Emmerich. Fast 30 Jahre führte Rosemarie Stocksieker die Tierpension in Emmerich-Praest. Nun ist sie verstorben. Wie es weitergeht.

Als Rosemarie Stocksieker mit einem schwererziehbaren Vierbeiner die Hundeschule besuchte, versetzte sie sogar den Trainer ins Staunen. Nachdem die Probleme des Hundes bewältigt waren, kam der Profi auf sie zu. Das Frauchen mehrerer Haustiere habe ein wahres Händchen für diese und solle ihre Leidenschaft zur Berufung machen. Zweimal ließ sie sich das nicht sagen. 1996 pachteten die gebürtige Mainzerin und ihre gute Freundin Gabriele Fox die Tierpension Am Niederrhein an der Wiesenstraße in Praest. Seither tollen Pfötchen durch Kiesgarten und weite Wiese. „Fast alle sind mittlerweile Stammgäste, man kann sich riechen“, erklärt Fox. Die Fellnasen wittern dadurch auch, dass ihre liebste Spielkumpanin plötzlich fehlt.

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Tierische Geburtstagskuchen

Pensionsmutter Rosemarie Stocksieker liebte die Arbeit mit Tieren.
Pensionsmutter Rosemarie Stocksieker liebte die Arbeit mit Tieren. © WAZ FotoPool | Johannes Kruck

Pensionsmutter Stocksieker ist mit 68 Jahren verstorben. Drei Bearded Collies aus ihrer privaten Zucht übernahm Freundin Fox. Aber egal, ob eigene oder fremde Fellnasen: „Sie hatte so ein großes Herz für Tiere. Man kann sich gar nicht vorstellen, was sie alles für Hund und Katze getan hat.“ Die meisten Kunden geben ihre Haustiere über Ferien, Feiertage oder Wochenenden ab. Fiel ein tierischer Geburtstag auf diesen Zeitraum, feierte Stocksieker den mit allem, was dazugehört. „Sie hat dann immer zuckerfreien Streuselkuchen für die Tiere gebacken“, schmunzelt Fox. Wollten manche überhaupt nicht essen, setzte sie sich auf den Boden und fütterte sie. „Für die anspruchsvollen Hunde und Katzen, denen Trockenfutter nicht genug war, kochte sie täglich.“ So gerne war die Pensionsmutter aber gar nicht in der Küche.

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„Am liebsten spielte sie oder lief große Runden mit den Tieren“, blickt Fox zurück. Zu allen habe sie einen emotionalen Zugang gefunden. Und wenn die Hunde plötzlich zu winseln begannen, weil sie ihre Familien einfach zu schmerzlich vermissten? „Dann tröstete und streichelte sie eben stundenlang“, erinnert sich die Pensionspächterin. Ihr jahrzehntelanger Einsatz ließe sich nicht anders beschreiben als mit den Worten „Herz“ und „Liebe.“ Kein Wunder, dass Tiere samt Herrchen sie vermissen. Auch für das Fortbestehen der Pension war ihr kürzlicher Tod eine harte Probe.

Tierpension benötigt Aushilfe

Garfield und Odie, Katze und Hund, finden in Praest ein gemütliches Pfötchenhotel.
Garfield und Odie, Katze und Hund, finden in Praest ein gemütliches Pfötchenhotel. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Bis Januar 2025 kann ein Bekannter einspringen, danach wird dringend Unterstützung benötigt. „Allein schaffe ich das nicht“, deutet Fox auf 21 Plätze für Hunde und zwölf für Katzen. Belegt seien nicht immer alle, besonders in der Ferienzeit werde es jedoch stressig. Da kann sie sich kaum vorstellen, allein für die Geschäftsführung und alles andere verantwortlich zu sein. „Man will ja auch jedem Tier eine schöne Betreuung schaffen.“ Neben Tierpflege bis Fütterung stehen Arztbesuche und Reinigung von Innen- sowie Außenbereich auf der Agenda. Dass sich eine Aushilfe findet, glaubte Fox vor einer Woche noch nicht. In einer Tierpension lässt sich schließlich keine goldene Nase verdienen. Einzig überzeuge der Beruf, „weil doch jeder gerne mit Hunden zusammen ist“.

Tierliebe Aushilfe gesucht

Wer sich als Aushilfe bewerben möchte, muss Geduld haben, Verantwortung übernehmen können und bestenfalls einen Führerschein besitzen. „Im Grunde reicht es aber, wenn man tierlieb ist.“ Einsatz ist während der saisonalen Zeiten, also am Wochenende, feiertags und über die Schulferien. Zwei Schichten müssen besetzt werden, eine von 8 bis 12 Uhr, eine von 15 bis 19 Uhr. Melden unter 02822/80377 oder Gabriele.Fox@t-online.de.

Seit sie in den sozialen Medien einen Aufruf gestartet hat, melden sich immer mehr Menschen bei ihr. „Das wird ein kompletter Umbruch“, glaubt sie. Wenn sich eine Aushilfe findet, ist das Pfötchenhotel trotz Schicksalsschlag gerettet. Ersetzen kann Rosemarie Stocksieker und „ihre Liebe für Hund, Katze, Maus“ aber sicher niemand: „Es bleibt eine Lücke bei Tier und Mensch.“