Essen-Altenessen. Ob es das Dein-Kult-Café in Essen nächstes Jahr noch gibt, ist unklar. Am Montag (28.8.) wollen Fans gegen die Schließung demonstrieren.

Den Betreibern des Dein-Kult-Cafés wurde der Mietvertrag gekündigt. Grund ist, dass sich das Café im Gebäude des KD 11/13 befindet, das vor der Pleite steht. Die Betreibergesellschaften sind in finanzielle Probleme geraten. Ein Umzug wäre für die Café-Inhaber nur eine Notlösung, zu viel Herzblut stecke in diesem Standort. Damit droht der Einrichtung zum Jahresende die Schließung. Am Montag (28.8.) soll dagegen demonstriert werden.

Für 18 Uhr haben Neslihan und Eyyüphan Duy, die Café Betreiber, zu einer Demo an die Karl-Denkhaus-Straße eingeladen. Dort befindet sich das Café, dass sich im Stadtteil zu einem Geheimtipp für Jung und Alt entwickelt hat. Wer für die Erhaltung kämpfen will, kann sich vor Ort auch in eine Unterschriftenliste eintragen, die Oberbürgermeister Thomas Kufen übergeben werden soll.

Auf der Terrasse sorgt die Nachricht, dass den Betreibern der Mietvertrag gekündigt wurde, für Unmut. Elke Behr und Marlis Fiebig, 80 und 81 Jahre alt, kommen montags nach dem Lungensport gerne ins Café von Neslihan und Eyyüphan Duy. „Die Schließung wäre ein echter Verlust für den Stadtteil“, sagt Behr und ihre Freundin pflichtet ihr bei. „Ich wäre wirklich traurig, das Essen ist gut, alles ist schön sauber und die Bedienung ist immer so nett.“

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Die Bedienung in diesem Café sind oft Jugendliche, die in ihrem Leben einmal falsch abgebogen sind und mit Problemen wie Armut und Kriminalität zu kämpfen haben. Die Duys versuchen, ihnen ein offenes Ohr, ein großes Herz und einen Ausbildungsplatz zu geben. Neslihan Duy spricht aus Erfahrung, wenn sie sagt, dass es anfangs oft nicht einfach ist. Grundwerte wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit habe sie einigen erst beibringen müssen. Jetzt trägt unter anderem Azubi Hussein mit einem breiten Grinsen Torte und grünen Tee auf die gerade frisch renovierte Terrasse.

Es gebe kaum etwas, dass die junge und die alte Generation miteinander verbindet, jeder lebe meist in seiner eigenen Welt, findet Monika Schwarzhof, die auf ebenjener Terrasse sitzt. Die 59-Jährige erklärt, dass Eyyüphan Duy es mit seiner Frau wunderbar schaffe, eine Brücke zwischen Jung und Alt zu bauen, die für den Stadtteil und die Gesellschaft so wichtig sei. Die Älteren freuen sich im Kult-Café über die jugendliche Bedienung und die Jugendlichen erfahren einen Sinn in ihrem Leben durch ihre Arbeit dort.

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Doch an diesem Morgen sind einige verärgert: „Wir wollen Rambazamba machen, weil das Café schließen soll“, sagt Schwarzhof, eine andere ergänzt: „Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich von der Schließung hörte.“ Wütend sei gar kein Ausdruck, empört sei sie, erklärt Wiltrud Pauli. Die 81-Jährige komme dreimal in der Woche hierher, um ihre Zeitung zu lesen. Im Café sei es schöner als bei ihr im Wohnzimmer.

Ebenfalls in der Runde der Empörten ist Bärbel Gottschalk: Sie kommt zuverlässig jeden Tag zum Frühstück. Als das Café nach einem Einbruch im vergangenen Jahr schließen musste, galt das nicht für die Altenessenerin. Für sie hatten die Duys trotzdem ihr Salamibrötchen geschmiert. „Die wollen mir meinen Platz klauen“, klagt Gottschalk jetzt.

Ob es wirklich so weit kommt, ist derzeit noch unklar. Am Mittwoch, 30. August, wird der Rat der Stadt Essen sich mit der Zukunft des Kulturzentrums befassen, dessen Betrieb sich für die Verantwortlichen im kommenden Jahr nicht mehr finanzieren lässt. Das Kult-Café ist Mieter in dem Zentrum. Für Eyyüphan Duy steht fest: „Ich gehe hier nicht raus.“ Er hat bereits einen Investor an der Hand, der das komplette Kulturzentrum kaufen würde. Detaillierte Verhandlungen stehen jedoch noch aus.

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