Essen-Rüttenscheid. In 100 Jahren Vereinsgeschichte brachte der Rüttenscheider SC sogar einen Olympia-Bronzegewinner hervor. Warum es derzeit beim Fußball brennt.
Der Rüttenscheider Sportclub (RSC) ist 100 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern, aber auch Bilanz zu ziehen. Klaus Meißner, Vorsitzender des Vereins, hat den Club im Blick und weiß, wo es brennt. Aber es gibt auch durchaus Positives aus der Vereinsgeschichte zu berichten.
Man stelle sich vor, man fahre Achterbahn, und das 100 Jahre lang. Mal ist man unten und dann wieder oben. „So ließe sich die Geschichte des Jubilarvereins sicherlich gut beschreiben”, sagt Klaus Meißner, der seit rund zehn Jahren den Verein führt. Und er erzählt die Geschichte von der Aufnahme der Taekwondo-Abteilung in den RSC: „Das war 1971, da kamen zwölf Taekwondo-Kämpfer zu uns und baten um Aufnahme und Gründung einer eigenen Abteilung. In der Vorstandssitzung wurde das Ansinnen belächelt und mit Skepsis aufgenommen.”
Was sollten die Neuen schon bewirken, so sei der Tenor der Vorstandsherren gewesen. Das Lachen sei aber schnell verstummt. Die zwölf Sportkameraden wurden aufgenommen. Mit dem Selbstverteidigungsboom in jenen Jahren hatten die hauptsächlich mit Fußball beschäftigten Mitglieder nicht gerechnet. Die Taekwondo-Abteilung wuchs in rascher Geschwindigkeit auf über 300 Mitglieder.
Und nicht nur das, sie habe den Namen des Rüttenscheider Sportclub auf nationaler und internationaler Ebene ehrenhaft vertreten. „Die haben unsere Fußballabteilung in jeder Beziehung im Schnellgang überholt”, gibt Klaus Meißner den positiven Überraschungseffekt wider.
Sportler des Rüttenscheider SC holte Bronze bei den Olympischen Spielen in Seoul
In den 70ern und 80ern wurde das Team viermal Deutscher Mannschaftmeister und es gab zahlreiche Podestplatzierungen bei Deutschen-, Europa- und Weltmeisterschaften. Namen wie Christian Strysch (1974 erster deutscher Europameister), Rainer Müller (Weltmeister 1979) und Dirk Jung (Weltmeister 1982) waren jahrelang in den Erfolgslisten der Sportart zu finden und Markus Woznicki holte 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul die Bronzemedaille. Heute leitet Stefan Bender mit Manager Julian Rupp und Geschäftsführer Oliver Schulz die Abteilung mit rund 200 Mitgliedern. Wenn Klaus Meißner von einer Achterbahnfahrt des RSC spricht, dann war dies sicherlich die Topposition.
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Das Auf und Ab bezog sich in der Hauptsache auf die Fußballabteilung, die sich 1924 in der Brigitta-Schule als DJK Altfried Rüttenscheid gründete. Sportlich ging es zunächst aufwärts in die Gauklasse. Und Anfang der 30er bauten viele arbeitslose Jugendliche den Sportplatz an der Walpurgisstraße, was ihnen den Gang zum „Stempeln” ersparte. Hintergrund: Die Bezieher von Arbeitslosen- und Krisenunterstützung mussten sich damals an jedem Werktag beim Arbeitsamt oder einer Außenstelle persönlich zur Kontrolle melden. Dabei bekamen sie einen Stempel in ihre Meldekarte.
Auflösung des Rüttenscheider SC in der Nazi-Zeit
1933 ein weiteres Hoch: Der Sportplatz wurde fertig und die Mannschaft Fußball-Industrie-Gaumeister der DJK. Es folgte als Tiefpunkt das Verbot der DJK und die Auflösung des Vereins. „Das war wie bei vielen Vereinen damals wohl einer der traurigsten Momente”, sagt Klaus Meißner. Kurz zuvor hätten sich noch die Tischtennisabteilung, Handballer und Leichtathleten dem Verein angeschlossen. Sie hatten nur wenig Zeit, sich sportlich zu betätigen, dann kam das Aus durch die Nationalsozialisten.
Die Heimkehrer aus dem Krieg wollten schnell den Verein wieder aufleben lassen, was dann 1948 im Dezember mit Gründung des DJK Rüttenscheider Sportclub gelang. Sportlich dauerte es bis 1957, ehe wieder ein Aufstieg gefeiert werden konnte. Der Aufstieg in die Bezirksklasse im Jahr 1963 war eines dieser Highlights. Der Verein verfügte zeitweise über vier Seniorenmannschaften und 16 Jugendmannschaften, die ebenfalls Erfolge aufweisen konnten.
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Rüttenscheider Sportclub: Negative Tendenz beim Fußball
Der Rüttenscheider Sportclub heute: Das ist die Taekwondo-, Fußball- und die „Turnen und Spielen für Mutter und Kind“-Abteilung. Bei den Fußballern sei die Tendenz seit einigen Jahren eher negativ, erklärt Klaus Meißner. Als rundherum Kunstrasenplätze gebaut wurden, hätten viele Spieler keine Lust mehr gehabt, auf Asche zu spielen. Sie verließen den RSC. Es bleiben im Jubiläumsjahr gerade mal noch eine Seniorenmannschaft in der 3. Kreisklasse und ein Alte-Herren-Team, in dem auch Spieler der Sportfreunde 07 mitspielen.
Die Zahl der Jugendmannschaften hat sich im Laufe der Jahre, nicht zuletzt auch durch Corona bedingt, von 16 auf zwei reduziert. Dieser Trend sei auch kaum aufzuhalten, solange die Stadt nicht auch im Walpurgistal einen Kunstrasenplatz baue, so Meißner. Da bestehe kaum Aussicht, da nun an der Veronikastraße auf dem Gelände der Sportfreunde 07 Kunstrasen verlegt werde. So müsse die Fußballabteilung zumindest für ihre Spiele demnächst mal wieder umziehen.
Aber am 5. Oktober sollen 100 Jahre RSC Rüttenscheid gefeiert werden, mit der Hoffnung, dass die Achterbahn mal wieder aufwärts fährt. Der Verein lädt ab 13 Uhr zu einem Spielfest auf seiner Anlage im Walpurgistal ein. Für Essen und Getränke ist gesorgt. Ein Teil der Einnahmen aus der Verköstigung geht an die Kinderkrebsstation der Uniklink Essen.
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