpflanzen bepflanzt. Und weil das Regionale den beiden jungen Wissenschaftlerinnen wichtig ist, ernteten sie Teile von Segge, Binsen und einigen blühenden Kräuterarten nach Absprache aus den Rindernschen Kolken und ließen sie in einer Gärtnerei großziehen. „Es sollten Pflanzen sein, die hier wachsen“, unterstreicht Ines Plagemann. Außerdem habe man Arten ausgesucht, die auf Wasser angepasst seien. Läuft alles wie gedacht, so werden vielleicht schon im kommenden Jahr die Sumpfschwertlilie, Blutweiderich und Schwanenblume ihre schönen Blüten öffnen und einer Vielzahl von Insekten den Tisch decken.

Projekt Spoykanal Kleve
Lena Wiest und Ines Plagemann verankern die letzte der zehn schwimmenden Inseln. © NRZ | Claudia Gronewald

Libellen stehen im Fokus

Für die Gestaltung der Inseln hat die Naturschutzstation mit den Unternehmen Ökon aus Hamburg und der Pflanzeninsel GmbH aus Kevelaer zusammengearbeitet. Jetzt schwimmen die frisch gesetzten Pflanzen in kunststofffreien Drahtgittern. Ihre Auftriebskörper bestehen aus Material, das Bimsstein ähnelt. Unterhalb der kleinen Biotope, so stellen die beiden Naturschutzreferentinnen es sich vor, sollen schon bald frei hängende Wurzeln dem Fluss das Zuviel an Nährstoffen fürs eigene Wachstum entziehen können.

Neben den vielen Makrozoobenthos, Kleinstorganismen, die in Gewässern heimisch sind und deren zukünftige Entwicklung im Rahmen des Projekts von Experten begleitet wird, steht für Projektleiterin Lena Wiest die Libelle im Fokus ihres Interesses. „Sie braucht Strukturen am und im Wasser und eignet sich gut zum Beobachten.“ Das Projekt wird von Monitorings begleitet. „Wir untersuchen zudem, wie gut diese Maßnahme von den Tieren angenommen wird und ob Inseln in dieser Form auch für eine deutlich größere Anwendung im Spoykanal geeignet sind“, so Wiest.

Die Spoy ist für Freizeitgestaltung von Bedeutung

„Als Modellprojekt wollen wir Möglichkeiten aufzeigen, wie selbst im städtischen Umfeld kleinere Inseln der Artenvielfalt geschaffen werden können. Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels gewinnt ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Thema Wasser an Wichtigkeit“, so Wiest weiter. Ob sich die Wasserchemie auf Dauer tatsächlich verändere, „werden wir sehen“. Ganz sicher aber verbessere sich die biologische Vielfalt im und auf dem Fluss, ist Lena Wiest überzeugt.

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Ganz gleich, wie es mit dem zunächst bis 2026 angelegten Projekt weitergeht, grüner wird der Spoykanal durch die kleinen Inseln schon jetzt. Schließlich, finden Wiest und Plagemann, spiele der Spoykanal eine wichtige Rolle in der Freizeitgestaltung von Bürgerinnen und Bürgern. „Da sind sauberes Wasser und natürliche Strukturen ganz wesentliche Elemente.“

Das Projekt wird durch die Bezirksregierung Düsseldorf und die Kurt Lange Stiftung finanziert und soll einen Beitrag zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie leisten.