Essen. Die Kunst-Chefin des Energieriesen über das Wachsen der Eon-Sammlung, die Strategie und den Sinn von Kunst in Unternehmen.
Dorothee von Posadowsky, Urururenkelin des Düsseldorfer Malerfürsten Andreas Achenbach und Gräfin, ist die Kunstbeauftragte des Eon-Konzerns. Sie studierte in Passau Kultursponsoring und war dafür auch zunächst bei der Dresdner Bank und dann ab 2002 bei Eon zuständig. Heute ist sie dort Leiterin der Kunstsammlung. Wir sprachen mit ihr über sammelnde Unternehmen und den „Kunst Basar“, den Eon ab dem 12. Januar in der Firmenzentrale veranstaltet.
Frau von Posadowsky, warum sammelt ein Unternehmen Kunst? Geldanlage? Wegen Wertbeständigkeit? Oder gar Gewinnsteigerung?
Die Werke, die wir hier während des „Kunst Basars“ verkaufen, sind nicht Teil einer Sammlung. Wir bieten eine große Vielfalt an unterschiedlichen Werken an, von Gemälden und Papierarbeiten bis hin zu Glas und Porzellan. Sie sind von den Unternehmen ab den 70er-Jahren gekauft worden, um Kunst für ihre Büro-Räumlichkeiten zu haben – oft von regionalen Künstlern. Aber nicht mit dem Ziel, eine Sammlung aufzubauen. Über die Ankäufe haben in der Regel verschiedene Personen entschieden, aus unterschiedlichen Unternehmen, und das sieht man auch.
Wie muss man sich die Entstehung vorstellen?
Wir haben ja einen Bestand, der gewachsen ist. Er kommt schwerpunktmäßig aus der Zeit von Veba, einer Vorgängergesellschaft von E.ON, ergänzt durch Werke von Preußenelektra und Eon Energie; Ruhrgas und seine Kunst kam dann dazu. Dazu gehörten Werke der Klassischen Moderne und viele Arbeiten, in denen Licht eine Rolle spielt. Mit der Integration von Innogy im Jahr 2020 kam Kunst hinzu, die RWE gekauft und an Innogy übertragen hatte. Eine Sammlung wird in der Regel strategisch und systematisch aufgebaut, ist profilierter, trägt zumindest eine Handschrift.
Gut, aber es gibt Unternehmen, die so eine Sammlung aufbauen.
Ja, es gibt viele private und Unternehmens-Kunstsammlungen. Die Deutsche Bank zum Beispiel besitzt unter den deutschen Unternehmen die größte Kunstsammlung. Und natürlich freut sich jeder Käufer von Kunst über die Wertbeständigkeit oder gar einen Wertzuwachs, selbstverständlich. Aber es ist nicht das Hauptziel. Es geht auch darum, Kunst und Künstler durch den Ankauf zu fördern. Die Kunst ist ein Bindeglied zwischen Unternehmen, Mitarbeitern, Kunden, Gästen und Gesellschaft – und natürlich der Region. Sie regt an und sie fördert Dialog. Bei Eon gehört Kunst schon lange schon zur Kultur des Unternehmens, wir haben sehr früh damit angefangen.
Gibt es denn einen Kodex für die Sammlung oder eine Richtlinie, was gekauft wird? Oder sind Sie die Richtlinie?
Die Basis der Sammlung trägt die Handschrift des früheren Eon-Vorstandsvorsitzenden Ulrich Hartmann und wurde von seinen Nachfolgern fortgeführt, heute von Herrn Dr. Birnbaum. Darauf bauen wir auf, das ergibt das Profil dieser Sammlung.
Und das organisieren Sie bei Eon?
Ja. Und es ist wichtig, dass eine Sammlung gesteuert wird, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Insbesondere wenn ein Unternehmen mehrere Standorte hat, muss man den Überblick behalten. Leihverträge sind bei Leihgaben für Museums-Ausstellungen selbstverständlich, machen wir aber auch oft unternehmensintern. Für mich persönlich ist es wichtig, mit der Kunst die Mitarbeiter, Kunden und Gäste von E.ON zu inspirieren und anzuregen. Deshalb auch der große „Kunst Basar“. Jetzt sind Besucher gefragt Kunstwerke für sich und ihr Zuhause zu entdecken!
Gratis-Führung mit Eon-Chef
Während des „Kunst Basars“ wird Leonhard Birnbaum, der Vorstandsvorsitzende von Eon, Leser unserer Zeitung exklusiv durch seine Vorstands-Etage führen und ihnen die dort zu sehende Kunst erläutern. Zudem hängt in seinem Büro nicht nur Kunst, sondern auch eine Fahne, die einer seiner Urahnen an der Seite von Giuseppe Garibaldi in den italienischen Freiheits- und Einigungskriegen getragen hat.
Wer sich von Leonhard Birnbaum durch die Eon-Vorstandsetage führen lassen möchte: Wir verlosen 10 x 2 Plätze für eine solche Führung am Mittwoch, 17. Januar, in der Zeit von 15 bis 16 Uhr – unter allen, die sich bis 5.1. unter der Telefonnummer 01378/ 78 76 19 (0,50€/Anruf) mit dem Stichwort „Eon“ melden. Die Gewinner werden angeschrieben und an dieser Stelle bekanntgegeben.