Essen. RSC Essen gegen den SV Kray 04: Ein Duell zweier Traditionsvereine auf einem Amateurfußballplatz mit ganz viel Charme – und besonderen Fans.

Ist das Auto einmal abgestellt, wird es auf dem Weg nach unten, rein ins Essener Walpurgistal schummrig und idillysch zugleich. Alles erinnert an einen Wald. Das Licht fällt durch das grüne Blätterdach, ehe eine weite Fläche ein Loch in die Atmosphäre zerreißt und ein paar Stimmen einen Kontrastpunkt zur drumherum herrschenden Stille darstellen.

Auf dem großen Ascheplatz, an dessen Seite teilweise nicht einmal Stangen zur Abgrenzung stehen, treffen die beiden Essener Traditionsvereine Rüttenscheider SC und SV Kray 04 in der Kreisliga C aufeinander. Der RSC feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen, den zu dieser Saison in den Spielbetrieb zurückgekehrten SV Kray, der am Ende mit 3:0 siegt, gibt es sogar schon 120 Jahre. Hinter dem Tor ist ein schwazer VW Polo abgestellt und rostet vor sich hin. Ein Nummernschild sucht man vergebens, ein Ballabdruck ziert die Flanke des Autos.

RSC Essen: „Vadda“ und die Ultras aus Rüttenscheid

Es ist schon ein besonderer Charme, den die Sportanlage des Rüttenscheider SC versprüht. Dabei sind die letzten Tage der Anlage längst angebrochen, der Umzug zur Veronikastraße steht fest. Die VfL Sportfreunde 07 und der RSC werden sich dort künftig einen neuen Kunstrasenplatz teilen. Die Zeiten des Fußballs auf Asche im Walpurgistal sind dann gezählt – schade eigentlich, wie auch der eine oder andere Zuschauer an der Seitenlinie sagt.

Auch interessant

„Ich liebe diesen Platz, hier störst du doch keinen“, so ein Fan, den alle hier nur als „Vadda“ kennen. Als das Spiel schon ein paar Minuten läuft, kündigt dieser sich mit lautem Getöse und Gesang an, während er den Weg vom Parkplatz hinunter zur Sportanlage läuft. Die Zuschauerinnen und Zuschauer drehen sich zu ihm um und können sich das Grinsen nicht verkneifen. Kaum ist er an der Seitenlinie angekommen, nimmt er herzlich die Freundinnen der Spieler des RSC in den Arm.

Hinter einem Tor auf der Sportanlage des Rüttenscheider SC (Im Walpurgistal) steht ein Auto ohne Kennzeichen. Ein Abdruck zeugt davon, dass dieses Auto schon mehrmals von einem Ball getroffen wurde.
Hinter einem Tor auf der Sportanlage des Rüttenscheider SC (Im Walpurgistal) steht ein Auto ohne Kennzeichen. Ein Abdruck zeugt davon, dass dieses Auto schon mehrmals von einem Ball getroffen wurde. © Radtke

Gemeinsam bildet „Vadda“, der seinen richtigen Namen nicht öffentlich sagen möchte, der dieser Redaktion aber bekannt ist, mit den Frauen die „Ultras“ in Rüttenscheid. „Ich begleite meinen Sohn, seit er hier Fußball spielt. Meistens haben wir auch Pyro dabei“, sagt er während der zweiten Hälfte. Nur eine Trommel würde noch fehlen. „Ich kenne zwar zig Musiker, aber keiner hat eine Trommel für mich besorgen können. Ich habe aber schon einmal bei Ebay geschaut, wir müssen uns mal eine bestellen. Dafür kommt diese Woche eine neue Soundbox für uns, damit wir hier richtig Krawall machen können“, sagt „Vadda“ und lacht.

Dabei ist er doch schon jetzt kaum zu überhören: Immer wieder schleudert er während der Partie seine seine extra gedichteten Gesänge auf den Platz und feuert so seine Jungs vom RSC an. „Eigentlich“, sagt er, „sind die dieses Jahr sehr gut aufgestellt. Aber heute läuft es nicht so.“

SV Kray 04 gewinnt das Spiel gegen den Rüttenscheider SC verdient mit 3:0

In der Tat: es ist nicht der zuvor mit drei Siegen aus vier Spielen gut gestartete Rüttenscheider SC, sondern der SV Kray 04, der an diesem Sonntagvormittag spielbestimmend ist, zwischendurch aber Glück hat, dass Andre Sollenböhmer nach einem versuchten Kopfstoß nicht vom Platz geschickt wird. Schon zu Beginn kann der SV Kray einige Abschlüsse verzeichnen. Doch der Freistoß von Niklas Koenen zischt ebenso vorbei wie auch alle anderen Torschüsse. Mal links vorbei, mal rechts vorbei, mal drüber, mal zu zentral.

Auch interessant

In der 33. Minute treffen die Gäste dann aber doch zur verdienten Führung. Eine Vorlage von rechts verwandelt Caglar Marankoz sicher zur 1:0-Pausenführung. Im zweiten Spielabschnitt, in dem Koenen wegen Schubsens vom Feld fliegt, erhöht Fabian Eberhardt nach schönem Spielzug auf 2:0 und setzt mit dem Schlusspfiff per schönem Heber aus 25 Metern sogar noch das 3:0 drauf.

Natürlich ärgert sich „Vadda“ über das verlorene Spiel. Doch schlussendlich geht es doch gar nicht um das Ergebnis in der Kreisliga C. Er wird auch nächste Mal wieder vor Ort sein – vielleicht dann ja sogar doch mit einer Trommel.

Mehr zum Amateurfußball in Essen