Essen. Die Stadt Essen erhöht die Gebühren für Beisetzungen um durchschnittlich zehn Prozent. Einige Grab-Arten werden nicht mehr angeboten.

Bestattungen auf städtischen Friedhöfen werden teurer. Schon zum 1. März dieses Jahres sollen die Gebühren für Urnenwahlgräber, Reihengräber und andere Bestattungsformen um durchschnittlich zehn Prozent steigen. Nach Angaben von Grün und Gruga handelt es sich um die erste Gebührenerhöhung seit acht Jahren.

Melanie Ihlenfeld, Leiterin von Grün und Gruga, begründet die Erhöhung mit steigenden Kosten und dem Tarifabschluss im öffentlichen Dienst. Zudem sei die Stadt gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Friedhöfe kostendeckend zu betreiben. „Was wir ausgeben, müssen wir auch einnehmen“, betont Ihlenfeld.

Ein Reihengrab soll deshalb für eine 25-jährige Ruhezeit statt 1300 Euro künftig 1400 Euro kosten, ein Urnenreihengrab mit 1.150 Euro statt wie bisher mit 1050 Euro zu Buche schlagen. Die Gebühren für ein Urnenwahlgrab sollen von 1.225 Euro auf 1.300 Euro steigen, um nur drei Beispiele zu nennen. Dass der Rat der Stadt der Gebührenerhöhung in seiner nächsten Sitzung Ende Januar zustimmen wird, darf als sicher gelten.

Der Anteil an Urnenbestattungen liegt kommunalen Friedhöfen in Essen bei knapp 70 Prozent

Die Zahl der Bestattungen auf kommunalen Friedhöfen ist nach Angaben von Grün und Gruga mit rund 4600 Beisetzungen pro Jahr stabil. Rund 70 Prozent davon seien Urnenbestattungen. Und auch das ist ein Trend: „Die individuelle Pflege wird immer weniger nachgefragt“, berichtet Martin Buschman, bei Grün und Gruga zuständig fürs Friedhofswesen.

Grab-Artaktuelle GebührenGebühren ab 1. März 2024Mehrkosten
Reihengrab1.300 Euro1.400 Euro+ 100 Euro
Wahlgrab1.875 Euro2.050 Euro+ 175 Euro
Urnenreihengrab1.050 Euro1.150 Euro+ 100 Euro
Urnenreihengrab anonym1.000 Euro1.100 Euro+ 100 Euro
Urnenwiesengrab mit Pflege1.375 Euro1.475 Euro+ 100 Euro
Kolumbarium für zwei Urnen2.025 Euro2.700 Euro+ 675 Euro
Waldgrab2.700 Euro3.000 Euro+ 300 Euro
Urnenthemengrab mit Pflege (neu)-2.500 Euro
Mensch- u. Tierbestattung1.500 Euro1.600 Euro+ 100 Euro

Um ein „zeitgemäßes Angebot“ zu bieten, werden deshalb sogenannte „Urnenthemengräber“ eingeführt. Dabei handelt es sich um Gemeinschaftsgrabanlagen, die zum Beispiel als Rosengrab oder als Staudengrab gestaltet werden, wie Martin Buschman erläutert.

Grün und Gruga habe die neue Gebührenkalkulation aber auch zum Anlass genommen, das Angebot von insgesamt 29 Grab-Arten kritisch zu hinterfragen. Das Ergebnis: Grab-Arten, die nur selten nachgefragt werden, werden nicht mehr angeboten. Dazu zählen anonyme Erdreihengräber, Wahlgräber und naturnahe Baumgräber für Mensch- und Tierbestattungen. Grün und Gruga hatte für diesen Zweck auf dem Parkfriedhof eigens ein Grabfeld angelegt, pro Jahr gebe es dort aber nur sehr wenige Bestattungen, manchmal sei es nur eine pro Jahr. berichtet Buschman. Urnenwahlgräber für Mensch- und Tierbestattungen werden aber weiterhin angeboten.

Der Zuschuss für die Grünpflege auf Essener Friedhöfen steigt auf 1,4 Millionen Euro

Einen Überblick aller Grab-Arten möchte Grün und Gruga der interessierten Öffentlichkeit noch in diesem Jahr durch Friedhofsführungen anbieten, und zwar erstmals am „Tag des Friedhofs“ im September auf dem Parkfriedhof in Huttrop.

Die weitläufige Anlage wird in diesem Jahr 100 Jahre und zeigt beispielhaft, dass ein Friedhof viel mehr ist als ein Ort für Bestattungen. Friedhöfe dienten auch der inneren Einkehr und der Erholung, betont Melanie Ihlenfeld. Wege und öffentliches Grün wollen aber gepflegt werden. Mit der Gebührenerhöhung soll deshalb auch nach Jahren der städtische Zuschuss steigen, den Grün und Gruga erhält, und zwar von 752.000 auf rund 1,4 Millionen Euro pro Jahr. 15 Prozent der Gesamtkosten würden somit nicht auf die Gebührenzahler umgelegt.

Anders als städtische Friedhöfe unterliegen konfessionelle Friedhöfe nicht dem kommunalen Abgabengesetz, das die Stadt zwingt, kostendeckend zu arbeiten. Auch sei der Anteil an öffentlichem Grün dort meist geringer. Auch deshalb könnten konfessionelle Träger Bestattungen günstiger anbieten. Bei Grün und Gruga hält man es aber für wahrscheinlich, dass die kirchlichen Friedhofsträger die Gebührenerhöhung der Stadt zum Anlass nehmen, um ebenfalls die Preise zu erhöhen.

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