Rees. Einstiger Tönnies-Schweinemäster aus Rees ist der Tierquälerei schuldig. Diese Bilder zeigen seine Taten. Welche Strafe folgt.

Im Sommer 2023 veröffentliche Aninova e.V., damals unter dem Vereinsnamen Deutsches Tierschutzbüro, erschreckendes Bildmaterial aus einem Schweinemastbetrieb in Rees. Die Videoaufnahmen, die teilweise mit versteckter Kamera entstanden sind, zeigten kranke, verletzte und blutende Schweine. Den Tieren wurde nicht geholfen. Der Hauptvorwurf war allerdings, dass der Landwirt bewusst Schweine in einen Zwischengang ohne Futter und Wasser gesperrt hatte. „Die Tiere sind dort qualvoll verhungert und verdurstet. Das war offenbar günstiger, als die Schweine tierärztlich behandeln zu lassen“, empört sich Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender. Und es geht noch weiter.

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Auf den Aufnahmen der versteckten Kameras ist zu sehen, wie der Landwirt an den Tieren im Zwischengang vorbeigeht. „Wie skrupellos muss man sein, wenn man Tieren noch nicht einmal Wasser und Futter gibt und ihnen dann noch beim Sterben zuschaut? Diese Tiere müssen Höllenqualen erlitten haben“, so Peifer.

Landwirt wollte sich den Tierarzt sparen

Der Landwirt ließ kranke Tiere zum Sterben auf dem Gang.
Der Landwirt ließ kranke Tiere zum Sterben auf dem Gang. © Deutsches Tierschutzbüro/Aninova e.V. | Deutsches Tierschutzbüro/Aninova e.V.

Schweine, die in einer Mastanlage zusammengepfercht sind. Die Haltung erfolgt auf Spaltenböden, Auslauf gibt es nicht. Gleich mehrfach hatte ein Recherche-Team in der Stallung mit rund 1000 Tieren die dortigen Zustände dokumentiert. Immer wieder zeigte sich das gleiche, grausame Bild: kranke, verletzte und blutende Schweine. Vereinzelte Tiere hatten Handballen-große Abszesse, andere Nabelbrüche. Weitere Schweine hatten einen auffällig starken, aufgeblähten Bauch, sie litten vermutlich an einem parasitären Befall. Eine tierärztliche Behandlung der Schweine erfolgte nicht.

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Bilder- und Videoaufnahmen entstanden im Sommer 2022.
Bilder- und Videoaufnahmen entstanden im Sommer 2022. © Deutsches Tierschutzbüro/Aninova e.V. | Deutsches Tierschutzbüro/Aninova e.V.

Wie die NRZ bereits berichtete, wurden die Videoaufnahmen im Juli 2022 erstellt. Das zuständige Veterinäramt wurde damals unmittelbar informiert, nach detaillierter Sichtung und Ausarbeitung wurde bei der Staatsanwaltschaft Kleve im August 2022 Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Kleve hat umfangreich ermittelt. So fand eine Durchsuchung der Schweinemast statt. Zudem hatte auch das Veterinäramt eine Strafanzeige erstattet. Im Amtsgericht Emmerich wurde der Landwirt nun zu sechs Monaten Bewährung verurteilt. „Wir decken immer wieder Tierquälerei und Gesetzesverstöße im Bereich der Massentierhaltung auf, meist werden die Verfahren eingestellt, daher zeigen wir uns zufrieden mit Verurteilung“, so Peifer.

Reeser Betrieb war Tönnies-Lieferant

Die Veröffentlichung der Bilder hatte bereits letztes Jahr Folgen für den Landwirt. So hat Tönnies die Abnahme der Tiere gestoppt und das QS Kontrollsystem hat den Betrieb gesperrt. Dadurch ist es dem Landwirt nicht mehr möglich, an andere große Schlachtunternehmen wie Westfleisch oder Vion zu liefern. Auch bekannte Supermärkte wie EDEKA, LIDL, ALDI Süd und Nord und Kaufland teilten auf Nachfrage mit, dass sie kein Fleisch aus dem Skandalbetrieb mehr verkaufen würden.

Als eine Art Rache hat der Schweinmäster das Team wegen Hausfriedensbruch angezeigt. „Wir kennen das schon. Bei fast jeder Aufdeckung bekommen wir eine Anzeige, doch am Ende werden die immer eingestellt“, so Peifer.

Kein Einzelfall

Kranke oder verletzte Tiere blieben unversorgt.
Kranke oder verletzte Tiere blieben unversorgt. © Deutsches Tierschutzbüro/Aninova e.V. | Deutsches Tierschutzbüro/Aninova e.V.

„Seit Jahren veröffentlichen wir und andere Tierrechtsorganisationen immer wieder erschreckendes Bildmaterial aus Tierhaltungsbetrieben. Von einem Einzelfall kann hier wirklich nicht mehr die Rede sein“

Jan Pfeier
Vorsitzender Aninova

Peifer und seinem Team ist es wichtig zu betonen, dass solche Aufdeckungen von Tierquälerei nicht den bedauerlichen Einzelfall darstellen. „Seit Jahren veröffentlichen wir und andere Tierrechtsorganisationen immer wieder erschreckendes Bildmaterial aus Tierhaltungsbetrieben. Von einem Einzelfall kann hier wirklich nicht mehr die Rede sein“, so Peifer, der abschließend auf das Datenprojekt www.tierschutz-skandale.de hinweist. Auf der Website haben Aninova und andere Tierrechtsorganisationen alle Tierschutzaufdeckungen der letzten Jahre zusammengetragen. Wer Tierquälerei wie diese nicht unterstützen wolle, der solle die rein pflanzliche Lebensweise wählen.