Emmerich-Hochelten. Dave Seegers serviert seit 30 Jahren Pfannkuchen in Emmerich-Hochelten. Der Niederländer ist unheilbar krank. Und setzt andere Prioritäten.

Dave Seegers hatte sofort eine Vision. Hoch oben auf dem Eltenberg und noch dazu perfekt am Waldrand gelegen, fiel ihm die runde Holzhütte mit dem kleinen Türmchen auf dem Dach ins Auge. Zuvor hatte hierin ein Balkan-Restaurant seine Heimat, doch die Türen des Lokals waren längst dauerhaft geschlossen als er das Haus vor 30 Jahren erstmals sah. Unverständlich war das für Seegers.

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Denn: „Das ist der perfekte Ort für ein Pfannkuchenhaus“, dachte er damals auch im Hinblick auf jene typischen Restaurants aus seiner Heimat, den Niederlanden. Er machte den Eigentümer der Immobilie ausfindig. Und bot ihm an, das Ganze für 15 Jahre anzumieten, so überzeugt war der damals 25-Jährige von seinem Plan.

Der Pfannkuchen-Plan ging auf

Nun, 30 Jahre später, ist er selbst Eigentümer der wirklich außergewöhnlichen Immobilien in Hochelten. Und was noch schöner ist: Sein Plan ging auf. Das Pfannkuchenhaus, oder besser Pannekoekhuys, gibt es immer noch. Dabei war die Anfangszeit schwer. „Viele Kunden musste ich verärgern“, erinnert sich Seegers. Denn diese standen vor dem Eingang und wollten nicht die süßen und herzhaften Pfannkuchen essen, die er im Angebot hatte, „sondern wollten immer Pommes und Schnitzel bestellen. Doch das gibt es bei mir nicht“, sagt der Eltener.

Dave Seegers und seine Lebensgefährtin Nadine Seidler bewirten aktuell im Winter nur an den Wochenenden und Feiertagen ihre Gäste. Und das auch nur, soweit es der Gesundheitszustand von Seegers zulässt.
Dave Seegers und seine Lebensgefährtin Nadine Seidler bewirten aktuell im Winter nur an den Wochenenden und Feiertagen ihre Gäste. Und das auch nur, soweit es der Gesundheitszustand von Seegers zulässt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Dass zuweilen einige Kunden verärgert vor der Tür seines Lokals stehen, ist auch seit einiger Zeit wieder so. Dafür gibt es einen traurigen Grund. Aufgrund einer unheilbaren Erkrankung hat sich Seegers dazu entschlossen, sein Restaurant seltener als zuvor zu öffnen. Nicht alle Gäste verstehen das. „Regelmäßig stehen Leute vor unserer Tür und beschweren sich, dass wir um 17 Uhr schließen, weil sie gegen 18 Uhr essen wollen“, erklärt Seegers. Aber: „Ich bin froh, wenn es 17 Uhr ist und ich heim zu meiner Familie kann.“ Denn eines weiß er nun: „Es gibt nichts Wichtigeres im Leben. Ich weiß nun, was wirklich Priorität hat.“

Das Restaurant ist seine Leidenschaft

Dave Seegers ist seit einigen Jahren unheilbar krank. Anfang 2021 wurde bei ihm Hautkrebs diagnostiziert. Im August desselben Jahres stellte sich heraus, dass sich Knochenkrebs und Lymphdrüsenkrebs ausgebreitet hatten. Zwei Jahre später wurde außerdem ein Gehirntumor diagnostiziert. Seegers hat unzählige Krankenhausaufenthalte hinter sich und muss sich seine Kraft und Zeit einteilen. Denn die traurige Wahrheit ist: „Ich bin unheilbar krank. Knochen kann man nicht aus dem Körper nehmen. Meine Zeit ist begrenzt.“

„Ich bin unheilbar krank. Knochen kann man nicht aus dem Körper nehmen. Meine Zeit ist begrenzt“

Dave Seegers
ist unter anderem an Knochenkrebs erkrankt.

Und dennoch: Neben seiner Familie ist sein Restaurant seine Leidenschaft und auch zusätzliche Kraftquelle. Daher macht er trotz seiner Krankheit weiter. Nur eben nicht mehr in dem Umfang, wie vor der Krankheit. Denn auch wenn es den ein oder anderen miesepetrigen Gast gebe, es gibt so viele andere, die mit netten Worten Seegers immer wieder das Herz erwärmen.

Lebensgefährtin und Kinder als Stütze

Um zu sehen, wie sich der Krebs entwickelt, muss Seegers alle drei Monate ins Krankenhaus in die Niederlande. Dann übernimmt seine Lebensgefährtin Nadine Steidler die Leitung. Dank eines engagierten Teams und auch der Hilfe seiner ältesten Tochter versuchen sie dann den Gästen, die im Übrigen bis aus dem Ruhrgebiet auf den Eltenberg kommen, das Bestmöglichste zu bieten. Sprich: Frische Pfannkuchen, so wie sie Dave Seegers seit drei Jahrzehnten unnachahmlich zubereitet. Eine Spezialität? Der Kuschelpfannkuchen für Kinder. Dieser normale Pfannkuchen wird stets auch mit einem Stofftier serviert, das von der großen Stofftierwand ausgesucht werden kann. Klar, dass diese Speise der Renner unter den kleinen Gästen ist.

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Das wird sicher auch weiter der Fall sein, wenn Seegers irgendwann in Zukunft nicht mehr selbst im Restaurant arbeiten kann. Dann wird Nadine Steidler die Geschicke leiten. Und ihr ist eines wichtig zu betonen. „Wir verkaufen unser Restaurant nicht. Viele wissen um den Zustand von Dave und fragen immer wieder nach, ob wir verkaufen. Aber das werden wir nicht tun“, sagt sie entschlossen. Jetzt und auch in Zukunft nicht.

Ein großes Herz für kranke Kinder

Seit zwei Jahrzehnten spielt im Übrigen auch de Efteling eine Rolle in Sachen Pannekoekhuys und damit auch in Dave Seegers Leben. Jedes Jahr im April wird die Hälfte des Erlöses aus dem Pfannkuchenhaus an die Villa Pardoes gespendet. Dieses Ferienhaus ist speziell für schwerkranke Kinder gedacht, damit sie frei von Kosten ein Urlaubserlebnis und einen Besuch im Freizeitpark genießen können. Seit der Eltener weiß, dass er selbst todkrank ist, ist ihm das Ganze noch mehr ans Herz gewachsen. „Es ist schön, Kindern dieses Erlebnis ermöglichen zu können“, sagt er mit Tränen in den Augen.

Mitte 2025 gibt es das Pannekoekhuys in Emmerich-Elten seit 30 Jahren.
Mitte 2025 gibt es das Pannekoekhuys in Emmerich-Elten seit 30 Jahren. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp