Essen-Altenessen. Aus dem KD 11/13 wird das „WeBeyt - WirHaus“. Der neue Eigentümer Hamid Merhi will das Altenessener Zentrum wieder wirtschaftlich auf Kurs bringen.

Neuanfänge sind für Hamid Merhi nichts Besonderes. Als er als kleiner Junge mit seinen Eltern in den 1990er Jahren aus dem Libanon nach Essen kam, da hat es Zeit gebraucht, bis er auf den rechten Weg gefunden hat. Heute ist Merhi ein erfolgreicher Filmemacher – und wagt als frischgebackener Eigentümer des „WeBeyt - WirHaus: Zentrum für Inklusion“ nun doch einen besonders herausfordernden Neustart. Denn das zuletzt als KD 11/13 bekannte Begegnungszentrum an der Altenessener Karl-Denkhaus-Straße hat in den vergangenen Monaten für viele Kontroversen gesorgt. Merhi will den Betrieb wieder in ruhigere Fahrwasser bringen.

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Nicht nur die am Ende juristisch beigelegte Auseinandersetzung mit Eyyüphan und Neslihan Duy, dem Pächter-Paar des im KD 11/13 beheimateten Dein Kult Cafés, lieferte manche Schlagzeilen. Auch über den baulichen Zustand der Immobilie gab es zuletzt zahlreiche Debatten. Von der Stadt Essen wurde sogar ein Abriss in Erwägung gezogen – trotz der in Aussicht gestellten millionenschweren Fördermittel vom Land, die am Ende nicht in Anspruch genommen wurden. Doch von all dem ist jetzt keine Rede mehr. Hamid Merhi will das ehemalige evangelische Gemeindezentrum aus eigener Kraft wieder auf Kurs bringen. Und hat große Pläne.

Neuer Eigentümer plant Themen-Filmabende und Vormittags-Kino für Senioren

Rückendeckung bekommt der Essener Filmemacher dabei auch vom „Unperfekthaus“-Erfinder und Unternehmer Reinhard Wiesemann und von Monika Rintelen. Rintelen wird das gemeinnützige WeBeyt-Projekt zusammen mit Merhi leiten, Wiesemann tritt als Projekt-Förderer auf. Die beiden haben Hamid Merhi schon bei seinen jüngsten Filmproduktionen unterstützt und stehen nun auch hinter dem Neustart in Altenessen. Das „Unperfekthaus“ dürfte für Merhi dabei durchaus als Vorbild dienen, wie man eine marode Immobilie als Kulturzentrum wieder zu neuem Leben erweckt. Vor allem seine Leidenschaft fürs Kino soll dabei zum Zuge kommen. Die Leinwand und ein hochmoderner Film-Projektor sind schon da. Merhi will damit vor allem auch stadtteilbezogene Angebote machen, etwa Vormittags-Vorstellungen für Seniorinnen und Senioren oder regelmäßige Themen-Filmabende. Eine Art Kiez-Kino für die Anwohnerinnen und Anwohner in Altenessen.

Momentan ist das Leben für den Essener Filmemacher aber vor allem noch eine Baustelle. Das Haus an der Karl-Denkhaus-Straße ist an vielen Stellen sanierungsbedürftig, vom maroden Dach bis zur Elektrik. Neue Fenster sollen bald für besseren Schallschutz sorgen. In den kommenden Jahren will Merhi viel Engagement und Geld in die Modernisierung der Immobilie stecken. „Das wird auf jeden Fall viel, viel schöner“, verspricht der neue Eigentümer, der die Finanzierung des Gebäudes auch dank eines Darlehens von Unperfekthaus-Gründer Reinhard Wiesemann stemmen konnte.

Premiere für „Wir schaffen das“ in der Lichtburg

„Wir schaffen das“ heißt das aktuelle Filmprojekt, das Filmemacher Hamid Merhi zusammen mit Monika Rintelen und Reinhard Wiesemann am Sonntag, 24. November, 10.30 Uhr, Uhr, in der Essener Lichtburg präsentiert.

Der Film, dessen Titel sich auf das berühmte Zitat von Kanzlerin Angela Merkel aus dem Jahr 2015 bezieht, beschäftige sich mit den „neuen Mitbürgern aus Syrien“ und solle für Zuversicht sorgen, „die heute in Deutschland dringend gestärkt werden muss“, heißt es in der Einladung zur Filmpremiere mit anschließender Diskussion.

Tickets gibt‘s unter filmspiegel-essen.de

Geschenkt haben wolle er aber nichts, auch nicht von der Stadt Essen, betont der neue Eigentümer. Worauf er allerdings setzt, ist die Unterstützung aus dem Stadtteil. Um das Zentrum auch künftig möglichst vielen Vereinen und Nutzern vom Sprachkurs bis zum Malworkshop zur Verfügung stellen zu können, müsse sich das Haus wirtschaftlich tragen, und dafür müsse es eben genügend Einnahmen geben, betont Merhi.

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Ein ehrgeiziges Unterfangen: Der bisherige Betreiber, die KD 11/13 gGmbH, erwirtschaftete zuletzt ein sattes Minus. Vor allem durch die Coronapandemie war das Zentrum in finanzielle Schieflage geraten. Ein tragfähiger Wirtschaftsplan konnte am Ende nicht mehr erstellt werden. Merhi will sich nun daran machen, ein kostendeckendes Betreiber-Konzept zu erstellen und Ausgaben wie aus dem Ruder gelaufene Stromrechnungen zu senken.

Schallschutz und Parklösungen sollen große Events im Festsaal ermöglichen

Die Vermietung des großen Saales soll dem „WeBeyt - WirHaus: Zentrum für Inklusion“ in Altenessen mehr Einnahmen bescheren.
Die Vermietung des großen Saales soll dem „WeBeyt - WirHaus: Zentrum für Inklusion“ in Altenessen mehr Einnahmen bescheren. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Eine mögliche Einnahmequelle sei unter anderem auch die Nutzung des großen Festsaals für Hochzeits- und Familienfeiern. Für Merhi sind sie kein Muss, sollten sich alternative Anfragen für größere Events ergeben. Der Nachbarschaft will er auf jeden Fall durch Schallschutzmaßnahmen und verbesserte Parklösungen entgegenkommen. „Ich versuche alles, damit es besser wird“. Aber er hofft auch auf Verständnis der Anrainer: „Es muss ein Geben und Nehmen sein.“

Um das im KD 11/13 beheimatete Kult-Café hat es einen langen Streit gegeben. Es soll auch in Zukunft gastronomisch genutzt werden.
Um das im KD 11/13 beheimatete Kult-Café hat es einen langen Streit gegeben. Es soll auch in Zukunft gastronomisch genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dass es in den vergangenen Monaten viele Befürchtungen über die Zukunft des Zentrums gegeben hat, weiß auch Merhi. Er will den Debatten mit größtmöglicher Offenheit begegnen: „Kommt auf mich zu und redet mit mir“, lautet seine Einladung, und er verspricht: „Es bleibt ein Haus für den Stadtteil.“ Alle Vereine, die wollten, könnten die Räume auch weiterhin zu marktüblichen Konditionen nutzen. Auch bei gemeinnützigen Projekten helfe man so gut es ginge: „Jeder, der eine gute Idee hat, kommt auch rein.“ Für Merhi zählt dabei vor allem eines: „Die Kommunikation und der gegenseitige Respekt.“

In der Auseinandersetzung mit den Kult-Café-Betreibern ist die Kommunikation in den vergangenen Monaten gleichwohl nicht allzu glücklich gelaufen. Am Ende ging es sogar vor Gericht: Ein Gütetermin der Duys mit dem Geschäftsführer der KD 11/13 gGmbH, Tuncer Kalayci, beendete den Disput, dem eine lange Kontroverse um fehlende Betriebskostenabrechnungen und nicht vorgelegte Bilanzen, um die Höhe von Umsätzen und damit verbundene Gewinnbeteiligungen, um Stromkosten und die juristische Verbindlichkeit mündlicher Zusagen vorausgegangen war. Der Konflikt, bei dem auch Stammgäste des Dein Kult-Cafés öffentlichkeitswirksam eingebunden wurden, zog sich lange hin.

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Hamid Merhi will den monatelangen Zwist nun hinter sich lassen: „Ich bin aber immer noch für Gespräche offen.“ Mittlerweile haben sich für die Duys, deren Vertrag gemäß dem gerichtlichen Vergleich im kommenden Jahr ausläuft, allerdings Alternativen ergeben Sie übernehmen das Kokerei-Café auf dem Welterbe Zollverein, weitere Projekte sind im Gespräch. „So oder so, langfristig wird es an der Karl-Denkhaus-Straße künftig aber eine Gastronomie geben“, versichert Merhi. „Ein Treffpunkt für alle im Stadtteil.“

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