Essen. Besonders viele Lehrerinnen und Lehrer fehlen an Grund- und Förderschulen. Regelungen der Landesregierung stellen auch Gymnasien vor Probleme.
Die Essener Schulen starten vielerorts mit unbesetzten Lehrerstellen ins neue Schuljahr. Die Sommerferien enden am Dienstag, 20. August, Mittwoch ist der erste Schultag.
Besonders hart trifft der Personalmangel die Grund- und Förderschulen. Nach Angaben der Bezirksregierung Düsseldorf konnten jetzt allein an den 84 Grundschulen nur 15 von insgesamt 87 freien Stellen neu besetzt werden. An den 15 Realschulen im Stadtgebiet gab es zum Stichtag 16. August genau 37 freie Stellen, von denen nur fünf besetzt werden konnten. 26 weiter unbesetzte Stellen gibt es an den sieben Essener Gesamtschulen, und sage und schreibe 46 offene Stellen verzeichnen derzeit die 16 Förderschulen in Essen. Gerade mal sechs Neueinstellungen gelangen dort.
Probleme bestehen dauerhaft in bestimmten Fächern
„Wir sind zwar knapp besetzt, aber können soeben den Stundenplan erfüllen und einige AGs anbieten“, sagt zum Beispiel Jörg Hendrix, Leiter der Geschwister-Scholl-Realschule in Borbeck. Und Berthold Urch, der Leiter der Alfred-Krupp-Schule, einem Gymnasium an der Stadtteilgrenze zwischen Holsterhausen und Frohnhausen, erklärt: „Die Gymnasien trifft der Personalmangel derzeit zwar nicht so hart.“ Doch die Gymnasien haben flächendeckend ein anderes Problem: Das Schulministerium hat verfügt, dass frei werdende Stellen maximal zur Hälfte neu besetzt werden. Den Rest der Stunden müssen Lehrer und Lehrerinnen, die auf die freie Stelle kommen, woanders absolvieren - und zwar an Schulen, an denen der Mangel noch eklatanter ist. „Abordnung“ heißt dieses Verfahren, also eine Versetzung von Amts wegen. „Bis 2026 wird an Gymnasien mit jeder frei werdenden Stelle so verfahren“, sagt Urch, „das stellt die Gymnasien vor Probleme.“ Urch ist auch Sprecher der Essener Gymnasialdirektoren.
Statistik bildet nicht die Realität ab
Im gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf waren Anfang Juni 2024 statistisch 96,33 Prozent aller Grundschul-Lehrerstellen besetzt. An Realschulen waren es knapp 95 Prozent, an Förderschulen etwas mehr als 90 Prozent. Doch diese Statistik bildet nicht die Realität in den Schulen ab: Denn nicht erfasst sind diejenigen Pädagogen, die wegen Dauererkrankung, Mutterschutz, Elternzeit oder Schwangerschaft über längere Zeit ausfallen.
Während das Land derzeit darauf hinweist, dass in den letzten Jahren die Zahl unbesetzter Lehrerstellen zurückgeht, weist Berthold Urch, der Sprecher der Essener Gymnasialdirektoren, auf ein anderes Problem hin: „Die Lücken bestehen dauerhaft vor allem in bestimmten Fächern wie Mathematik, andere Schulen haben derzeit große Probleme, Fachkräfte für Erdkunde-Unterricht zu bekommen.“
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Förderschulen haben den größten Mangel
Und vor allem die Förderschulen, jene mit dem größten Mangel an ausgebildetem Personal, haben das Problem, dass der Markt derzeit einfach nichts hergibt. Da hilft es auch wenig, dass die Ausbildungskapazitäten an den Unis vergrößert wurden und werden. So hat zum Beispiel die Uni Duisburg-Essen im Wintersemester 2022/23 damit begonnen, den Studiengang Sonderpädagogik anzubieten, der Lehrerinnen und Lehrer ausbildet, die künftig an Förderschulen arbeiten können. Fürs kommende Wintersemester gingen an den vier sonderpädagogischen Studiengängen insgesamt etwas mehr als 700 Bewerbungen ein. Doch mit den ersten Absolventen ist erst in den nächsten Jahren zu rechnen.
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