Kleve. Der Spoykanal in Kleve ist oft voller Algen. Die Hochschule Rhein-Waal könnte helfen, das Problem langfristig zu lösen. So soll das klappen.

Ein Projekt möchte die Hochschule Rhein-Waal starten, um nachhaltig das Algenproblem im Spoykanal zu lösen. „Abschaufeln ist langfristig nicht die Lösung“, erklärte Prof. Dr. phil. William M. Megill, Professor für Bionik, Robotik und Sensorik und Direktor des „FabLab.blue“ an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve im Umweltausschuss.

Spoykanal und Kermisdahl sind ein 30 Kilometer langer Teich

Es geht um 8,5 Kilometer Spoykanal als Bundeswasserstraße – sie heißt so, auch wenn sie nicht mehr als Verbindung zum Rhein genutzt wird –, sie ist zehn Meter breit und 2,8 Meter tief. Außerdem um einen Kilometer Hafen, 20 Meter breit, sowie um den Kermisdahl, 2,5 Kilometer lang, 20 bis 30 Meter breit und flach und zuletzt die Wetering, 15 Kilometer lang, zwei Meter breit und ein untiefer, langsamer Bach. Das ist zusammengenommen eigentlich ein stehender, 30 Kilometer langer Teich.

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Die „Benthos“, Gesamtheit aller Lebewesen direkt über dem und in dem Boden, interessiert den Professor und sein Team: Wie bekommt man diese ganzen Gewässer umgewandelt in ein gesünderes Ökosystem? „Die Algen sind nur ein Symptom für ein Ungleichgewicht!“, stellte der Professor im Umweltausschuss klar. Das Amphibienfahrzeug Truxor entferne bisher die schlechten, aber auch die guten Algen, „es säbelt beide ab“, beschrieb Megill.

„Ich möchte sozusagen einen Trecker mit einem U-Boot kreuzen“

Prof. Dr. phil. William M. Megill, Professor für Bionik, Robotik und Sensorik und Direktor des „FabLab.blue“ an der Hochschule Rhein-Waal, auf dem Rathausflur in Kleve.
Prof. Dr. phil. William M. Megill, Professor für Bionik, Robotik und Sensorik und Direktor des „FabLab.blue“ an der Hochschule Rhein-Waal, auf dem Rathausflur in Kleve. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

„Ich möchte sozusagen einen Trecker mit einem U-Boot kreuzen“, sagt der Mann, den man wegen seiner wissenschaftlichen U-Boot-Wettbewerbe kennt. „Weil wir nicht wissen, wie man einen Boden unter Wasser pflegen kann.“ Die Natur arbeite mit großen Tieren wie Walross oder kleinen Wirbellosen. Gesucht wird nun eine bionische Maschine, die ähnlich wie ein Wattwurm vorne Dreck rein frisst und hinten Sand raus lässt. Aber unklar sei noch: „Muss das eher aufgelockert oder versteift werden, mehr Sauerstoff rein oder weniger?“ fasste der Professor die große Aufgabe zusammen. Es geht um Phosphat, Stickstoff und Kohlenstoff, auch wenn er als Bioniker dafür nicht der Experte ist, so doch für die Art, wie man die Parameter messen kann.

Ein Schwimmkanal wie in Paris

Ein Schwimmkanal wie in Paris wäre Megills Vision. „Wenn Menschen darin schwimmen können, freut das auch die Fische.“ Zu untersuchen gelte, welche Maßnahmen in Paris zum Ziel führten. „Wir haben mal eine Tauchflasche verloren, es war sehr schwierig, die im Schlammgebiet der Spoy wiederzufinden“, verglich er.

Die Politik solle entscheiden, wie ausgedehnt wo gemessen wird. Im Industriegebiet herrsche ein anderes System als am Griethauser Altrhein. Der Anfang würde jedenfalls in der Spoy vor der Haustür der Hochschule gemacht. Fachbereichsleiter Tiefbau, Bernhard Klockhaus, sagte, dass man derzeit an der Stadthalle nach Wasserrahmenrichtlinie das Umfeld bepflanze und das dokumentieren wolle. Laut Fachbereichsleiter Planung, Dirk Posdena, möchte man schon dabei mit der Hochschule zusammen gestalten, wie es wohl am sinnvollsten ist. „Der Transfer mit der Hochschule Rhein-Waal ist von Nutzen für die Stadt Kleve in mehreren Projekten.“

Das Projekt würde vier bis fünf Jahre dauern

William Megill rechnet vier bis fünf Jahre für die Untersuchungen ein. Masterstudierende übernähmen kleinere Themen, über drei bis vier Jahre zögen sich Untersuchungen für Promotionen. Geldmittel will die Hochschule zunächst etwa über die Deutsche Stiftung Umwelt beantragen.

Das Gutachten, das 2021 ein Umweltbüro aus Essen herstellte, sei „eine sehr gute Arbeit“ und würde der Hochschule als Basis dienen. Es hatte ergeben, dass sich der erste Verdacht von zu hohem Phosphoreintrag nicht bewahrheitete. Doch warme Temperatur allein im Wasser könne auch nicht der Grund für das Algenwachstum sein, das oft schon früh im Jahr beginne.