Kreis Kleve. Die Klever Karnevalsband zog durch die Zelte des Parookaville. Es ging drunter und drüber. Wie die Blaskapelle zum Festival passt.

„10/10“, steht auf dem Pappschild, das ein junger Mann in den Himmel streckt. Zwar verkehrt herum, aber die Message bleibt gleich: „Mega!“ Trompeten und Bässe wecken schließlich nicht alle Tage aus dem Schlaf. Am Samstag zog die Klever Band „Kleefse Tön“ durch die Campsite des Parookaville, heizte mal im Durchgang, mal direkt unter einem privaten Pavillon ein. Vom Saxophon bis zur Tuba umgebunden, den Handkarren gelöst, verbreiteten die Musiker im Vorbeigehen Stimmung. „Einmal alle abfischen“, erklärte Jens Arnz an der Posaune.

Kleefse Tön auf dem Parookaville
10/10, egal aus welcher Perspektive. © Tia Dillan | Tia Dillan

Dafür sorgte auch das breite Repertoire an Songs. Karnevalsmusik beim Elektro-Festival? „Wenn die Leute darauf Lust haben“, zuckte Arnz lachend mit den Schultern. Und das hatten die zeltenden Bewohner allemal. Spätestens beim kölschen Klassiker „Nie mehr Fastelovend“ packten Annika und Marius ihre Campingstühle vor das Zelt. „Erste Reihe“, lachte die 32-Jährige. Sitzen blieben sie und ihr Kumpel jedoch keine Minute. „Met dä Trumm, Trumm, Trumm“, hüpften die Dinslakener den Ackerboden platt. Solche Momente seien für die Festival-Vertreter Grund, wieso das Zelten einfach dazugehöre. Doch auch die fünfte Jahreszeit geht mal vorüber, „weiter geht´s“, machten sich die Kleefse Tön zum Aufbruch bereit.

Zum Dahinschmelzen

Nächster Stopp: Der Seitenweg zum Penny-Markt. Der 90er-Jahre-Hit „The Rhythm of the Night“ verwandelte die frischen Einkäufe der Camper schnell in Tanzpartner. Luis aus Geldern stemmte plötzlich ein Sixpack Wasserflaschen über seinen Kopf und drückte die Kilos immer wieder in die Höhe - natürlich im Takt der Klever Musiker. Auch zwei Freundinnen aus Kassel blieben stehen. Ihre frisch gekauften Eiswürfel glitzerten gefährlich in der Sonne. „So schnell schmelzen die nicht, und wenn doch, dann hat es sich wenigstens gelohnt“, lachte eine der beiden. Jubelnd verabschiedeten sie die Band, die zum nächsten Set weiterzog. „So langsam sollten wir die Tüten wenigstens in den Schatten bringen“. 

„Das ist das größte Elektro-Festival in Deutschland. Weil man es direkt vor der Tür hat, nimmt es als viel zu selbstverständlich wahr.“

Jens Arnz
über das Parookaville
Kleefse Tön auf dem Parookaville
Blasorchester auf dem Parookaville, wieso nicht? © Tia Dillan | Tia Dillan

Nachdem die Kleefse Tön kölsches Konfetti aufs Elektro-Festival streuten, zogen sie weiter. Das Orchester setzte im letzten Zug zu bekanntesten Stücken der House-Musik an. Wer hätte gedacht, dass sich auf die Beats von Trompete, Posaune und Saxophon bestens Raven lässt? Wahrscheinlich nicht einmal die Fans selbst, die immer wieder zu staunendem „Oho“ ansetzten. „Die Stimmung ist einfach klasse, alles geht drunter und drüber. So machts Spaß“, freute sich der Mann an der Posaune. Die Songs spielten sie spontan „und das klappt super.“ Zum ersten Mal auf dem Parookaville zu sein, war für die Klever wohl noch beeindruckender als für ihre Zuhörer. Was man nämlich schnell vergisst: „Das ist das größte Elektro-Festival in Deutschland. Weil man es direkt vor der Tür hat, nimmt es als viel zu selbstverständlich wahr.“

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Kleefse Tön, dann Haino

Kleefse Tön auf dem Parookaville
Die Band machte ordentlich Stimmung. © Tia Dillan | Tia Dillan

Als der Kontakt zum Veranstalter an Karneval zustande kam, konnte es die Band zunächst kaum glauben. Denn ein Act fernab der großen Bühnen sollten die Musiker nicht bleiben. Am Festivalsonntag werden die Kleefse Tön vor Headliner Heino an Bills Factory auftreten, wo die Sause bereits innerhalb der Menge startet. „Da aber ohne Karneval“, gab sich Arnz geschlagen. Die Klever Band bewies mit ihrem Streifzug durch die Zeltlandschaft, dass Besucher des Parookaville wirklich nie hervorsehen können, wo gerade die Musik spielt. Nicht einmal jene Ambassadeure, die seit Tag Eins dabei sind.