Essen-Werden. Im Werdener Löwental soll bald an festen Plätzen und gegen Geld gegrillt werden. Warum sich die Ortspolitik bestätigt fühlt, aber skeptisch ist.
Das Alte Strandbad im Werdener Löwental soll mit festen Grillvorrichtungen ausgestattet und dann auch bewirtschaftet werden. Die Anzahl der Toilettenanlagen soll an die tatsächlichen Bedarfe angepasst und die aktuell praktizierte Zufahrtsregelung fortgesetzt werden. Am Mittwoch, 26. Juni, wird dem Stadtrat ein entsprechender Antrag von CDU und Grünen zur Abstimmung vorgelegt. Eine Stimmenmehrheit gilt als sicher.
Grund für das „Nachschärfen“ des Grillangebotes ist der aus dem Ruder gelaufene Maifeiertag. Ansässige Sportvereine beklagten sich bitter über „Auswüchse“. Letztlich kam es sogar zu einer Messerstecherei. Die Aufregung war groß, sogar das WDR-Fernsehen kam ins Löwental und berichtete von chaotischen Szenen.
Grillzonen haben überall in Essen Akzeptanzprobleme
Schnell bemühten sich Stadtverwaltung und Politik, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu nehmen. In der zuständigen Bezirksvertretung 9 ist man zwar grundsätzlich erfreut, dass die eigenen Ideen nun auch auf Stadtebene Gehör fanden. So hält CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Sülzer fest: „Wir freuen uns, dass die von uns geforderten Maßnahmen wie Zufahrtsbeschränkungen und Toilettenanlagen jetzt doch umgesetzt werden, nachdem wir so lange darauf warten mussten.“
Der Stellvertretende Bezirksbürgermeister Ludger Hicking-Göbels (Grüne) betont, dass der entsprechende Vorschlag seiner BV-Fraktion schon zwei Jahre alt sei: „Damals war das von der Verwaltung verworfen worden. Offenbar hat man nun aber erkannt, dass eine Form der Begrenzung kommen muss, damit sich nicht zu viele Griller auf dieser Fläche drängeln. Mitgebrachte Grills dürfen dann natürlich nicht mehr erlaubt sein.“
Ortspolitiker „fremdeln“ mit der Umsetzung der neuen Regeln
Viele Ortspolitiker „fremdeln“ aber mit der Umsetzung. So will es SPD-Vertreter Benjamin Brenk nicht in den Kopf, warum nun ein Pilotversuch auf den anderen gestülpt werde: „Für mich ist das komisch. Und warum nur im Löwental?“ Es gebe doch überall in der Stadt Akzeptanzprobleme bei den Grillzonen. Auch sei fraglich, ob sich wirklich alle Nutzer an das Modell einer Bewirtschaftung hielten: „Und wenn sich doch Mitbürger einfach daneben platzieren mit ihren mitgebrachten Grills und einfach darauf los grillen?“
„Die Grillzonen scheinen ohnehin nur zu funktionieren, wenn sie intensiv kontrolliert werden. Für mich ist es weiterhin Sache der Ordnungsdienste, die Regeln durchzusetzen.“
Verstärkte Kontrollen seien jedenfalls unvermeidlich: „Die Grillzonen scheinen ohnehin nur zu funktionieren, wenn sie intensiv kontrolliert werden. Für mich ist es weiterhin Sache der Ordnungsdienste, die Regeln durchzusetzen. Aber wenn ich den zuständigen Dezernenten Herrn Kromberg richtig verstanden habe, hat er in unserer vorletzten BV-Sitzung schon angedeutet, dass die Stadt das gar nicht leisten könne.“
Forderung nach regelmäßigen Krontrollen an den festen Grillplätzen
Auch CDU-Mann Sülzer äußert Kritik: „Den Einbau von festen Anlagen sehen wir kritisch und werden das sehr eng begleiten. Es müssen regelmäßige Kontrollen stattfinden. Wenn dies nicht der Fall ist, nützen nämlich auch feste Anlagen nichts. Dementsprechend muss im nächsten Jahr evaluiert werden, inwieweit die getroffenen Maßnahmen zielführend waren.“ Dann müsse neu entschieden werden, in welcher Form das Grillen weiter gestattet werden könne oder ob es an dieser Stelle keinen Sinn ergebe.
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Im zuständigen Ratsausschuss wurde der Weg frei gemacht für den Antrag. Die SPD hatte zwar Beratungsbedarf angemeldet, wurde aber überstimmt. Der Antrag sollte halt noch vor den Sommerferien in den Rat. Konsequent enthielten sich die Sozialdemokraten, während die FDP sogar dagegen stimmte: Womöglich werde die Maßnahme den Druck auf die anderen Grillzonen erhöhen.
Der ordnungspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Luca Ducree, sieht hier eine gute Idee, eine Lösung spezifisch für das Löwental zu finden. Die BV 9 fordere ja schon lange eine Bewirtschaftung: „Der Antrag ist also auf jeden Fall im BV-Interesse. Aber ich sehe auch die Problematik, dass für eine solche Bewirtschaftung Personal benötigt wird und es gegebenenfalls zu Verdrängungen in andere Grillzonen kommen könnte. Aber wir sollten erst einmal Erfahrungen sammeln und dann final beraten.“
Verwaltung sieht zusätzlichen Aufwand
Wie im Ausschuss für Öffentliche Ordnung berichtet, hält die Verwaltung das Bewirtschaften einer Grillzone grundsätzlich für möglich. Gleichzeitig wurde aber der erhebliche Aufwand betont, der mit einer solchen Bewirtschaftung einhergehe.
Zusätzliches Personal ist vonnöten, eine Überwachung, da die festen Grillplätze im Überschwemmungsgebiet stehen sollen, müssen sie nach der Saison abbaubar sein und vieles mehr. Am Ende gehe es natürlich auch um die zusätzlichen Kosten.
Die Bezirksvertretung 9, die am 25. Juni tagt, wird in dieser Sache lediglich nochmals angehört. Die Entscheidung erfolgt im Rat am 26. Juni.
Ein Angebot im öffentlichen Raum aufrechterhalten
Ludger Hicking-Göbels sieht pauschalisierend-lautstarke Vorwürfe gegen „ausartendes Grillen“ eher kritisch: „Ich bin häufiger vor Ort und erlebe dort nette und ruhige Familien.“ Nun müsse lösungsorientiert nachgesteuert werden, um weiterhin ein Angebot im öffentlichen Raum aufrecht halten zu können: „Da stehen wir in der politischen Verantwortung.“
Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk betont: „So etwas wie am Maifeiertag darf nie mehr passieren. Aber wir müssen unbedingt Angebote schaffen für die Menschen, die keine Möglichkeiten haben, auf ihrer privaten Fläche zu grillen. Mit einem eher symbolischen Beitrag könnte ich leben. Aber nicht so hohe Preise wie im Grugapark.“
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