Essen-Kettwig. Der Baustart für den Neubau der Grundschule am Mintarder Weg in Essen-Kettwig ist noch nicht erfolgt. Wie lange sich Eltern gedulden müssen.

Darauf warten Eltern in Kettwig vor der Brücke schon sehr, sehr lange: Dass der Neubau des zweizügigen Grundschulgebäudes am Mintarder Weg endlich losgeht. Doch auch in diesem Sommer wird das Gras weiter ungehindert auf dem eingezäunten Grundstück wachsen. Und auch im Herbst werden dort weder Bagger noch Bauarbeiter gesichtet werden. Der Baustart ist nach Auskunft der Immobilienverwaltung nach mehrfachem Verschieben nun für Februar 2025 vorgesehen.

Ausgegangen wird von einer knapp zweijährigen Bauzeit, dann folgen nach der Übergabe noch Restarbeiten. Die Inbetriebnahme des Schulgebäudes werde zum Halbjahrswechsel am 5. Februar 2027 stattfinden, heißt es. Damit sind dann ziemlich genau zehn Jahre vergangen, seitdem in diesem Ortsteil Schülerinnen und Schüler letztmalig unterricht worden sind.

Am 30. Januar 2017 kam es zur sofortigen Schulschließung

Wir erinnern uns: Groß war der Schock, als die Stadt am 30. Januar 2017 die Grundschule an der Ruhr am Mintarder Weg mit sofortiger Wirkung schließen musste. Betroffen waren 150 Schülerinnen und Schüler, sie wechselten damals an die Gustavstraße, den zweiten Standort der Schule an der Ruhr.

Im Gebäude waren erhöhte Werte des Lösungsmittels Tetrachlorethen festgestellt worden. Dies gehört zu den leichtflüchtigen Chlorkohlenwasserstoffen und wird als Lösungsmittel bei der chemischen Reinigung und in metallverarbeitenden Betrieben sowie in der Papierindustrie eingesetzt.

Durch Untersuchungen wurde im Frühjahr 2017 bekannt, woher die Schadstoffe stammten: vom benachbarten Grundstück, auf dem früher ein Reinigungsbetrieb ansässig gewesen war. Das Tetrachlorethen hatte sich jahrzehntelang quasi durch den Beton gefressen und war über das Rohrleitungssystem und den Boden in die Schule gelangt.

Machbarkeitsstudie empfahl den Neubau am gleichen Standort

Das Hinweisschild zur Grundschule existiert noch am Mintarder Weg. Beschult werden die Kinder jedoch seit der Schließung am Standort Gustavstraße in Kettwigs Ortsmitte. Eine zweite Grundschule befindet sich am Schmachtenberg.
Das Hinweisschild zur Grundschule existiert noch am Mintarder Weg. Beschult werden die Kinder jedoch seit der Schließung am Standort Gustavstraße in Kettwigs Ortsmitte. Eine zweite Grundschule befindet sich am Schmachtenberg. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nun war die Politik gefragt: Sanierung oder Neubau? Eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben. Diese wurde im Mai 2019 den Ratsgremien vorgestellt. Die Studie kam zu dem Ergebnis, das alte Gebäude – es stammte aus den 1930er Jahren – abzubrechen und am selben Standort eine neue Grundschule zu errichten. Doch der Abriss des Altgebäudes unterlag besonderen Bedingungen. Die Arbeiten konnten statt im Jahr 2020 erst im Frühjahr 2021 beginnen, weil zunächst noch umfangreich andere Schadstoffe, nämlich Asbest und PCB, beseitigt werden mussten. Nach dem Abriss stand zudem noch die Sanierung des mit Tetrachlorethen belasteten Bodens an.

Dieser Entwurf für den Grundschulneubau aus dem Jahr 2023 bildet die Grundlage für das baurechtliche Genehmigungsverfahren. 
Dieser Entwurf für den Grundschulneubau aus dem Jahr 2023 bildet die Grundlage für das baurechtliche Genehmigungsverfahren.  © SSP AG

Parallel zu diesen Arbeiten liefen die Planungsprozesse für den Neubau. „Diese werden auch noch über den Herbst 2021 andauern. Aktuell befindet sich die Aufstellung des Raum- und Funktionsprogramms, das als Grundlage für die weiteren Planungsschritte dient, in der Abstimmung“, hieß es in einer Mitteilung der Verwaltung im März 2021. Der Baustart wurde damals für das Jahr 2023 vorgesehen, die Fertigstellung für Ende 2024 geplant. Es kam dann doch anders, obwohl die Politik im November 2022 schon den Startschuss für den Baubeginn des Schulneubaus gegeben hatte.

Dessen Konzept klingt durchaus vielversprechend: Es sieht für den den Neubau ausreichend Aufenthalts- und Erholungsbereiche vor, die für ein modernes Schulgebäude und die entsprechende Unterrichtsgestaltung notwendig sind. Geplant sind vier Baukörper, die mit einem weiteren, zentralen Baukörper verbunden sind. Neben einer Sporthalle wird es außerdem eine davon getrennt funktionierende Aula geben, die für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann. Damit wurde ein vielfacher Wunsch aus der Bevölkerung berücksichtigt.

Aktuell läuft die Ausführungsplanung für das neue Gebäude

Doch wann wird das alles Realität? Während 2023 die Verwaltung der Bezirksvertretung 9 noch mitteilte, man rechne mit dem Einzug im Jahr 2025, sprach beim diesjährigen Neujahrsempfang im Alten Bahnhof Kettwig Muchtar Al Ghusain, Beigeordneter der Stadt für die Bereiche Jugend, Bildung und Kultur, vom Sommer 2026, eher aber vom Herbst 2026.

Baukosten sind gestiegen

Als der Bau einer neuen Grundschule am Standort Mintarder Weg im Jahr 2019 vom Rat diskutiert und beschlossen wurde, ging man von Gesamtkosten in Höhe von 13,7 Millionen Euro aus.

Die aktuellen Berechnungen mit Stand Juli 2024 belaufen sich für dieses Bauvorhaben nun auf 23,9 Millionen Euro, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit.

Das Projekt für den Neubau der Grundschule Mintarder Weg befinde sich aktuell in der Ausführungsplanung, heißt es nun Stand Juli 2024 von der Immobilienwirtschaft. Und weiter: „Im Rahmen der Ausführungsplanung werden Planungsinhalte weiter ausdetailliert.“

Verzögerungen durch erforderliche Sicherheitsabstimmungen

Die Vorbereitungen zur Ausschreibung der Gewerke habe gemäß Terminplan Mitte Juli begonnen, sodass ab Ende November die Ausschreibungen sukzessive erfolgen könnten. „Der Baustart ist nach aktuellem Stand für Februar 2025 vorgesehen.“ Sprich, zwei Jahre nach den ursprünglichen Plänen. Die Begründung: „Bei der Finalisierung des Genehmigungsverfahrens kam es durch noch erforderliche Sicherheitsabstimmungen zu leichten Verzögerungen.“ Das betraf vor allem die Aula und deren öffentlichen Nutzung.

Die Nutzerübergabe sei bei einem komplikationsfreien Bauverlauf für Herbst 2026 und die Baufertigstellung für Dezember 2026 geplant, teilt die Immobilienverwaltung mit. Das bedeute, dass die Beschulung im Februar 2027 erfolgen könne. Wie eingangs erwähnt, zehn Jahre nach der Schließung des Altgebäudes.

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