Essen-Heidhausen. Jürgen Lippold hatte ein Händchen für gutes Essen und für seine Mitmenschen. Seine Pommesbude an der B 224 galt als kulinarische Institution.

Der beliebte Fast Food-Treff „Frittenschmiede“, in Heidhausen direkt an der Bundesstraße 224 gelegen, stand für aufgelockertes Ambiente, das mit kulinarischer Klasse daherkam, ohne jedoch pseudo-edle Attitüde zu verströmen. Mittendrin Gastronom Jürgen Lippold, dessen große Stärke seine unkomplizierte Art war, die eine bunt gemischte Kundschaft anlockte und zu Freunden werden ließ.

Eine kulinarische Institution im Stadtteil Essen-Heidhausen

Lippold hatte ein Händchen für gutes Essen. Und für seine Mitmenschen. Seine so ganz andere „Pommesbude“ war eine kulinarische Institution im Stadtteil. Alle fühlten sie sich wohl „beim Jürgen“. Doch Lippold wird nie mehr in seiner offenen Küche stehen und zum Beispiel mittwochabends Gambas zuhauf in der Pfanne schwenken. Denn der 72-Jährige verstarb plötzlich und unerwartet.

Im Essener Stadtteil Heidhausen kennt jeder die „Frittenschmiede“ an der B 224. Jetzt ist sie bis auf Weiteres geschlossen.
Im Essener Stadtteil Heidhausen kennt jeder die „Frittenschmiede“ an der B 224. Jetzt ist sie bis auf Weiteres geschlossen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Am 6. Juni ging ein buntes und reiches Leben ganz still zu Ende. So folgte er seiner Marita nach, die ihm zuvor genommen worden war. Hennes Multhaup war ein enger Freund und sprach auf der Trauerfeier: „Jürgen sagte immer, dass er ein Highlander sei, unabhängig, keine Familie. Da hat er sich aber getäuscht. Letztlich waren wir als seine Freunde und auch die vielen Stammkunden seine Familie.“

Jürgen Lippold war gelernter Starkstromelektriker

Immer sei er sportlich unterwegs gewesen, der Jürgen Lippold. Ob mit dem Cabrio, auf Skiern oder beim Tennis. Sportlich nahm er auch den Wechsel der Profession. Der gelernte Starkstromelektriker hatte einen Autohandel und war später Verkehrspsychologe. Da er auch richtig viel von gutem Essen verstand, klappte es gut mit dem Wechsel in die Gastronomie.

Beim Essen am schicken Food Truck mit Fisch und Wein entfuhr es ihm: „So was mache ich auch, aber besser. Was die hier kochen, kann ich schon lange.“ Gesagt, getan. Mit handwerklichem Geschick und einem Händchen fürs Ambiente verwandelte er ein altes Gemäuer in ein Restaurant mit Weinhandel. Der Wein kam von einem befreundeten Winzer, den Lippold bei einer Pfalzreise kennenlernte. Kulinarische Anregungen hatte er sich bei ausgedehnten Italienurlauben geholt. Nun galt es noch Putz abzuklopfen, altes Mauerwerk freizulegen, neue Böden zu verlegen. Die „Weinschmiede“ wurde ein Renner.

„Jürgen sagte immer, dass er ein Highlander sei, unabhängig, keine Familie. Da hat er sich aber getäuscht. Letztlich waren wir als seine Freunde und auch die vielen Stammkunden seine Familie.“

Hennes Multhaup, Trauerredner

Doch Lippolds Credo war der immerwährende Wechsel. Also stellte er alles auf null und eröffnete ein Häuschen weiter die „Frittenschmiede“. Auch diesen Laden baute der Macher eigenhändig um. Mit Partnerin Marita Langhoff-Reichel setzte Lippold das um, was er sich vorgenommen hatte. Er wollte nicht weniger als „die besten Pommes machen, die die Leute jemals gegessen haben“. Das Leben sei nun mal zu kurz für mittelmäßiges Essen.

Diesen Schicksalsschlag konnte der Gastwirt nicht verwinden

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Alles schien prima zu laufen. Doch ein Schicksalsschlag beendete jäh seine heile Welt. Den unverständlichen Tod seiner Marita konnte Lippold nicht verwinden. Er wurde nie wieder der alte. Kleinere und größere Krankheiten wischte er mit einem „wird schon wieder“ beiseite. Seinen großen Traum, den Lebensabend in der Wärme Süditaliens, in Apulien, zu verbringen, den konnte sich Jürgen Lippold nicht mehr erfüllen.

Maritas Tochter Nicole Cofano und deren Gatte Cristiano organisierten die Beerdigung und kümmern sich nun um den Nachlass. Über eine Nachfolgelösung für die verwaiste „Frittenschmiede“ wird noch gesprochen werden.

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