Essen. Zwischen Folkwang-Kunst und Independent-Kino: Essener Energieversorger Eon will als Sponsor breite Publikumsschichten erreichen. Und hat klare Kriterien.
In Zeiten knapper Kasse bekommt das Sponsoring gerade für Kultur eine besondere Bedeutung. Das in Essen ansässige Unternehmen Eon gehört seit Jahren zu den wichtigen Unterstützern der Kulturszene. Seit 2024 tritt der Energieriese neben weiteren Förderern wie Allbau, EMG, Stadtwerke, dem Kulturamt und der Kulturstiftung Ruhr als Hauptsponsor des Snowdance Independent Filmfestival auf. Über die Beweggründe sprach Martina Schürmann mit Stephan Muschick, Leiter Corporate Citizenship und Geschäftsführer der Eon-Stiftung.
Herr Muschick, Eon sponsert seit Jahren renommierte Kultureinrichtungen wie das Museum Folkwang oder das Klavierfestival Ruhr. Was hat Sie dazu bewogen, ein Projekt der Off-Kultur wie das Snowdance Independent Film Festival zu unterstützen.
Es ist die Kombination aus einer neuen Idee in Verbindung mit etablierten Kulturorten wie den Essener Filmkunsttheatern. Das Konzept, das Festival-Macher Tom Bohn und Lichtburg-Chefin Marianne Menze gemeinsam an uns herangetragen haben, fanden wir deshalb sehr überzeugend. Ein Filmfestival wie das Snowdance kann die Stadt zu einem noch lebendigeren und lebenswerteren Ort machen, vor allem im Winter. Durch die Mitwirkung von Essen.diese, die die Snowdance-Filmparty in der Markkirche organisieren, schaffen wir außerdem interessante neue Verbindungen. Es geht uns darum, auf eine kommunikative Weise Menschen zu erreichen und den lebenswerten Charakter von Essen zu unterstützen.
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Folkwang-Kunst und Light Festival, Berliner Philharmoniker und Projekt Rüttenscheid. Das Spektrum hat sich nicht nur bei Eon geweitet. Wird Kultursponsoring mittlerweile stärker auf Breitenwirkung ausgerichtet?
Der Aspekt hat sicherlich an Bedeutung gewonnen, ohne dass man die Exzellenz von Instituten wie dem Museum Folkwang oder der Philharmonie Essen dabei aus den Augen verlieren sollte. Für Eon ist beides wichtig: Spitzenkultur fördern und ein breites Publikum mit neuen Formaten in den Blick nehmen. Ein gutes Beispiel ist das Education Programm des Klavierfestival Ruhr, das Kinder aus benachteiligten Stadtteilen an Musik heranführt. Das sind Dinge, die mit den Werten von Eon gut zusammengehen.
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Was sind ansonsten die Qualitäts- oder Entscheidungskriterien?
Es gibt zunächst die betriebswirtschaftlichen Kriterien, Compliance-Fragen und Abstimmungsprozesse innerhalb des Konzerns. Aber wir haben natürlich auch einen inhaltlichen Kompass: Nachhaltigkeit, Klimaschutz, soziales Miteinander, das dockt bei der Marke Eon an. Unser Ansatz ist es außerdem, ganz verschiedene Zielgruppen zu erreichen und nicht nur in eine Richtung zu schauen. Neben den etablierten, über Jahre gepflegten Partnerschaften wollen wir auch die Möglichkeit haben, experimentelle Dinge zu unterstützen. Wir sind keine Behörde, kein Ministerium, sondern können flexibel sein und auch mal als Retter in der Not einspringen. Auf der Basis unseres klaren Fokus können wir schnell entscheiden, ob wir mal einspringen können. Jüngstes Beispiel: Richard Siegals interdisziplinäres Tanzprojekt „Lunar Cycle“ im Museum Folkwang, in dem Tänzerinnen und Tänzer choreografisch auf den Klimawandel Bezug nehmen.
„Innovativ kann man nur sein, wenn man Dinge auch wieder einstellt“
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Einmal Sponsor, immer Sponsor, dieses Motto gilt also nicht.
Es gibt keinen Automatismus. Wir sind ja keine Strukturförderer. Und das Budget ist begrenzt. Innovativ kann man deshalb nur sein, wenn man bestimmte Dinge irgendwann auch wieder einstellt, um neue Dinge zu machen. Die Ruhrtriennale hat die Eon Stiftung über viele Jahre gefördert und macht jetzt erst einmal Pause. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, wieder neue Projekte anzugehen. Zum Beispiel unterstützt die Eon-Stiftung in diesem Jahr das Projekt „Green Jews“ über Klimaschutz und Judentum in der Alten Synagoge. Das passt inhaltlich zu uns und zu unseren Werten. Da haben wir sehr schnell gesagt, da machen wir mit. Es geht eben immer auch um das Geld eines Konzerns. Das bedeutet auch eine besondere Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Kunden, damit verantwortungsvoll umzugehen.
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