Essen. Die Essener Grundschulen nehmen ab Dienstag (24. September) Anmeldungen an. Die wichtigsten Infos und hartnäckigsten Fehl-Annahmen.

Schätzungsweise 5800 Kindergartenkinder müssen jetzt in Essen an den Grundschulen fürs kommende Schuljahr 2025/26 angemeldet werden. Die Grundschulen nehmen ab Dienstag, 24. September, Anmeldungen entgegen. Wir nennen die populärsten Irrtümer.

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Populärer Irrtum 1: Katholische und evangelische Grundschulen gehören den Kirchen

Es gibt 84 Grundschulen im Stadtgebiet. Davon sind zwei städtisch-evangelisch (Theodor Heuss, Bergerhausen, und Käthe Kollwitz, Rüttenscheid), und 18 städtisch-katholische Grundschulen. Die Betonung liegt auf: städtisch! Denn auch wenn diese Schulen konfessionell ausgelegt sind, ist der Schulträger allein die Stadt Essen.

Die Käthe-Kollwitz-Schule in Essen-Rüttenscheid - eine von zwei städtisch-evangelischen Schulen in Essen.
Die Käthe-Kollwitz-Schule in Essen-Rüttenscheid - eine von zwei städtisch-evangelischen Schulen in Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Dass diese Schulen so genannte „Bekenntnisschulen“ sind, haben vor Jahrzehnten mal irgendwann die Eltern entschieden. Alle anderen Grundschulen in Essen sind „Gemeinschaftsgrundschulen“ und sind konfessionell neutral. In Schulen mit evangelischer oder katholischer Ausrichtung gehört manchmal dazu, dass Eltern sich dazu verpflichten, ihre Kinder im entsprechenden Sinne zu erziehen.

Schulen, die von Kirchen oder Orden betrieben werden, gibt es auch, aber das sind keine Grundschulen: Mariengymnasium in Werden oder Gymnasium Stoppenberg sind Schulen des Bistums; das Don-Bosco-Gymnasium in Borbeck und das BMV in Holsterhausen sind Ordensschulen.

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Populärer Irrtum 2: Ich darf mein Kind nur in einem bestimmten Bezirk anmelden

Feste Schuleinzugsbereiche oder Schulbezirke, die für die Grundschulen verbindlich gelten, wurden in NRW schon 2007/2008 abgeschafft. Bis dahin waren den Grundschulen fest abgezirkelte Bereiche zugeordnet. Mittlerweile gilt der freie Elternwille, und das Kind kann theoretisch an jeder beliebigen Schule angemeldet werden. Die wenigsten Eltern machen von dieser freien Wahlmöglichkeit Gebrauch, denn die meisten wollen, dass ihre Kinder selbstständig zur Grundschule laufen können. Die Entfernung zum Wohnort spielt auch eine Rolle bei der Vergabe der Schulplätze. Womit wir bei Irrtum 3 wären, einem sehr heiklen Punkt.

Populärer Irrtum 3: Wenn ich mein Kind angemeldet habe, ist mir der Platz an dieser Schule sicher

Mitnichten. Viele Schulen erhalten mehr Anmeldungen, als sie freie Plätze zur Verfügung haben. Kriterien bei der Auswahl eines Kindes sind unter anderem die Entfernung zum Wohnort, ob schon ein älteres Geschwisterkind die Schule besucht, und andere. Bei der Auswahl müssen die Schulen außerdem auf ein ausgewogenes Verhältnis von Jungen und Mädchen achten. Am Ende entscheidet das Los; nur das gibt absolute Rechtssicherheit. Entsprechend gering ist die Zahl der Klagen von abgewiesenen Eltern, beziehungsweise entsprechend gering sind die Erfolgsaussichten solcher Klagen.

Schlimm für alle Familien ist, dass die endgültigen Zusagen erst immer sehr spät kommen – rund um Ostern. Das liegt an vielen Nachzüglern, die gemeldet werden, und an Entscheidungen, die erst spät getroffen werden, zum Beispiel an einer Grundschule, die viel mehr Anmeldungen hat als freie Plätze, eine weitere Klasse einzurichten. Grundsätzlich herrscht größte Platznot an den Essener Grundschulen, und die Stadt ist rechtlich dazu verpflichtet, allen Kindern in der Stadt einen Platz anzubieten. Das muss allerdings nicht an der Wunsch-Schule sein.

Populärer Irrtum 4: Es gibt einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung

Ganz einfach: Nein, den gibt es nicht. Noch nicht. Erst ab dem Schuljahr 2026/27 gibt es den Rechtsanspruch auf Betreuung im Offenen Ganztag (OGS), es wird mit dem Jahrgang der ersten Klassen begonnen und schrittweise auf jeden weiteren Jahrgang pro Schuljahr ausgeweitet. Für Essen heißt das: Im Jahr 2003/04 gab es genau 16 OGS-Gruppen. Derzeit sind es mehr als 500, fast jede Grundschule in Essen hat einen Offenen Ganztag. Der heißt übrigens „Offen“, weil man zu Beginn der Schulzeit über die Teilnahme selbst entscheiden kann. Wenn der Rechtsanspruch kommt, geht man davon aus, dass man mehr als 600 Gruppen benötigt.

Viele Kinder bekommen ihr Mittagessen mittlerweile als Teil der Offenen-Ganztags-Betreuung in der Schule.
Viele Kinder bekommen ihr Mittagessen mittlerweile als Teil der Offenen-Ganztags-Betreuung in der Schule. © dpa | Jens Kalaene

Populärer Irrtum 5: Die Lehrer entscheiden nach Klasse 4 über die weitere Laufbahn

Das stimmt nicht. Die Grundschulen sprechen vor dem Übergang auf die weiterführende Schule lediglich eine Empfehlung aus, ob nach ihrer Ansicht das Kind komplett geeignet ist fürs Gymnasium oder nur eingeschränkt. Diese Empfehlung ist nicht rechtsverbindlich. Entsprechend müssen die Gymnasien bei ihren Anmeldungen erst mal alle Kinder aufnehmen, die angemeldet werden, auch jene mit Zeugnisnoten, die keine gute Zeit auf dem Gymnasium verheißen.

Populärer Irrtum 6: i-Dötze heißen i-Dötze, weil die Kinder als erstes das „i“ lernen

Das war vielleicht früher mal so, ist heute aber anders. Die meisten Schreiblern-Bücher in den Grundschulen fangen mit dem „L“ an, dem großen und dem kleinen, gefolgt vom „O“, dann „A“, dann „M“. Und dass mit Schreibschrift angefangen wird, ist schon seit Jahrzehnten erledigt. Die Kinder lernen zu Beginn eine Druckschrift, geschrieben wird zunächst mit Bleistift, dann oft mit Tintenroller und erst dann mit einem Füller. Erst ab Klasse 2 wird eine so genannte „vereinfachte Ausgangsschrift“ gelehrt, die in Teilen der klassischen Schreibschrift gleicht.

Tornister und Schultüte gehören dazu, wenn es in die erste Klasse geht - auch in diesem Jahr an der Emscherschule in Altenessen.
Tornister und Schultüte gehören dazu, wenn es in die erste Klasse geht - auch in diesem Jahr an der Emscherschule in Altenessen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Populärer Irrtum 7: Allein entscheidend beim ersten Ranzen ist sein Gewicht

Wenn der Tornister ausgesucht wird, wollen Eltern nur das Beste für das dann oft noch fünfjährige, zarte, kleine Kind. Er soll toll aussehen, gut sitzen und möglichst leicht sein. Niemand will, das Grundschüler schon „Rücken“ haben. 20 Gramm weniger schlagen sich dann oft beeindruckend im Preis nieder. 250 Euro sind mittlerweile nicht ungewöhnlich, Turnbeutel, Mäppchen und passende Trinkflasche sind dann immerhin oft inklusive.

Sozialindex der Essener Schulen: Wo steht die Schule meines Kindes?

Kinder haben aber oft ihre ganz eigene Meinung davon, wie der Ranzen auf dem Rücken sitzen – oder zum Leidwesen der Eltern – hängen soll. Spätestens, wenn das i-Dötzchen dann mit gesammelten Steinen in verschiedenen Größen und Farben nach Hause kommt: „Schau mal, was ich gefunden habe“, stellt man sich die Frage, ob 20 Gramm mehr oder weniger tatsächlich den Ausschlag geben. Das ist jetzt keine erfundene Geschichte, sondern eine echte Erfahrung. In diesem Sinne: Kauft den Tornister, der dem Kind gefällt. Der Inhalt ist wichtiger als das Gewicht. Leicht sind sie alle, schwer erst mit Steinen.

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