Essen. Nach dem Chaos am 1. Mai fordern CDU und Grüne mehr Ordnung: Wer grillen will, muss einen Platz buchen und bezahlen - zunächst als Pilotprojekt.
Die dichten Rauchschwaden und der Geruch von Grillfleisch über dem Löwental in Essen-Werden sind längst verflogen. Doch was sich am 1. Mai auf dem Gelände des ehemaligen Strandbades abgespielte, erfährt nun ein politisches Nachspiel. In einem gemeinsamen Antrag an den Rat der Stadt fordern CDU und Grüne die Stadtverwaltung auf, schnellstmöglich ein Konzept für eine bewirtschaftete Grillfläche vorzulegen.
Wer im Löwental grillen möchte, dürfte also nicht länger seinen eigenen Grill mitbringen und innerhalb der ausgewiesenen Grillzone aufstellen, wie es derzeit gängige Praxis ist. Wer grillen will, müsste vorher einen Grillplatz buchen und dafür zahlen. CDU und Grüne sprechen von einem Pilotprojekt. Sollte sich das Konzept in der Praxis bewähren, könnte es auch auf andere Grillzonen übertragen werden, sagt Fabian Schrumpf, Vorsitzender der CDU-Fraktion.
Grillzone Löwental: CDU und Grüne reagieren auf Vorkommnisse am 1. Mai
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Beide Fraktionen, die im Rat kooperieren und dort gemeinsam die Mehrheit stellen, ziehen damit Konsequenzen aus den Vorkommnissen am 1. Mai, als die Grillzone völlig überfüllt war und im Löwenteil teils chaotische Zustände herrschten. Zufahrt und Wege waren zugeparkt, das Ordnungsamt musste einschreiten. Bei der Stadt gingen zahlreiche Beschwerden ein. Wenige Tage später schaute sich Essens Ordnunsgdezernenz Christian Kromberg die Situation vor Ort an.
Video: Situation der Grillzone im Löwental nach dem 1. Mai
Solche Zustände wie am „Tag der Arbeit“ sollen sich nach dem Willen von CDU und Grünen nicht wiederholen. Das Grillen im Löwental soll deshalb reguliert werden. Details sind noch zu klären. „Es soll nicht so sein wie im Grugapark“, sagt Fabian Schrumpf. 50 Euro kostet dort ein Grillplatz unter der Woche. Freitags, samstags und sonntags sind 70 Euro fällig. Hinzu kommt der Eintritt in den Park. Das Löwental ist hingegen frei zugänglich. Elke Zeeb, ordnungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, schwebt ein Preis fürs Grillen von einem Euro pro Person vor. Nicht nur Besserverdienende sollen es sich leisten können, sagt sie. Im Antrag an den Rat ist von einer „chancengerechten Gebührenhöhe“ die Rede.
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Wer in Essen-Werden grillen will, soll einen Grillplatz und eine feste Zeit buchen müssen
Den Antragstellern schwebt ferner ein Reservierungs- und Buchungssystem vor, das vorgibt, zu welchen Zeiten gegrillt werden kann und wie viele Personen sich maximal dort aufhalten können. Grilleinrichtungen sollen fest installiert werden, sich aber abbauen lassen, wenn im Löwental Veranstaltungen steigen wie zum Beispiel alljährlich das Pfingst Open Air mit mehreren tausend Besuchern. Die Zahl der Toiletten soll „dem tatsächlichen Bedarf“ angepasst werden, heißt es. Zufahrtskontrollen durch die städtische Servicegesellschaft RGE sollen während der Pilotphase beibehalten werden.
Wie hoch der Aufwand ist, auch der finanzielle, bleibt abzuwarten. Ebenso eine Antwort auf die naheliegende Frage, wie die Stadt sicherstellen will, dass nur jene die Grillplätze nutzen, die dafür auch bezahlt haben. Um Kontrollen Stadt wohl nicht umhinkommen. All dies soll die Verwaltung beantworten, wenn sie ihr Konzept vorlegt, das die Politik noch absegnen muss.
Anwohner spricht von „Schritt in die richtige Richtung.“
„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, kommentiert Rainer Henselowsky, Anwohner im Löwental, die Initiative der Politik. Er empfindet die Situation als mittlerweile unerträglich und steht damit keineswegs allein. „Alles, was die Grill-Nutzung eindämmt, ist zu begrüßen, und ich gehe davon aus, dass mit der Vermietung auch eine Reduzierung verbunden ist.“ Die Frequentierung des Landschaftsschutzgebietes Löwental habe generell jedes Maß verloren, auch das Protest-Camp zum AfD-Parteitag ist nach Ansicht von Henselowsky nicht verträglich.
Hauptproblem aber bleibe das massenhafte Grillen, das nicht nur andere Nutzungen verdränge, es entstünden auch gefährliche Situationen, weil die geparkten Autos der Grill-Freunde das Durchkommen für Rettungsfahrzeuge erschwerten oder unmöglich machten. „Jeder soll die Natur an der Ruhr genießen, aber solche Exzesse passen hier einfach nicht.“
Projekt soll noch in der laufenden Grillsaison starten
CDU-Fraktionschef Schrumpf setzt darauf, dass das Pilotprojekt noch in der laufenden Grillsaison startet. Wichtig sei es auch, „um die Akzeptanz der Grillzonen zu erhalten“. Zu Erinnerung: Auf städtischen Grünflächen gilt ein allgemeines Grillverbot, gestattet ist das Grillen nur in ausgewiesenen Grillzonen. Bürgerinnen und Bürger, die weder über Garten noch über einen Balkon verfügten, sollen die Gelegenheit haben, zu grillen, sagt Elke Zeeb. Daran soll sich aus Sicht der Grünen nichts ändern. Aber: „Man muss sich an die Spielregeln halten“, betont Fabian Schrumpf.
Beschwerden erreichten die Stadtverwaltung nach dem 1. Mai auch aus dem Hörster Feld, wo es eine von drei Grillzonen im Stadtbezirk gibt. Regelmäßig beklagen sich auch Anwohner des Stadtgartens über Lärm und Grillgeruch aus der Grillzone. Ob auf eine bewirtschafte Grillfläche im Löwental womöglich weitere in anderen Stadtteilen folgen, wird man sehen.
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