Essen-Huttrop. Es geht um die Geschichte, aber auch um Rituale zu den Themen Tod und Trauer: Grün und Gruga lädt am 9. November zu Rundgängen ein.
Der Parkfriedhof in Essen-Huttrop wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums fanden bereits im September zahlreiche Veranstaltungen statt – nun gehen die Feierlichkeiten am Samstag, 9. November, in ihre zweite Runde: Verschiedene thematische Führungen und eine abendliche Illumination finden auf Essens größtem Friedhof statt, teilt die Stadt mit.
Um 15 Uhr bietet Historiker Thomas Hammacher eine Führung zu der Grabanlage der Verfolgten des NS-Regimes an. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ab 15 Uhr sind auch die Ausstellungen zur Historie des Parkfriedhofes und zum immateriellen Erbe Friedhofskultur sowie die Karikaturenausstellung „Einer geht noch“ in der alten Trauerhalle für die Besucher und Besucherinnen geöffnet.
Auf dem größten Essener Friedhof finden Themenführungen statt
Zwei kostümierte Führungen mit der „Schwarzen Witwe“ gibt es an diesem Tag unter dem Titel „Friedhofsgeflüster“. Da die erste Führung um 18 Uhr bereits schnell ausgebucht war, bietet Grün und Gruga noch eine Zusatzführung um 16.30 Uhr an. Bei diesen Führungen stehen die Sitten und Bräuche sowie der Aberglaube unserer Vorfahren im Mittelpunkt.
Wie sind unsere Vorfahren mit den Themen Sterben, Tod und Trauer umgegangen? Welche Rituale gab es? Warum darf man Sterbende nie beim Namen rufen? Wer oder was sind Leichenbitter? Was sind Totenkronen? Und warum wurden Verstorbene festgebunden oder ihnen Erbsen mit in den Sarg gelegt? Viele dieser Fragen werden während der Führungen beantwortet, heißt es in der Ankündigung der Stadt. Eine Anmeldung ist per E-Mail erforderlich an info@anja-kretschmer.de. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.anja-kretschmer.de.
Treffpunkt ist die alte Trauerhalle auf dem Essener Parkfriedhof
Ab 16.30 Uhr wird während der Führungen „Friedhofsgeflüster“ ein Teil des Parkfriedhofes illuminiert. Die Illumination kann auch unabhängig von den Führungen besucht werden. Die Treffpunkte für Führungen befinden sich am Eingang zur alten Trauerhalle. Eine Übersicht aller Veranstaltungen gibt es auf www.essen.de/friedhofsjubiläum. Die Teilnahme ist kostenlos.
Von Beginn der Planungen an stand beim Parkfriedhof neben der Funktion auch immer die Gestaltung im Vordergrund. Der damalige Essener Gartenbaudirektor Rudolf Korte, der als Bauleiter fungierte, legte Wert auf „schöne Friedhofsbilder“ mit farbigen Blumenstreifen, prachtvollen Sträuchern und Alleen, deren Farbkombinationen den Friedhof lebendig wirken ließen und dem Tod seinen Schrecken nehmen sollten.
Gärtnerische und architektonische Elemente sind miteinander verbunden
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof erweitert und eine zusätzliche Trauerhalle errichtet. Gärtnerische und architektonische Elemente wurden auch weiterhin miteinander verbunden. Das dies vorbildlich gelang, sieht man daran, dass sowohl die alte Trauerhalle als auch der gesamte alte Teil des Friedhofs seit 1989 unter Denkmalschutz stehen.
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Für die Bürger und Bürgerinnen aus dem Umfeld des Friedhofs ist die Anlage bis heute nicht nur ein Ort der Erinnerungen, sondern auch eine beliebte Erholungsfläche, die für Spaziergänge genutzt wird. Mit über 40 Hektar Fläche, entstanden durch zahlreiche Erweiterungen im Laufe der Jahrzehnte, ist der Friedhof heute der größte in Essen.
Auf dem Parkfriedhof befinden sich zwei Ehrengräber der Stadt Essen: Im waldähnlichen Nordteil des Friedhofs liegt das Ehrengrab für Gustav Heinemann, der von 1945 bis 1949 Oberbürgermeister von Essen und von 1969 bis 1974 Bundespräsident war.
Das andere Ehrengrab erinnert an Stifterin Claire Hennes. Durch den Tod ihres Mannes wurde Claire Hennes Alleinerbin der Firma Doppelherz I.P. Hennes GmbH in Essen, die sie bis 1976 leitete. Aufgrund ihres sozialen Engagements zur Verbesserung der Situation der Alten- und Pflegeheime in ihrer Heimatstadt Essen, erhob der Rat der Stadt Essen das Grab von Claire Hennes und ihrem Ehemann 2001 zum Ehrengrab.
Auf vier Grabfeldern des Essener Parkfriedhofs liegen über 2000 Tote des Zweiten Weltkriegs
Das Grabmal der Familie Johann und Elisabeth Goldkuhle (geboren Willemsen) mit der Grabplastik von 1929 steht seit 1932 optisch hervorgehoben auf einem Rondell. Es ist eines der wenigen bedeutsamen Grabmale, die noch aus den Anfängen des Parkfriedhofs erhalten sind. Auf vier Grabfeldern liegen insgesamt 2045 Tote des Zweiten Weltkrieges: Opfer aus Konzentrationslagern, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, deutsche Zivilisten und Soldaten.
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