Essen. Doku über ein spektakuläres Kunstprojekt in der Schalke-Arena eröffnet das Snowdance-Filmfestival in der Lichtburg Essen. So lief die große Gala.
In Essen ist das Snowdance Independent Film Festival gestartet. Bis Sonntag, 2. Februar, werden 17 Langfilme und knapp zwei Dutzend Kurzfilme gezeigt. Zum Auftakt wurde in der Essener Lichtburg gleich eine Weltpremiere und ein Weltrekord gefeiert.
Für den Künstler Christian Nienhaus ist der Auftritt beim Snowdance Independent Film Festival an diesem Abend fast ein Heimspiel. Die Lichtburg liegt nur einen Steinwurf entfernt von seinem Gelsenkirchener Atelier und dem Drehort eines Filmvorhabens, das manche ambitioniert, einige vielleicht sogar ein bisschen verrückt oder größenwahnsinnig nennen könnten; „The Giant Canvas“.
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Nienhaus hat in der Arena auf Schalke das größte Bild der Welt geschaffen. Nicht mit Pinsel oder Stift, sondern mit ein paar Dutzend Freizeitsportlern. Die sind im Mai 2024 vor der Fußball-EM im eigenen Land mit 30 Kilo schweren Rucksäcken voller heraustriefender Farbe über den Platz getrabt, um berühmte Spielszenen aus der Fußballgeschichte nachzustellen und mit ihren wilden Farbschlieren so ein abstraktes Gemälde zu schaffen, das es in dieser Größenordnung noch nicht gegeben hat. Über 13.000 Quadratmeter groß. Fußball nach Regieanweisung. Und dann ist daraus auch noch ein Film geworden., der die „Colourful Art of Football“ nun in die Welt tragen soll.
Viele Helfer und „Mitspieler“ sind an diesem Abend zur Weltpremiere gekommen, denn der logistische Aufwand, den Nienhaus für sein Projekt betrieben hat, ist schon ein bisschen Hollywood-reif. 91 Minuten berichtet er darüber vor laufender Kamera. Und schon auf dem roten Teppich vor der Lichtburg wird noch einmal ausgiebig gequatscht über diese aufregende Tage im Mai, die von den Akteuren wohl keiner vergessen wird.
The Giant Canvas: Film erzählt von Höhen und Tiefen des Projekts
Auch der Sänger Rolf Stahlhofen ist gekommen, der im Station damals Musik gemacht hat und dessen Stiftung „Water Is Right“ von dem gewaltigen Benefiz-Projekt profitiert wie viele andere Charity-Projekte. Der Essener Marketing-Experte Thomas Siepmann als Produzent ist auch dabei. Und natürlich die beiden Regisseure Tim Suchowski und Florian Schmidt, die Nienhaus beim Countdown bis zum Weltrekord begleitet und Höhen und Tiefen dieses Projekts dokumentiert haben. In Essen feiern sie an diesem Abend ihre erste „echte“ eigene Filmpremiere, voller Hoffnung, dass „The Giant Canvas“ noch mehr Festivals und viele Zuschauer erreicht.
Angekündigte „Promis“ wie Henning Baum, Björn Freitag oder Nelson Müller haben sich am Abend kurzfristig entschuldigen lassen, aber das tut der Feierstimmung keinen Abbruch. Das „Snowdance“-Filmfestival will ja ein Publikums-Event sein, bei dem sich Filmemacher und Zuschauer auf Augenhöhe begegnen.
Schauspieler und Sänger Stefan Jürgens ist als Moderator der Eröffnungspremiere mit dabei. Für ihn ist es „einfach lobenswert, den unabhängigen Film zu unterstützen“ und Filmemacher, „die sich was trauen, ohne Studio-Vorgaben“. Das Snowdance Festival sei ein Signal, „dass man auch in Krisenzeiten persönlich etwas auf die Beine stellen kann“, lobt Jürgens das Engagement von Festival-Macher Tom Bohn, der mit seinem Festival 2023 von bayerischen Landsberg ins Ruhrgebiet gezogen ist und das Independent-Kinofest seither mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Sponsoren in Essen realisiert. Erstmals nicht nur in den Filmkunsttheatern, sondern auch in Außenspielstätten wie der Kreuzeskirche oder dem Autokino.
Stefan Jürgens hat selber große Premieren in der Lichtburg gefeiert. Darunter Anfang der 1990er „Nordkurve“ von Adolf Winkelmann, auch ein Fußballfilm, entstanden im Dortmunder Westfalenstadion. „The Giant Canvas“ freilich ist keine Geschichte um Fan-Kult und Hooligan-Zwist, sondern eine XXL-Liebeserklärung an die Heimat, an den Fußball, an die Kunst und ein wenig auch PR-Projekt in eigener Sache.
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Fürsprecher in eigener Sache, das sind schließlich alle Akteure, die bis zum kommenden Sonntag, 2. Februar, ihre Filme in Essen vorstellen, ohne ein mächtiges Studio, einflussreiche Sender und Millionen-Budgets hinter sich zu haben. Und trotzdem Großes auf die Leinwand bringen, manchmal sogar Weltrekorde.