Essen. Mieter des geräumten Essener Hochhauskomplexes kamen zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft unter. Da wollten viele nicht länger bleiben.

Anderthalb Wochen ist es her, dass 80 Bewohnerinnen und Bewohner eines Hochhauskomplexes in Essen-Freisenbruch spätabends ihre Wohnungen verlassen mussten. Die Wohnhäuser im Spervogelweg mit den Hausnummern 26 und 28 wurden von jetzt auf gleich in der Nacht auf Samstag (22.6.) für unbewohnbar erklärt. Die Tragfähigkeit sei nicht mehr gegeben, ein Loch in einem alten Bergbaustollen Schuld an der Misere.

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Die meisten Bewohner, die spätabends eilig ihre Sachen packen mussten, kamen bei Freunden und Verwandten unter. 30 von ihnen wurden noch in der Nacht in das ehemalige Dorint-Hotel nach Rüttenscheid gefahren, das aktuell eine Flüchtlingsunterkunft ist – ein Zustand, der zwar vorübergehend „okay“ war, aber doch bitte kein Dauerzustand werden dürfe, so einige Menschen aus Freisenbruch am Morgen nach dem Zwangsumzug. Eine Betroffene sagte nach der ersten Nacht: „Die sollen mal rabotti, rabotti machen. Hier bleibe ich keine zwei Monate.“ Und das musste sie auch nicht, auch wenn zurzeit immer noch völlig unklar ist, wie lange der Hochhauskomplex für unbewohnbar erklärt ist.

Mieterinnen und Mieter leben jetzt erst einmal in einem Hotel in Essens Innenstadt

„Die Leute sind in ein anderes Hotel gebracht worden“, sagt anderthalb Wochen später Frank Skrube, Pressesprecher der Wohnbau eG, Eigentümerin der beiden Hochhäuser. Die 30 Mieterinnen und Mieter, die im ehemaligen Dorint-Hotel untergekommen waren, seien in der Zwischenzeit in ein anderes Hotel umgezogen. Auf Nachfrage unserer Redaktion berichtet Frank Skrube, dass es sich dabei um das Ramada Hotel an der Schützenbahn im Stadtkern handele, ein Vier-Sterne-Hotel.

Das Ramada Hotel in der Essener Innenstadt: Dort sind 30 Mieter der Wohnbau eG untergekommen.
Das Ramada Hotel in der Essener Innenstadt: Dort sind 30 Mieter der Wohnbau eG untergekommen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dort seien bisher nur die Menschen untergekommen, die auch in der Flüchtlingsunterkunft waren. Bei der Wohnbau eG geht man aber stark davon aus, dass noch weitere Mieter in das Ramada Hotel einziehen werden. „Nach und nach werden es mehr werden“, prognostiziert Frank Skrube. Der Grund: Bei Freunden und Verwandten unterzukommen, sei für eine kurze Zeitspanne zweckmäßig und auszuhalten, aber auch wegen Platzmangel kein Dauerzustand.

Betroffene konnten noch einmal in ihre Wohnungen in Freisenbruch

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Wie geht es im Spervogelweg unter dem geräumten Wohnkomplex weiter? Müssen die beiden Hochhäuser abgerissen werden? Davon gehe man nicht aus. Vielmehr würden Statiker und andere Fachleute gerade an einem Plan schmieden, auf welche Art und Weise der alte Bergbaustollen unter der Erde wieder stabilisiert werden könne, damit die Häuser nicht absacken. Nach Angaben von Skrube steht aber noch völlig in den Sternen, wie lange die Arbeiten in Freisenbruch andauern werden – und wie lange die Mieter der Wohnbau eG im Ramada Hotel leben müssen.

Haben die Betroffenen denn mittlerweile die Möglichkeit gehabt, noch einmal in ihre Wohnungen zu gelangen, um wichtige Dinge zu holen? Frank Skrube bejaht diese Frage. In der letzten Woche hätte es 30-Minuten-Zeitfenster für die Mieter gegeben, in denen sie nacheinander in ihre Wohnungen durften, um wichtige Sachen mitzunehmen, die in der Eile bei der Evakuierung nicht mitgenommen werden konnten oder schlichtweg vergessen worden waren. Manche der Betroffenen berichteten am Tag nach der Evakuierung davon, dass sie am späten Abend gerade einmal 20 Minuten Zeit gehabt hätten, um zu packen, mache sogar nur wenige Minuten.

Eine ältere Dame sagte am Tag danach in der provisorischen Unterkunft in Rüttenscheid: „Ich habe nur eine Buxe dabei.“

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