Essen-Werden. Im „Schiffers“ geht am Ende des Jahres das Licht aus. Betreiber Daniel Schiffer hat ein neues Konzept. So geht es an anderer Stelle weiter.
Mitten in die sommerliche Hitze platzt dieser Tage eine Nachricht, die die Menschen im Abteistädtchen Werden aufhorchen lässt: Das „Schiffers im alten Löwen“ wird am 31. Dezember zum letzten Mal öffnen. Für zehn Jahre war das Restaurant an der Brückstraße ein fester Bestandteil der Essener Gastronomie-Szene, viel gelobt und oftmals auch kultureller Veranstaltungsort. Es soll weitergehen, kündigt Betreiber Daniel Schiffer an – aber an anderer Stelle und mit einem veränderten Konzept.
Warum die Schließung? Es sei gewiss nicht so, als würde das „Schiffers“ nicht laufen. Das Reservierungsbuch sei stets voll, wenn auch im Sommer weniger zu tun sei. Und die ursprüngliche Arbeit am Gast macht Daniel Schiffer und seiner Crew noch immer großen Spaß: „Wir haben wirklich fantastische Gäste. Wir kennen viele schon lange und persönlich, wissen, was sie trinken oder an welchem Tisch sie sitzen wollen.“
Hohe Energiekosten, viel Bürokratie und strenge Auflagen
Doch die negative Entwicklung der Branche macht dem Inhaber zu schaffen: „Das klassische und inhabergeführte Restaurant hat es heutzutage wirklich schwer“, weiß Schiffer sowohl aus eigener Erfahrung als auch durch Gespräche mit Kollegen. Immer teurere Lebensmittel und steigende Mieten, hohe Energiekosten, viel Bürokratie, strenge Auflagen, die angepasste Mehrwertsteuer von 19 Prozent sowie Personalmangel würden die Arbeit immer mehr erschweren und die Freude am Job trüben.
Im „Schiffers“ etwa sorgen sich an fünf Tagen in der Woche zwei festangestellte Köche sowie Schiffer und seine Freundin Julia Witte um das leibliche Wohl der Gäste. Mittags und abends. Wenn einer ausfällt, ende das in einer Katastrophe oder mit einem „Heute geschlossen“-Zettel im Fenster. „Leider gab es diese Situation mal bei uns; das waren die schlimmsten Wochen meiner gastronomischen Laufbahn. Am liebsten hätte ich damals schon geschlossen“, erinnert sich Schiffer, der bereits seit 25 Jahren in dieser Branche tätig ist, zehn davon jetzt selbstständig.
Das Konsumverhalten der Kunden hat sich verändert
Neben der Sorge, dass einfach niemand in seinem Team ausfallen darf, treiben Schiffer noch weitere Bedenken um. Das Konsumverhalten habe sich geändert. „Wenn das so weiter geht, werden sich die Menschen zweimal überlegen, ob sie etwas essen gehen oder nicht doch lieber zu Hause kochen.“
Der günstige Mittagstisch im Schiffers sei immer sehr stark frequentiert; das Abendgeschäft liefe zwar auch, stagniere aber und die Gäste würden mittlerweile deutlich zurückhaltender bestellen, etwa auf den Aperitif, die Vorspeise oder auf das Dessert verzichten. Dabei sei die angepasste Mehrwertsteuer in seinem Restaurant noch nicht mal in voller Höhe an die Gäste weiter gegeben worden. „Restaurantbesuche“, so bedauert Schiffer, „sind mittlerweile zu einem Luxusgut geworden“. Er sehe in der Gastronomie, wie er sie momentan noch betreibe, keine gute Perspektive. „Ich denke, es ist nur vernünftig, frühzeitig die Reißleine zu ziehen.“
„Restaurantbesuche sind mittlerweile zu einem Luxusgut geworden. Ich denke, es ist nur vernünftig, frühzeitig die Reißleine zu ziehen.“
Weniger kostenintensiv: Pommesbude statt Restaurant
Parallel zu seinen Bedenken und pünktlich zum Ablauf seines Pachtvertrags hätte sich dann eine Gelegenheit geboten, die Schiffer nicht ausschlagen wollte: Er bekam die ehemalige „Frittenschmiede“ in Heidhausen angeboten und unterzeichnete, ohne lange darüber nachzudenken, den Pachtvertrag. Da Schiffer immer gemeinsam mit seiner Freundin im Restaurant arbeitet und persönlich für die Gäste da ist, ist eine Neueröffnung der einstigen „Frittenschmiede“ erst möglich, wenn der alte Laden geschlossen ist. Danach wolle man auch noch ein bisschen renovieren. „Wir hoffen, dass wir spätestens im Februar 2025 eröffnen können“, zeigt sich der Gastronom optimistisch.
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Zukünftig also Pommesbude statt Restaurant? „Ja. Ein Imbiss ist überschaubarer und vor allem nicht so personal- und kostenintensiv“, sagt der ehemalige BWL-Student. „Wir machen den Laden zu zweit mit einer Aushilfe, minimieren also die Personalkosten. Zudem ist die Miete für ein kleines Ladenlokal geringer, ebenso wie der Wareneinsatz.“ Und dann wäre da eben noch die Konsumflaute, die für diese andere Art der Gastronomie spreche: „So wie ich es in den letzten Monaten beobachten konnte, weiß ich, dass die Menschen eher bereit sind zehn, zwölf Euro für ein Schnitzel mit Pommes auszugeben als dreißig, vierzig Euro für ein Rinderfilet mit Trüffelrisotto.“
Das Lokal in Essen-Heidhausen bekommt einen neuen Namen
Die einstige „Frittenschmiede“ bleibt also auch unter den neuen Betreibern ganz bewusst eine Imbissbude. „Wir wissen, dass die Frittenschmiede immer sehr beliebt war. Die Schließung hat eine große Lücke in Heidhausen hinterlassen“, so Schiffer, der diese Lücke schließen und Speisen mit Imbisscharakter von guter Qualität anbieten möchte. So stünden beispielsweise noch Gespräche mit Bauern oder lokalen Metzgereien auf der To-do-Liste.
Schiffer und seine Freundin wollen auf jeden Fall ihre eigene Handschrift mit in den Laden bringen und nicht einfach nur aufschließen und weitermachen. Im Zuge dessen bekommt das Kind auch einen neuen Namen, über den man sich derzeit noch Gedanken mache.
Silvester ist Schluss im „Schiffers“ in der Werdener Altstadt
Dass das „Schiffers“ demnächst der Vergangenheit angehören wird, stimmt das Paar natürlich auch traurig. Aber: „Wir bleiben ja in der Nähe. Wer zu uns kommen mag, hat es im nächsten Jahr nicht weit. Es gibt eben nur kein Rinderfilet mehr bei uns, dafür aber qualitativ hochwertige und leckere Imbissgerichte“, erklärt Schiffer.
Mit dem Vermieter des „Schiffers im alten Löwen“, der momentan auch andere Pläne mit der Immobilie habe, einigte sich der Gastronom darauf, das Jahr noch vollzumachen, obwohl ursprünglich im Oktober Schluss gewesen wäre. Silvester wird somit der letzte Abend im „Schiffers“ sein.
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